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Die Legenden von Attolia 4: Die Verschwörer (German Edition)

Die Legenden von Attolia 4: Die Verschwörer (German Edition)

Titel: Die Legenden von Attolia 4: Die Verschwörer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Whalen Turner
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verhört werden würden. Nicht, dass ein Verhör durch den Herrn über Attolias Spione ganz ohne Risiko gewesen wäre, aber der Magus glaubte, dass er den Mann von Angesicht zu Angesicht schon davon würde überzeugen können, wer wir waren.
    Dann erschien Gen in der Tür, und wir mussten niemanden mehr von irgendetwas überzeugen. Stattdessen folgten wir den Gardisten, die er uns daließ, in eine Zimmerflucht, die eine angenehme Abwechslung von unserer ungezieferverseuchten Herberge der letzten Woche darstellte.
    »Es ist lachhaft, welche Würdelosigkeiten ich mir klaglos würde bieten lassen, wenn ich wüsste, dass ich mit einem übergroßen Eimer heißen Wassers belohnt werde«, sagte der Magus, als er sich in der Badewanne niederließ, die die Diener für ihn gefüllt hatten. Er lehnte sich gegen die höhere Seite und ließ Arme und Beine über die niedrigeren Kanten baumeln; er sah ein wenig wie eine bleiche Spinne, aber noch mehr wie eine auf den Rücken gedrehte Sumpfschildkröte aus. Ich hatte auf sein Drängen hin bereits gebadet, zog mir eben mit Hilfe eines Kammerdieners saubere Kleider an und versuchte zugleich, das Essen zu verspeisen, das uns gebracht worden war. Nach all der Zeit, die ich in derselben Kombination aus Hose und weitem Hemd verbracht hatte, amüsierte ich mich ziemlich über die peinlich genaue Aufmerksamkeit des Dieners.
    Die Kleider waren erschreckend prächtig. »Glaubt Ihr, dass Gen sie ausgewählt hat?«, fragte ich und warf mich in meinem neuen Mantel in Pose. Die Zierlitzen aus Stoff, die hastig an die Vorder- und Rückseite angeheftet worden waren, machten aus einem ohnehin schon schönen Kleidungsstück ein höchst prunkvolles.
    Der Magus beäugte mich aus seinem Bad heraus. »Das möchte ich annehmen. Die ganzen Stickereien stehen Euch.«
    »Damit sehe ich weniger nach Lumpengesindel aus, meint Ihr?«
    »Ja«, pflichtete er mir mit geheuchelter Feierlichkeit bei. »Genauso ist es.«
    Ein Barbier kam, um uns die Haare zu schneiden und zu rasieren; er schnitt mir den Rest meines dunkleren Haars ab und hinterließ es ordentlich, aber kurz. Als er fertig war, erschien Hilarion und stellte sich als einer der Kammerherren des Königs vor.
    Er fragte uns, ob wir uns in der Lage fühlten, uns zu einer Audienz bei König und Königin zu begeben. Ich hätte besser aufpassen sollen, aber ich aß immer noch, was ich nur konnte, von einem Teller voll Obst und bemühte mich, nicht auf meinen Mantel zu kleckern. Erst, als wir Hilarion durch die engen Gänge zum Haupttreppenhaus gefolgt waren, wurde mir bewusst, dass wir auf dem Weg zum Megaron des Palastes waren, dem größten Thronsaal. Als wir die Tür erreichten, konnten wir das leise Raunen der Menge dahinter hören, und als ich an Hilarion vorbeiblickte, sah ich, dass nur ein schmaler Streifen in der Mitte des Raumes leer war. Ich hatte die Ankunft der Gesandten vom Kontinent vergessen.
    Gleich hinter der Tür, nur ein paar Fuß entfernt von mir, stand eine Gruppe Meder, die sich durch die kräftigen Farben und losen Schnitte ihrer Gewänder von den anderen abhoben. Es überraschte mich, dass Attolia, die erst vor so kurzer Zeit eine medische Armee unter demütigenden Bedingungen nach Hause geschickt hatte, einen Gesandten aus dem Kaiserreich empfing.
    Ich war plötzlich froh darüber, dass unsere Kleidung zeremoniell war. Dennoch hätte ich, wenn ich gekonnt hätte, Hilarion ein Zeichen gegeben und auf einen weniger öffentlichen Augenblick gewartet, um mit Attolia und dem neuen Attolis zu sprechen, aber es war zu spät. Fast ohne unser eigenes Zutun wurden wir in den Saal geschoben, angekündigt, gepriesen, von der Menge beäugt und zum Fuße der Estrade geführt.
    Attolia war genau so, wie ich sie von unserer äußerst kurzen Begegnung damals in Erinnerung hatte, als der Magus und ich festgenommen worden waren, nachdem wir versucht hatten, Hamiathes’ Gabe zu stehlen. Sie sah so königlich und furchteinflößend wie früher aus. Sie begrüßte mich, während Eugenides auf seinem Thron lümmelte, den Ellbogen auf die Armlehne gestützt und den Daumen unter seinen Wangenknochen gesteckt, um seinen Kopf zu stützen. Die Finger vor die Stirn gelegt, musterte er mich unter dem Bogen, den sie bildeten, wie jemand es tut, der etwas weit Entferntes betrachtet.
    Der Magus und ich hatten lange Stunden damit zugebracht, über diese Heirat zwischen Eugenides und der Königin von Attolia zu sprechen. Der Magus beharrte darauf, dass es Eugenides’

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