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Die Legenden von Attolia 4: Die Verschwörer (German Edition)

Die Legenden von Attolia 4: Die Verschwörer (German Edition)

Titel: Die Legenden von Attolia 4: Die Verschwörer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Whalen Turner
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zu uns herunter, also waren meine Träume nicht das Einzige, worüber ich nachdenken musste. Im Spätsommer erfuhren wir, dass mein Onkel einen Großteil des Binnenlands zurückerobert hatte. Als er Mephia erreichte, hörten wir von dem Massaker dort. Natürlich entspann sich in der Baracke eine Debatte über die Rechte des Königs und die angemessene Strafe für eine Rebellion. Mephia hätte sich gegen den örtlichen Baron wenden und sich meinem Onkel ergeben können, aber ich bin mir nicht sicher, ob dann weniger Mephier gestorben wären.
    Ich allein hörte die Ironie, als loyale Gefolgsleute des Barons Hanaktos behaupteten, die Herrschaft des Königs sei unantastbar, und es sei nur recht und billig, dass die Leute eines aufständischen Barons die Konsequenzen seiner Treulosigkeit zu spüren bekämen. Sie schienen gar nicht in Betracht zu ziehen, dass das Schicksal der Mephier irgendwann auch ihr eigenes sein könnte.
    Über die Inseln gab es weniger Neuigkeiten – oder besser gesagt: nur Nachrichten, die sich widersprachen. Wir hörten, dass die gesamte Flotte von Attolia versenkt worden sei oder, nein, dass kein einziges Schiff versenkt worden sei, dass verschiedene Inseln Angriffe zurückgeschlagen hätten oder dass sie geplündert und gebrandschatzt worden seien. Wir hörten, dass Eddis in die Gegend um den Irkes-Wald vorgerückt sei und am Fuße der Bergausläufer Befestigungen errichten ließ. Hoffentlich gelingt es Sounis nicht, diesen Landstrich zurückzuerobern, so dass Eddis nie mehr von dort aus bedroht werden kann , dachte ich.
    Mit Beginn der winterlichen Regenfälle wandelten sich die Nachrichten. Der König kontrollierte das offene Land, und die Rebellen hatten sich in ihren Megara verschanzt, aber bei sich hatten sie die Ernte, die sie auf ihren Feldern eingebracht hatten. Die Landgebiete waren so gut wie leer, und der König musste seine Armee verpflegen. Er entschloss sich, sich zu seinen Verbündeten weiter nördlich im Binnenland zurückzuziehen, um sich neu zu versorgen. Als der König zurückgedrängt wurde, änderten sich die Gespräche in meinem Umkreis. Ein König, der verliert, war, wie sich herausstellte, gar kein König, sondern nur ein Usurpator, ein schlechter Herrscher, den man getrost stürzen darf. Die Rede kam auf die Eumenische Verschwörung und den Tod der Brüder meines Onkels.
    Die Männer in den Baracken äußerten sich sehr freimütig. In meinem Leben hatte ich noch nie jemanden bis auf den Magus so unverblümt über die Eumenische Verschwörung sprechen hören. Es war immer nur in halb vollendeten Andeutungen darüber geflüstert worden, als hätten die Leute Angst, dass ihre Worte an den König weitergetragen werden könnten, so dass auch sie verurteilt und hingerichtet werden würden. Was ich wusste, hatte ich in kleinen Einzelteilen belauscht und aufgeschnappt, bis ich Schüler des Magus geworden war, der verächtlich alle Furcht vor dem Zorn des Königs weit von sich gewiesen hatte. Er hatte mir berichtet, dass die älteren Brüder meines Onkels ermordet worden waren und dass mein Onkel den Thron bestiegen, die Verschwörer festgenommen und binnen eines einzigen Tages allesamt hingerichtet hatte, so dass niemand am Leben geblieben war, der ihn hätte beschuldigen können, beteiligt gewesen zu sein.
    Es kümmerte niemanden, worüber meine Arbeitsgefährten untereinander redeten, und sie behaupteten mit einer Unverfrorenheit, die in der Hauptstadt von Sounis undenkbar gewesen wäre, dass mein Onkel schuldig gewesen sei. Daran hatte ich nie gezweifelt und auch nicht daran, dass mein Vater in die Sache verwickelt gewesen war – gegen das Versprechen, dass sein Sohn irgendwann den Thron erben würde. Mein Vater, der als Bastard eines Königs nie irgendeinen Ehrgeiz für sich selbst entwickelt hatte, wollte, dass sein Sohn König wurde.
    Erst als ich mich als Enttäuschung erwies, fand auch mein Vater, dass mein Onkel heiraten und selbst einen Erben zeugen sollte. Die Wahl, die Sounis traf, bot sich an, und ich glaube nicht, dass es ihm je auch nur in den Sinn kam, dass er zurückgewiesen werden könnte. Als der Bote aus Eddis mit einem eindeutigen »Nein« als Antwort zurückkehrte, tobte mein Onkel vor Zorn. Ich weiß nicht, ob es unbefriedigte Gier oder verletzter Stolz war, aber ich weiß, dass der Magus beides schürte, um meinen Onkel dazu zu bringen, die Expedition zu bezahlen, auf der er Hamiathes’ Gabe stehlen wollte. Er war wild entschlossen, die beiden Länder

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