Die Legenden von Attolia 4: Die Verschwörer (German Edition)
nicht glauben«, sagte Eddis. »Und ich glaube auch nicht, dass du einen besseren Freund als Eugenides haben könntest.«
»Vielleicht sollte ich mit irgendetwas um mich werfen«, sagte Sounis, »aber ich glaube nicht, dass das meine Gefühle besänftigen würde.«
»Ich weiß aus Erfahrung, dass es das nicht tut«, erwiderte Eddis.
»Gen sieht das offenbar anders.«
»Gen ist Gen«, sagte Eddis.
»Gen ist ein Dreckskerl «, entgegnete der König von Sounis.
Eddis blickte traurig drein, und es tat Sounis leid, solch harte Worte gebraucht zu haben. Er kehrte zurück und setzte sich wieder neben sie.
Er sagte: »Sounis ist verloren. Ich weiß, welche Folgen die Besatzung durch die Meder haben wird. In einer Generation, oder vielleicht zweien, werden Sounis, Attolia und Eddis verschwunden sein. Nur Meder werden in der Regierung dienen, nur Meder werden öffentliche Ämter innehaben, nur Meder werden Land besitzen oder über Reichtümer verfügen. Sie werden die alten Tempel abreißen und die Zünfte und Gilden kontrollieren, und die Sounisier werden als Okloi oder, noch schlimmer, als Bettler in ihren eigenen Städten zurückbleiben. Ich könnte mein halbes Land an Melenze verkaufen, um seinen Schutz zu bekommen, aber das würde die Meder nur für eine Weile aufhalten, sie aber nicht vertreiben. Außerdem besteht wenig Hoffnung, dass Melenze sich mit halb Sounis zufriedengeben würde. Sie würden den Rest binnen weniger Jahre verschlingen, und ich würde nicht in der Lage sein, sie aufzuhalten. Ich befinde mich in einem Krieg gegen Attolia, den ich nicht gewinnen kann, und in meiner Heimat herrscht Bürgerkrieg. Aber Sounis ist nicht das einzige Land, das in Gefahr ist. Dieser Krieg blutet Attolia aus und bringt es ebenfalls in Gefahr. Ich dachte … ich dachte , dass Gen sich mit einem Treueid und einer bedingten Kapitulation zufriedengeben würde. Sounis würde die Inseln abtreten, die wir verloren haben, und im Gegenzug würde ich weiterhin König sein. Sounis wäre frei, nur als Tribut zahlender Verbündeter an Attolia gebunden, so ähnlich, wie Melenze mit Ferria verbündet ist. Und stattdessen finde ich heraus, dass Attolia eine bedingungslose Kapitulation verlangt, um mich vom Thron zu stoßen und meine Patronoi zu knechten.«
»Das hat er nicht gesagt«, erwiderte Eddis.
»Warst du dabei? Hast du ihn gehört?«, fragte Sounis. »Er sagte, ich solle meine Niederlage eingestehen. Du hast seinen Tonfall gehört, sein Gesicht gesehen. Was sonst könnte er meinen?«
»Würdest du die Herrschaft über Sounis aufgeben?«, fragte Eddis allzu leichthin. »Würdest du deinem Land gestatten, nur eine Provinz von Attolia wie jede andere zu werden?«
Sounis’ Augen verengten sich. »Nein«, sagte er. Er stand auf, und seine ruhelose Energie trieb ihn wieder durchs Zimmer. »Ich werde nach Melenze reisen. Und hoffen, die Meder lange genug aufzuhalten, um irgendein anderes Mittel gegen die Expansion ihres Kaiserreichs zu finden. Natürlich nur unter der Voraussetzung, dass der König und die Königin von Attolia den Gesetzen der Gastfreundschaft Respekt zollen und mir freies Geleit zur Grenze gewähren.«
Eddis nickte. Sounis ließ sich in einem Stuhl auf der anderen Seite des Zimmers fallen und starrte Eddis an. »Er hat dich geschickt.«
Ein langsames Lächeln breitete sich auf Eddis’ Gesicht aus.
Sounis verschränkte die Arme und stählte sich dagegen. »Warum?«
»Weil er nicht mehr als das will, was du ihm ohnehin anzubieten gedachtest: deine Gefolgschaft und die Inseln, die er schon kontrolliert.«
»Das ist nicht das, was er im Thronsaal angedeutet hat.«
»Es war wichtig für ihn, dass du erfährst, dass er Sounis nehmen würde, ganz gleich, ob du es ihm anbieten würdest oder nicht. Er hätte es deinem Onkel genommen.«
»Das sehe ich«, sagte Sounis. »Dachte er etwa, ich wüsste es nicht? Der König von Attolia ist also ein Dreckskerl, aber ein ehrlicher ? Ich bin hergekommen , um ihm meinen Treueschwur anzubieten. Ich bin hier, weil ich ihm vertraut habe. Warum lässt er mich also denken, dass ich es nicht tun sollte?«
Eddis seufzte. »Vielleicht, Sophos, weil er ein Dummkopf ist.« Sie schüttelte den Kopf. »Er hat mich hergeschickt, um dich zu fragen, ob du über eine Kapitulation verhandeln wirst. Ich kann zwar sonst nicht für ihn sprechen, aber ich weiß, dass er dein Freund ist.«
»Also schickt er dich, um mich zu bitten, ihm zu vergeben?«
Eddis schwieg. Eugenides erwartete keine
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