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Die Legenden von Attolia 4: Die Verschwörer (German Edition)

Die Legenden von Attolia 4: Die Verschwörer (German Edition)

Titel: Die Legenden von Attolia 4: Die Verschwörer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Whalen Turner
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Flöte zu spielen. In der Nacht kam der Wolf wieder zu ihm. Und wieder. Schließlich ging der junge Mann an einem Spätnachmittag im Winter am Waldrand entlang, als es zu regnen begann. Er zog sich unter die Bäume zurück, um Schutz zu finden, wurde aber immer noch nass. So wagte er sich tiefer in den Wald hinein, und es regnete immer heftiger. Da sah er eine kleine Hütte vor sich, die aus Ästen bestand und von einem Holzfäller zurückgelassen worden war. Er schlüpfte durch die niedrige Öffnung auf einer Seite und fand sich von Angesicht zu Angesicht mit dem größten Wolf wieder, den er je in seinem Leben gesehen hatte. Er reichte ihm bis zur Brust, hatte Zähne wie Ahlen, und es bestand keine Hoffnung auf Entkommen. Der junge Mann erinnerte sich an seinen Traum und bot dem Wolf die Kehle dar. Vielleicht würden sie den Unterschlupf für eine Weile teilen können, wenn das Tier keinen Hunger hatte.
    Er war sehr erstaunt, als er den Wolf sagen hörte: »Der Bruder deines Großvaters war hier einst willkommen.«
    Der junge Mann hob den Kopf, blickte sich um und fand sich in einem Tempel mit Marmorböden, Säulen und einem hohen Dach wieder, nicht etwa unter den gekreuzten Ästen, aus denen die Hütte von außen gesehen zu bestehen schien.
    »Er hat um ein Schwert gebeten«, sagte der Wolf über die Schulter, während er zum Feuer vor dem Altar trottete.
    Der junge Mann schaute durch die offenen Türen des Tempels in den Regen hinaus.
    »Die Banditen werden erwarten, dass du Gold bei dir hast, und dich töten, wenn du keines hast«, sagte der Wolf. »Aber wenn du die Göttin schon beleidigt hast, indem du ohne ihr Geschenk gegangen bist, sind die Banditen noch das geringste Übel, das dir droht.«
    Seufzend trat der junge Mann ans Feuer. Er konnte zumindest warm und trocken werden. Er fand ein Tablett mit Essen vor und machte es sich bequem. Der Wolf leistete ihm überraschend gut Gesellschaft: Er erzählte ihm Geschichten von den Menschen, die vor ihm in den Tempel gekommen waren. Manche hatten das Gold genommen, in der Hoffnung, sich an den Banditen vorbeischleichen zu können. Manche hatten Waffen genommen und dann den Rest ihres Lebens im Kampf verbracht. Der junge Mann spielte dem Wolf etwas auf der Flöte vor und legte sich am Ende schlafen, während es draußen weiter regnete. Am Morgen erschien die Göttin, um ihn zu fragen, welches Geschenk aus dem Tempel er wählen würde.
    »Kann überhaupt irgendjemand, der das Gold wählt, es behalten?«, fragte er. »Wird jeder, der das Schwert nimmt, zum Banditen?«
    Die Göttin lächelte. »Jeder glaubt, dass er die Ausnahme sein wird.«
    Morpos fragte, ob er noch einen Tag Bedenkzeit bekommen könnte.
    »Morgen früh bei Sonnenaufgang«, sagte die Göttin, »musst du deine Wahl treffen.«
    Der junge Mann sprach die Sache den ganzen Tag über mit dem Wolf durch und schlief in jener Nacht gut. Als am Morgen die Göttin erschien und ihn fragte, ob er eine Entscheidung gefällt hätte, bejahte er.
    »Göttin, ich muss ein Geschenk aus deinem Tempel auswählen.«
    »Es besteht kein Zwang«, sagte die Göttin. »Ich biete dir an, ein Geschenk zu wählen, und du kannst dich auch entscheiden abzulehnen.«
    Morpos wusste, dass nur ein törichter Mensch die Geschenke der Götter abgelehnt hätte.
    Er sagte: »Dann nehme ich den Wolf, wenn es dir recht ist.«
    Die Göttin lächelte. Sie sagte: »Du darfst ihn mit meiner Billigung mitnehmen, aber sobald er den Tempel verlässt, habe ich keine Macht mehr über ihn, und du auch nicht. Vielleicht frisst er dich.«
    »Vielleicht tut er das, vielleicht auch nicht. Was ich sonst noch wählen könnte, gefällt mir nicht, und ich glaube, er wird mich nicht fressen.«
    Die Göttin ließ den Wolf frei, und er fraß Morpos nicht. Sie gingen gemeinsam aus dem Wald heraus, der Wolf warnte die Banditen mit einem wölfischen Lächeln davor, ihnen zu nahe zu kommen, und Morpos spielte Flöte.
    In meinen Träumen ließ ich meiner Lehrerin keine Ruhe. Solche Sagen kommen mir immer so vor, als ob sie mehr Lücken als eigentliche Geschichte enthalten. Warum sah der Tempel von außen wie eine Hütte aus? Hatte die Göttin vor, Morpos hinters Licht zu führen? Lag der Tempel nicht angeblich mitten im Wald? Der junge Mann hätte es doch sicher bemerkt, wenn er so weit gegangen wäre. Warum verteilte die Göttin überhaupt Geschenke? Und warum sollte aus jemandem, der ein Schwert oder einen Speer nahm, notwendigerweise ein Bandit werden? Offenbar,

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