Die Legenden von Attolia 4: Die Verschwörer (German Edition)
Freund? Er wirkt nicht so.«
»Er ist König«, sagte Sounis; er klammerte sich trotzig an seine Freundschaft mit Eugenides, und die Skepsis des Meders spornte ihn zu größerer Überzeugung an, als er wirklich empfand.
»Er ist ein Dieb, seine Frau eine Mörderin. Ich frage Euch erneut: Sind das Verbündete für Sounis?«
Sounis nickte liebenswürdig und sah zu, wie der Raum sich drehte. Ihm ging einiges durch den Kopf, was er hätte erwidern können, aber er beschloss, dass es das Klügste sein würde, gar nichts zu sagen. »Wonach schmeckt der Remchik?«, fragte er.
»Er wird aus Srit-Öl zubereitet.«
»Er ist sehr gut. Nun entschuldigt mich bitte.« Er stand auf, nickte Melheret noch einmal zu und ging. Ion wartete vor Melherets Gemächern auf ihn und führte ihn stumm davon.
Vor seiner eigenen Tür sagte Sounis zu dem Kammerherrn: »Es tut mir leid, dass ich Euch von Eurem König fernhalte.«
»Wie Ihr bemerkt haben werdet«, sagte Ion, »hat er mich sicher nicht vermisst. Wir dienen nur der Zierde, wie die Mäntel des Königs, seine Stiefel und seine bestickten Schärpen.«
Sounis bemerkte: »Gen mag seine Stiefel sehr«, und wünschte sich dann, als Ion schmerzlich lächelte, er hätte es nicht gesagt.
»Also noch nicht einmal das«, murmelte Ion, als er Sounis die Tür zu seinen Gemächern öffnete. »Verix erwartet Euch und wird Euch bis zum Morgen aufwarten.«
Während Sounis sich von Verix aus den Kleidern helfen ließ und ins Bett kroch, um seinen Remchik-Rausch auszuschlafen, besuchte der König von Attolia die Königin.
»Er hatte sein Treffen mit dem Meder«, sagte er trübsinnig.
Sie antwortete: »Du weißt, dass ich nicht einsehe, warum es klug sein sollte, ihn in Melherets Arme zu treiben.«
»Wenn ich ihm sein Land schon abnehme, nehme ich es. Ich werde es ihm nicht abschwatzen.«
»Du führst dich auf wie ein Narr«, sagte Attolia. Sie saß auf einem Stuhl mit niedriger Lehne, während Aglaia ihr die Nadeln aus dem sorgsam geflochtenen Haar zog. Sie hätte durchaus noch mehr sagen können, biss sich aber auf die Zunge. Nicht, weil Aglaia dabei war, sondern weil sie bezweifelte, dass Worte irgendeine Wirkung zeitigen würden.
»Das würde niemand bestreiten«, sagte Eddis zum Magus. Sie hatte ihn in ihre Gemächer bestellt, während Sounis sich mit dem König von Attolia getroffen hatte. Obwohl der gesamte Palast zwischen ihnen und der Königin von Attolia lag, hatte der Magus gerade unwissentlich das Gleiche über Eugenides gesagt wie sie.
Eddis fuhr fort: »Wenn ich mir bei den beiden noch mehr auf die Zunge beiße, fällt sie mir bald ab.«
»Wie peinlich«, murmelte der Magus, und Eddis prustete undamenhaft los.
»Ich habe Euch vermisst, seit Ihr abgereist seid«, sagte sie. »Ich bin sehr froh, dass Ihr Eure Rückkehr nach Sounis überlebt habt. Ich nehme an, Sophos’ Onkel hat Euch nicht mit offenen Armen empfangen?«
»Das hat er wirklich nicht getan«, sagte der Magus. »Aber ich war ihm immer nützlich. Er nahm ganz wie ich an, dass Sophos bei dem Entführungsversuch ums Leben gekommen sei und dass meine Loyalität nicht mehr so unglücklich hin- und hergerissen sein würde.« Er dachte an den toten König, der sein Leben ausgehaucht und niemanden hinterlassen hatte, der sein Ende bedauert hätte. »Ich gebe zu, dass mein Vertrauen auf seine Einladung nicht vollkommen war, aber ich bin froh, dass ich sie angenommen habe. Er war ein erstaunlich zorniger Mann, aber er hatte viele bewundernswerte Eigenschaften.« Er blickte zu Eddis hoch und sagte: »Er konnte sehr charmant sein.«
»Agape hätte vielleicht etwas mit ihm anfangen können«, erwiderte Eddis. »Ich nicht. Habt Ihr Relius kennen gelernt?«
»Oh, Relius und ich kennen einander gut.«
»Von Angesicht zu Angesicht, meine ich«, sagte Eddis, und nun war es am Magus zu lächeln. Relius war der Herr über die Spione der Königin von Attolia gewesen, und er und der Magus hatten in der Vergangenheit miteinander zu tun gehabt.
»Ihr verwechselt mich mit Sounis’ Baron Antimonus«, sagte der Magus. »Er war der offizielle Spionagechef. Relius und ich waren keine Gegner.«
»Oh«, sagte Eddis und setzte hinzu: »Hmm.«
»Ich bin in der Tat dem ehemaligen Archivsekretär vorgestellt worden«, sagte der Magus abwehrend.
»Was haltet Ihr von ihm?«, fragte Eddis.
»Gebrochen«, antwortete der Magus. »Attolia wird ihn nicht wieder einsetzen können.«
»Ich glaube, er ist ihnen beiden als Freund jetzt kostbarer,
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