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Die Legenden von Attolia 4: Die Verschwörer (German Edition)

Die Legenden von Attolia 4: Die Verschwörer (German Edition)

Titel: Die Legenden von Attolia 4: Die Verschwörer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Whalen Turner
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Sounis fragte sich, ob das ein Versuch war, Gucklöcher zu verhängen. Wenn das der Fall war, bezweifelte er, dass dem Bemühen Erfolg beschieden sein würde.
    Die attolischen Möbel waren in die Ecken gerückt und durch mehrere Stücke medischer Machart ersetzt worden, die klein genug waren, mit dem Gesandten zu Schiff gekommen zu sein. Medische Statuetten, die Götter und Göttinnen oder, wie Sounis annahm, Verkörperungen der Fruchtbarkeit darstellten, waren im Zimmer verteilt und wirkten vor den Resten des attolischen Hintergrunds fehl am Platz. Die Gesamtwirkung empfand Sounis als quälend.
    Der medische Gesandte kehrte mit einer Tonflasche und zwei schönen Weinbechern zurück. Sie bestanden aus dunkelblauem Glas und waren außen mit weißen Basreliefs verziert, die Tänzer zeigten. Sounis nahm seinen Becher entgegen und bewunderte ihn; er fuhr mit einem Finger über die erhabenen Gestalten.
    »Sie sind ganz reizend, nicht wahr?«, bemerkte der Meder. »Sie stammen aus einer Werkstatt in unserer Hauptstadt. Der Künstler hat schon Glasgeschirr für den Kaiser selbst angefertigt.«
    Als Sounis den Becher ins Licht einer nahen Lampe hielt, konnte er sehen, dass das Glas aus zwei Schichten bestand, außen weiß und innen blau. Die Wirkung wurde erzielt, indem die weiße Schicht weggeschnitten wurde, bis nur noch die weißen Tänzer vor dem blauen Hintergrund übrig waren. Er hatte noch nie etwas Vergleichbares gesehen.
    »Unsere Handwerker arbeiten seit Jahrhunderten daran, ihre Kunst zu vervollkommnen«, sagte Melheret, als hätten sounisische Handwerker das nie getan. »Manche Leute glauben, dass Kunst das Größte ist, was eine langlebige Zivilisation hervorbringen kann.«
    Auf eine Handbewegung des Meders hin suchte Sounis sich einen Stuhl und ließ sich behutsam darauf nieder. Der Stuhl war niedrig, und die schräge Sitzfläche ließ Sounis gegen die geschwungene Lehne zurückrutschen, so dass er sich wünschte, sich einen der traditionelleren Stühle von der Wand herangezogen zu haben. Es würde nicht leicht sein, rasch aufzustehen, wenn beispielsweise Bewaffnete hinter den Wandbehängen hervorsprangen.
    »Ihr müsst Euch nicht vor einem Angriff fürchten, Euer Majestät.«
    Sounis unterdrückte ein Zusammenzucken, bevor ihm aufging, dass der Meder nicht seine Gedanken über die Möbel gelesen hatte.
    »Unsere Nation ist eine des Friedens und großen Wohlstands. Es fehlt uns nicht so sehr an Rohstoffen, dass wir unsere Nachbarn bestehlen. Mögt Ihr den Remchik probieren?« Melheret hatte sein Glas gefüllt.
    Sounis trank, wie er es den Meder hatte tun sehen, und goss sich den Inhalt des Glasbechers auf einmal in den Mund. Die Flüssigkeit, die Melheret eingeschenkt hatte, war klar, also wusste er, dass es sich nicht um Wein handelte, aber der kräftige Alkohol erstaunte ihn dann doch. Er drang ihm in die Nase und versengte seine Kehle bis ganz in die Magengrube hinunter. Er versuchte, den Atem anzuhalten, aber es gelang ihm nur, ein Husten als Pfeifen zu tarnen. Als er einatmete, brannte die Luft so sehr wie eben noch der Alkohol.
    »Mögt Ihr ihn?«, fragte der Meder.
    »Er ist … schmackhaft«, sagte Sounis höflich. Ihm tränten die Augen.
    »Nehmt noch einen.«
    »Wie erklärt Ihr dann Eure Verbindungen zu meinen aufständischen Baronen?« Sounis dachte daran, den Mordanschlag bei seiner Flucht aus Sounis zu erwähnen, aber er nahm an, dass der Meder jede Verantwortung dafür abgestritten hätte. Wenn Melheret ihn fragte, ob er Akretenesh mit dem Streichholz in der Hand gesehen hätte, würde Sounis nein sagen müssen.
    »Wir haben keine ›Verbindungen‹, wie Ihr es ausdrückt«, sagte Melheret. »Unsere Angebote an Eure Barone und Euren Vater waren nicht mehr als der aufrichtige Versuch, mit einer neuen Regierung in Verbindung zu treten, und damit genau das, was von jeder vernünftigen Nation zu erwarten ist. Haben wir nicht einen Gesandten zu Eurem Vater geschickt, in der Annahme, er spräche für Euren Onkel Sounis? Niemand würde Euch das Recht absprechen, auf Euren Thron zurückzukehren. Und wir, mein Brudergesandter Akretenesh und ich, würden uns geehrt fühlen, als neutrale Vermittler auftreten zu dürfen. Ihr benötigt dazu nicht die Hilfe Attolias.«
    »Und Attolia? Muss sie einen Angriff befürchten?«
    »Wiederum nein«, sagte der Meder und schenkte nach.
    Sounis begann, Gefallen an dem Brennen in seinem Bauch zu finden, und nach dem zweiten Becher hatte er im Mund einen Geschmack wie von

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