Die Legenden von Attolia 4: Die Verschwörer (German Edition)
könnten wir sie mit einem Boten schicken, aber würde eine Nachricht, die von einem einfachen Träger am Tor abgegeben wird, zum König gebracht werden?«
Was für eine Zwickmühle!
Wir versuchten, zu Baron Susa vorzudringen, wurden aber abgewiesen, sogar an seiner Hintertür. Wir überlegten, Verbindung zu einem Kaufmann aufzunehmen, der unsere Botschaft an einen Patron hätte weitergeben können, der sie vielleicht in den Palast bringen konnte, aber auch das scheiterte. Ich fand Arbeit beim Abladen eines Karrens und verdiente genug Münzen, um Essen kaufen zu können, aber nicht genug, um eine bedeutende Summe Bestechungsgeld zusammenzubekommen, und ohne Bestechung konnten wir in der Stadt anscheinend niemanden von Bedeutung erreichen. Die öffentliche Audienz des Königshofs würde erst in mehreren Wochen wieder abgehalten werden. Es gab zwar Leute außerhalb der Stadt, an die der Magus sich hätte wenden können, aber das hätte noch eine Reise bedeutet. Dafür hatten wir keine Zeit.
Der Magus machte sich mit jedem Tag größere Sorgen, dass medische Spione uns bemerken würden: zwei Sounisier in der Stadt, die sich seltsam verhielten. Wir würden gewiss Aufmerksamkeit erregen, und nach unserem Erlebnis in den Wäldern war keiner von uns beiden sich mehr allzu sicher, dass wir die medischen Agenten sehen würden, bevor sie uns sahen. Gleichermaßen besorgniserregend war es, dass der Wirt der schmutzigen, flohverseuchten Herberge, in der wir wohnten, langsam Verdacht schöpfte.
Der Magus flog als Erster aus der Tür. Als ich an der Reihe war, landete ich beinahe auf ihm. Er wich aus, und ich rollte mich ab, und so saßen wir uns am Ende auf dem harten Straßenpflaster gegenüber, die Beine vor uns ausgestreckt.
»Dankt euren Göttern, dass ich nicht die Stadtwache rufe!«, brüllte der Wirt und schlug das Hoftor zu. Eine Minute später riss er es wieder auf, um uns die Tunika des Magus nachzuwerfen.
Ich rieb mir betrübt den Ellbogen, an dem sich eine Prellung bildete, und fragte den Magus: »Was meint Ihr? Hätten wir der Stadtwache sagen können, wer wir sind, wenn er sie gerufen hätte?«
Der Magus schüttelte den Kopf. »Attolia lässt jeden, der festgenommen wird, auf ihre Schiffe pressen, um die Inseln zu sichern, die sie Sounis abgenommen hat. Wir würden auf einer Galeere landen und könnten den vorbeikommenden Haien erzählen, wer wir wirklich sind.«
Ich stand als Erster auf und half dem Magus auf die Beine. Seufzend hob er seine Tunika auf und warf sie sich über die Schulter. Wir gingen die Straße hinauf.
Später am Tag hörten wir auf dem Marktplatz das Gerücht, dass der König und die Königin zum Hafen fahren würden, um eintreffende Gesandte zu begrüßen. Wir bauten ein Blasrohr und stahlen getrocknete Erbsen von einem Marktstand. Der Magus wollte die Erbse abschießen, aber ich demonstrierte ihm, dass ich das Talent hatte, genau zu zielen, und er stimmte zu, dass ich es tun sollte. Ich dachte durchaus an die Veränderungen, die mein Gesicht durchgemacht hatte, aber ich war mir sicher, dass Eugenides mich erkennen würde, wenn er hinsah, und war verzweifelter, als ich es ausdrücken kann, als er vorüberfuhr, ohne sich anmerken zu lassen, dass er mich erkannte.
Der Magus und ich machten ein paar sehr unerfreuliche Augenblicke durch, als wir von der Garde festgenommen wurden. Unsere einzige Hoffnung bestand darin, einen der Soldaten zu überzeugen, dem König etwas auszurichten, aber der Truppführer gab uns keine Gelegenheit zu sprechen. Als der Magus es versuchte, hielt ein Gardesoldat ihn schon an der Kehle gepackt, bevor er mehr als ein einziges Wort herausbekommen konnte. Er war so furchteinflößend, dass wir auf dem ganzen Weg bis in den Palast und in die Zellen hinab den Mund hielten. Erst als eine geschlossene Tür zwischen uns und den höchst verärgerten Gardisten lag, rief der Magus, dass Attolis würde wissen wollen, dass wir in seinem Gefängnis saßen. Ich malte mir schon aus, wie ich an ein Ruder gekettet wurde.
Wir verbrachten die Wartezeit damit, zu besprechen, was genau wir sagen könnten, das die Aufmerksamkeit des Königs verdienen würde. Wir waren uns einig, dass es wahrscheinlich nichts nützen würde, den Gefängniswärtern unverblümt zu sagen, dass ich der König von Sounis war. Der Magus dachte, dass er sagen könnte, dass er über Informationen verfügte, die für Relius wertvoll waren, den er dem Namen nach kannte, und dass wir so vielleicht von ihm
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