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Die Legenden von Attolia 4: Die Verschwörer (German Edition)

Die Legenden von Attolia 4: Die Verschwörer (German Edition)

Titel: Die Legenden von Attolia 4: Die Verschwörer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Whalen Turner
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zu vereinigen, und behauptete hartnäckig, dass Sounis die Gabe dazu verwenden könnte, Eddis zu einem Bündnis und zur Ehe zu zwingen. Wir wissen ja beide, wie das ausgegangen ist.
    Zur Winterzeit änderten sich unsere Aufgaben. Wir arbeiteten häufiger drinnen, reparierten Werkzeuge, flickten Kleider oder holten Holzladungen für den Haushalt. Helius brachte Stunden damit zu, fein säuberlich Löffel zu schnitzen. An vielen Tagen waren wir auch draußen im kalten Regen, formten das Land und lenkten den Fluss des ablaufenden Wassers. Es mussten Dämme ausgebessert und Gräben ausgehoben werden. Wir kehrten nass und durchgefroren in die Baracke zurück und scharten uns um Kohlebecken, die in einer Reihe in der Mitte des Raums aufgestellt waren. Die Traufkanten des Gebäudes waren auf beiden Seiten offen, und der Rauch stieg zur Decke und wurde vom Wind herausgeblasen. Drinnen war es zwar wärmer als draußen, aber nie warm genug. Der Baron ließ Wolldecken austeilen, in die wir uns einmummelten. Einige der Männer schoben ihre Strohsäcke zusammen und schliefen gemeinsam unter einer Decke, aber ich stand niemandem so nahe, dass es mir behagt hätte, mich mit ihm zusammenzutun. Es gab Gerangel um die Plätze in der Nähe der Kohlebecken, aber Ochto erlaubte niemandem, andere wegzudrängen. Dennoch gab es eine Hierarchie, und ich stand darin weit oben, sei es aufgrund meines Rufs, ein Totschläger zu sein, sei es aufgrund des hohen Werts, den meine Gefährten meinen Kenntnissen der Dichtkunst beimaßen.
    Ich war die ganze Zeit über hungrig und sehnte mich nach einem heißen Bad, aber dennoch hätte ich meine Lage gegen nichts auf der Welt eingetauscht. Ich liebte die Abende und das Geschichtenerzählen, sogar das müßige Geschwätz der Männer. Besser dieses ehrliche und kameradschaftliche Plaudern als alle Patronoi am Hof meines Onkels!
    Als Sklave glaubte ich, besser zu verstehen, warum die Dienerschaft in der Villa sich gegen mich gewandt hatte, aber ich fand heraus, dass ich nicht völlig recht hatte. Einige der Sklaven um mich herum hätten mit Freuden für ihren Baron gekämpft. Andere waren sich da nicht so sicher. Ihre Bereitschaft, sich auf einen Kampf einzulassen, hing davon ab, ob feststand, dass sie ihn auch gewinnen würden; sie hätten keine Schlacht, die sie nur verlieren konnten, für ihren Herrn ausgefochten.
    »Ich bin sein Sklave, nicht sein Lehnsmann«, sagte Pundis. »Er hat mich auf dem Markt gekauft, als ich meine Spielschulden nicht begleichen konnte. Er kann mich genauso gut auch wieder verkaufen. Mein Körper steht zum Verkauf, nicht meine Treue. Ich schulde ihm nichts.«
    »Aber du gehörst dem Baron«, sagte ich. »Das heißt doch sicher, dass zwischen euch beiden mehr ist als nur das. Wenn du morgen bei einem Unfall auf seinen Feldern zum Krüppel würdest, glaubst du, dass der Baron dich dann auf die Straße setzen würde, damit du verhungerst? Wohl kaum. Nicht, wenn er nicht vor den anderen Patronoi Schande über sich bringen wollte.«
    Ich wusste, dass es mindestens einen blinden Sklaven in der Küche gab und eine ganze Anzahl älterer Sklaven im Haushalt, die nicht genug arbeiteten, um zu rechtfertigen, sie zu behalten – aber sie wurden eben doch verpflegt. Hanaktos mochte sich gegen den König erhoben haben, aber er kam seinen Verpflichtungen seinen Leuten gegenüber nach.
    »Natürlich gibt es gute und schlechte Herren«, sagte ich. »Es gibt welche, die ihre Sklaven gegen Ende ihres Lebens einfach hinauswerfen, so dass sie verhungern, und ich finde, für sie sollte man nicht kämpfen. Aber selbst als Sklave gehörst du doch zum Haushalt deines Barons. Es ist seine Pflicht, für dich zu sorgen.« Ich hob eine Falte der warmen Wolldecke an, die ich um mich geschlungen hatte und die uns der Baron, für den wir arbeiteten, zur Verfügung gestellt hatte. »Und deine, ihn zu unterstützen«, sagte ich.
    Luca am Ende meiner Reihe lachte harsch auf, und wir drehten uns alle wie ein Mann zu ihm um. »Du hast gut reden!«, sagte er. »Aber es ist nur Gerede, und damit hat es sich.«
    Ich zuckte mit den Schultern, und Luca lachte erneut. »Du sagst immer ›dein Baron‹, Totschläger. Ist er nicht auch deiner? Was ist, rennst du den Hügel hoch, um ihn zu retten, oder erwartest du nur von uns, das zu tun?« Die anderen Männer sahen, dass ich einen Gegentreffer einstecken musste, und lachten. Mein Gesicht lief rot an. Ich hatte nicht das geringste Bedürfnis, ihren Baron vor irgendwelchen

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