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Die Legenden von Attolia 4: Die Verschwörer (German Edition)

Die Legenden von Attolia 4: Die Verschwörer (German Edition)

Titel: Die Legenden von Attolia 4: Die Verschwörer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Whalen Turner
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aufmüpfiger Sklave und für die Galeeren bestimmt war. Er konnte die Hälfte des Geldes für sich behalten und seinem Herrn immer noch mehr anbieten, als er dachte, dass ich wert sei. Ohne Zweifel rechnete er damit, dass sein Herr erfreut sein würde. Ich konnte schon beinahe die Flüche hören, die der Sklavenhändler ausstoßen würde. Das Beste aber war, dass ich vermutete, dass der Aufseher Berrone nicht erspäht hatte. Mit etwas Glück würde der Sklavenhändler nicht erfahren, wer mich gekauft hatte, und mich nicht aufspüren können, bevor ich in Hanaktos’ Megaron in Sicherheit war. Alles, worauf es ankam, war, dass der Handel abgeschlossen wurde, bevor Basrus zurückkehrte.
    Ein paar Minuten später wurden die Sklaven aus den Pferchen hinaus ans Ufer getrieben, um sich zu waschen. Meine Ketten wurden gelöst, meine Arme losgebunden. Ich trug noch immer einen Halsring, an dem ein kurzer Strick befestigt war, und der bestochene Aufseher führte mich. Auf dem Weg zum Ufer gingen er und ich am Ende der Reihe. Es war ganz einfach, dem Diener den Strick in die Hand zu drücken und ohne mich weiterzugehen. Niemand sonst bemerkte etwas. Vielleicht hatte der Aufseher vor, alles Geld für sich zu behalten und seinem Herrn weiszumachen, dass der aufmüpfige Sklave geflohen war.
    Der Diener zupfte ungeduldig an dem Strick, und ich folgte ihm, wobei ich versuchte, die Knoten des Knebels zu lösen, aber die Lederriemen waren schmal, und die Knoten saßen zu fest, um sich leicht zu öffnen.
    »Beeil dich«, sagte Berrone, als wir zu ihr kamen. »Meine Mutter wollte gestern nicht erlauben, dass ich dich kaufe, und als ich meinen Vater gestern Abend gefragt habe, ob ich dich kaufen könnte, hat er nein gesagt.« Der letzte Knoten löste sich, und ich zog gerade den hölzernen Knebel aus dem Mund, als sie erklärte: »Er hat mir gesagt, dass er befohlen hätte, dich zu verkaufen, weil du diesen einen Mann auf unserem Landgut getötet hast.«
    Auf ihrem Landgut? Ich öffnete den Mund, um etwas zu sagen, war aber so sprachlos, als würde der Knebel noch an Ort und Stelle sitzen. Berrone zog die falschen Schlüsse aus meinem verwirrten Blick.
    »Hab keine Angst«, sagte sie atemlos. »Ich bin sicher, dass du es nicht mit Absicht getan hast. Und mein Vater wird nicht erfahren, dass ich dich gekauft habe. Deshalb habe ich abgewartet, bis Basrus und Gorgias fort waren. Ich werde dich verstecken.«
    Sie kannte die Namen von Basrus und Gorgias. Sie arbeiteten mit ihrem Vater zusammen – oder für ihn. Berrones Vater steckte mit meinen Entführern unter einer Decke, und seine Tochter würde mich ohne sein Wissen verbergen. Was konnte ich schon tun, als ruhig mitzugehen?

Kapitel 5

    Stunden später saß ich eingesperrt in einer Speisekammer unter dem Haus, umgeben von Vorratsamphoren, im Stockdunkeln. Wir waren vom Markt weggefahren – Berrone und der mürrische Diener auf dem Sitz, ich auf den Holmen an der Rückseite des Wagens – und hatten die Straße aus der Stadt und hinauf zum Megaron des Barons genommen. Wir waren nicht durchs Tor gefahren. Unmittelbar vor dem ummauerten Hof waren wir abgebogen, um der Straße wieder ein kleines Stück bergab und um das Anwesen herum auf den Stallhof zu folgen. Zwei Reihen von Stallungen standen einander gegenüber: Eine war an die massiven Grundmauern des Megarons angebaut, die andere lag gegenüber einer Rampe, die zu einem Nebentor des Vorhofs über uns führte. Jenseits der Rampe lag eine offene Terrasse, die von Olivenbäumen beschattet und mit dem üblichen Gerümpel von Haus und Hof vollgestellt war.
    Von dieser Terrasse aus hatte Berrone mich in die Küche geführt, wo sie dem Hausverwalter erklärt hatte, dass er mich verstecken sollte. Der Verwalter hatte sich, was wenig überraschend war, ganz und gar nicht für diesen Plan erwärmen können. Er hatte alle möglichen offensichtlichen Schwierigkeiten angeführt, die Berrone nicht mit einberechnet hatte. Ich konnte nicht im Haus dienen, ohne von ihrem Vater gesehen zu werden, und wenn ich in der Küche diente, würde das Gesinde tratschen. »Oh nein«, hatte Berrone gesagt. »Oh doch«, hatte der Verwalter beharrt. Er tat mir beinahe leid. Es war offenbar nicht das erste Mal, dass Berrone ihm einen Scherbenhaufen zum Wegräumen überlassen hatte, und er konnte es sich weder leisten, sie zu kränken, noch, ihrem Vater den Gehorsam zu verweigern. Ich stand daneben, versuchte, so harmlos wie möglich dreinzusehen und nicht im

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