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Die Legenden von Attolia 4: Die Verschwörer (German Edition)

Die Legenden von Attolia 4: Die Verschwörer (German Edition)

Titel: Die Legenden von Attolia 4: Die Verschwörer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Whalen Turner
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während er Treppen hinaufstieg und Korridore entlangging, bis er vor den Privatgemächern des Königs von Attolia eintraf und angekündigt wurde. Sein erster Gedanke, als er eintrat, war der, dass seine eigenen Gästezimmer im Palast luxuriöser waren. Die Wände dort waren mit gemustertem Stoff bespannt und von Stuckaturen gesäumt. Die Wände in den Gemächern des Königs bestanden oben aus schlichtem Putz, unten aus schlichter Holzvertäfelung und waren auf drei Seiten von umlaufenden Bänken gesäumt, die Sitzplätze boten. Obwohl die Kissen mit eingestickten Figuren verziert waren, erinnerte die Gestaltung des Raums an nichts so sehr wie an ein Zimmer, in dem ein Patron Okloi-Bittsteller warten ließ.
    Die Tür zum angrenzenden Gemach stand offen, und Sounis war erstaunt, als er sah, dass es sich um das Schlafzimmer handelte. Er hatte geglaubt, dass jeder Raum von einer gewissen Bedeutung ein Vorzimmer und oft mehr als eines hätte. Im Megaron von Sounis hatte sein Onkel in einem Zimmer hinter einem Zimmer hinter einem Zimmer gewohnt; jedes davon war mit seidenen Wandbespannungen oder edlen Wandmalereien verziert und weit von dem Volk, über das er herrschte, entfernt gewesen. Sounis nahm an, dass Gen, Wange an Wange mit seiner Wachstube, weit enger in das Leben seiner Umgebung eingebunden sein musste. Als er näher darüber nachdachte, kam er zu dem Schluss, dass Gen wahrscheinlich tiefer darin verstrickt war, als auch nur einer der gepflegten jungen Männer, die in der Wachstube herumstanden, vermutete.
    Die Männer in Uniform waren offensichtlich die Gardisten des Königs. Die anderen waren – so nahm Sounis an – wie Hilarion eher Gesellschafter. Sie waren auf eine Art gutaussehend, die nur den sehr Wohlhabenden offensteht. Leute von ihrem Schlage, die im Reiten, Schießen, Fechten, Tanzen ebenso geübt waren wie in geschliffenen Hofgesprächen, machten ihm schon seit Jahren Angst, und Sophos – nunmehr Sounis – verzagte bei dem Gedanken, sich mit solchen Menschen umgeben zu müssen. Er fragte sich, wie Gen mit ihnen auskam.
    Eugenides erwartete ihn im Schlafzimmer. Er saß auf einer gepolsterten Bank und wies auf den Sitz neben sich. Sounis stand einen Moment lang da und sah auf ihn hinab, bevor er sich niederließ. Er hielt nach irgendeiner Spur des Freundes Ausschau, mit dem er auf der Jagd nach einem legendären Artefakt durch Eddis und Attolia gereist war, und entdeckte keine. Die Miene des Königs von Attolia verriet keinen Sinn für Ironie oder Humor, nur ausdruckslose Höflichkeit. Sounis setzte sich neben ihn und blickte geradeaus.
    Alle anderen im Zimmer blieben stehen, auch der Magus. Weder die Königin von Eddis noch die Königin von Attolia war anwesend.
    Der König von Attolia nickte zuvorkommend, machte aber keine persönliche Bemerkung. Er fragte, ob Sounis ihm Treue schwören würde.
    »Wenn Attolis mir das Opfer entgilt«, erwiderte Sounis.
    »Und wenn nicht?«, fragte Attolis höflich.
    Sounis schlug die Beine übereinander, als sei er ganz entspannt, und erwähnte seine Absicht, nach Melenze zu gehen und zu nutzen, was dem Land zu Gebote stand, um gegen Attolia zu kämpfen und die hereindrängenden Meder aufzuhalten. »Besser, ich bin König eines Teils von Sounis als von gar nichts.«
    »Der Treueid würde sich auf ganze Sounis beziehen, nicht nur auf einen Teil«, sagte Attolis.
    »Ihr hättet meine Loyalität, aber nicht das Recht, Euch in die innere Verwaltung meines Staats einzumischen.«
    »Das ist hinnehmbar«, erwiderte Attolis.
    »Dann sind wir uns einig«, sagte Sounis.
    Nach einem spröden und förmlichen Abschied wurde Sounis zurück in seine eigenen Zimmer geführt; der Magus war an seiner Seite. Sounis dachte noch einmal über seine Entscheidung nach. Ein Flur, auf dem sich verschiedenste Mitglieder des Hofstaats drängten, war nicht der richtige Ort, über solch private Gedanken zu sprechen. »Die Gemächer des Königs sind sehr schlicht«, bemerkte er stattdessen.
    Attolis’ Kammerherr, der unmittelbar vor ihm ging, wandte sich um und sagte über die Schulter: »Das sind nicht die eigentlichen königlichen Gemächer. Seine Majestät hat diese Räume aus Neigung gewählt und dafür gesorgt, dass die Königin weiterhin die Königsgemächer bewohnt; es kommt ihnen beiden zupass.« Es gelang ihm, zum Ausdruck zu bringen, dass sie über Räumlichkeiten verfügten, die denen in Sounis in nichts nachstanden, und auch, dass es niemanden als sie etwas anging, wo ihr König

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