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Die Legenden von Attolia 4: Die Verschwörer (German Edition)

Die Legenden von Attolia 4: Die Verschwörer (German Edition)

Titel: Die Legenden von Attolia 4: Die Verschwörer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Whalen Turner
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Ohne Zweifel erzählte er im Gegenzug die Geschichte, dass ich wegen Ungehorsams und eines Kampfes verkauft worden sei. Baronin Hanaktia schüttelte schroff den Kopf und wandte sich einem anderen Sklaven zu, der ihr zum Kauf angepriesen wurde. Aber Berrone blickte zu mir zurück.
    Sie war weichherzig. Sie bedauerte mich. Sie sah mich ernst an, und ich war sicher, dass die Tarnung des Sklavenhändlers versagen würde. Dann rief ihre Mutter sie scharf zu sich und führte sie weg. Niedergeschlagen schrie ich meine Enttäuschung in den Knebel in meinem Mund hinein und betete, dass irgendein Gott vom Himmel herabgreifen und das dumme Mädchen schütteln möge, bis das kleine Erbsengehirn ihr im Schädel klapperte.
    Es deutete nichts auf göttliches Eingreifen hin, aber Berrone sah mich noch einmal an, auch als ihre Mutter sie schon wegzog, und ich erblickte darin einen Grund zur Hoffnung. Im Laufe der nächsten Stunde schob ich mich langsam näher an den Rand des Pferchs heran. Die Sklavenhändler bemerkten die Bewegung nicht, die Sklaven um mich herum aber sehr wohl, und Stück für Stück rückten sie weiter, wie ich es tat, um den Freiraum zwischen meinen Füßen und ihnen zu erhalten. Am Ende sah ich durch das Lattengitter des Pferchs die Tochter des Barons, als sie mit ihrer Mutter zurückkehrte. Sie hatten einen jungen Sklaven im Schlepptau, sicher einen Hausdiener, vielleicht für ihren Bruder oder für die Küche. Der Sklave stieg hinten auf eine Kutsche, während die Frauen sich vorn auf den Polstern niederließen. Berrone sah zu mir herüber, und ich faltete flehentlich die Hände, froh, dass sie mir vor den Körper und nicht auf den Rücken gefesselt waren. Sie lächelte und wandte sich dann langsam ab.

Kapitel 4

    Ich hoffte. Ich hoffte den ganzen Nachmittag lang und über das Abendessen hinweg, weil ich über Berrone Bescheid wusste. Ich wusste, dass sie ein Vermögen dafür ausgab, auf dem Markt Singvögel zu kaufen und sie dann freizulassen. Niemand hatte das Herz, ihr zu sagen, dass sie in Gefangenschaft gezüchtet waren und wahrscheinlich verhungerten, wenn sie nicht schon vorher von den Raubtieren der Stadt gefressen wurden: den Katzen, Ratten und Falken. Sie brachte streunende Tiere von den Straßen mit nach Hause, und die Mägde mussten sie wieder nach draußen setzen. Sie hatte ihren Vater überredet, das Ertränken von Kätzchen zu verbieten, weil es grausam war, und ein Jahr lang war der Hafen von Hanaktos von ausgehungerten, räudigen Tieren übervölkert gewesen, bis die Stadtbewohner schließlich aufbegehrt und drei Tage lang ein Massaker angerichtet hatten, das alle erschüttert hatte; der Baron hatte die Verfügung widerrufen.
    Meine größte Hoffnung auf Befreiung setzte ich also nicht auf die Kriegsgaleeren des Königs oder seine Soldaten, sondern auf Baron Hanaktos’ Tochter. Die ganze Nacht über betete ich aufrichtig zu den Göttinnen der Gnade, sich für mich zu verwenden und Berrones weiches Herz mit Mitleid zu erfüllen.
    Am nächsten Morgen gingen Gorgias und der Sklavenhändler gemeinsam davon, nachdem Gorgias erst noch meine Ketten überprüft und die schmalen Riemen, die den Lederknebel in meinem Mund hielten, festgezogen hatte. »Wir gehen jetzt deinen Verkauf regeln«, sagte er zu mir, und ich wusste, dass jeder, der es hörte, annehmen musste, dass ich bald auf die Galeeren geschickt werden würde. Ich vermutete, dass Basrus Gorgias mitnahm, um all das Gold zu tragen, das mein Verkauf ihm einbringen würde.
    Wir wurden unter der Aufsicht der anderen Sklaventreiber zurückgelassen, und kaum dass Basrus und Gorgias fort waren, erschien Berrone. Sie hatte einen Diener bei sich und wies ihn auf mich hin; dann zog sie sich an einen nahen Marktstand zurück, während der Diener auf die Pferche zukam und den Sklavenhändler heranwinkte, der die Aufsicht hatte. Er fragte nach mir und erfuhr, dass ich nicht zum Verkauf stand. Ein Bestechungsgeld wurde angeboten. Der Aufseher lehnte ab, und der Diener ging zu Berrone, um sich mit ihr abzustimmen. Den Göttern sei Dank, dass ihr Vater ihr ein so reichliches Taschengeld zur Verfügung stellte! Der Diener pendelte zwischen dem Marktstand und dem Aufseher hin und her; das Schmiergeld wuchs sicher mit jeder Wegstrecke an, bis der Sklaventreiber dann die Augen so weit aufriss, dass sich, als er mich ansah, das Weiße ringsum zeigte.
    Basrus wurde seine eigene Geheimniskrämerei zum Verhängnis. Sein Aufseher wusste nicht mehr, als dass ich ein

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