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Die Legenden von Attolia 4: Die Verschwörer (German Edition)

Die Legenden von Attolia 4: Die Verschwörer (German Edition)

Titel: Die Legenden von Attolia 4: Die Verschwörer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Whalen Turner
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obersten Tisch. Alle übrigen Gesandten waren zu Sounis’ Erleichterung umsichtig außer Hörweite der politischen Gespräche platziert worden. Er hatte ein neuerliches Treffen mit dem Meder abgelehnt. Endlich waren die Verhandlungen vorüber, und der Hof speiste, um den Vertrag zu feiern, der zwischen Sounis und Attolia geschlossen worden war.
    Im Plauderton fragte Eugenides: »Wie kommst du dazu, meine Kammerherren vor ihrer eigenen Torheit zu retten?«
    »Hast du ihn entlassen?«
    »Ich denke noch immer darüber nach, so entsetzt ich auch bin, dich dabei zu ertappen, dass du meine geschniegelten Schoßhunde entführst, um eigene Gefährten zu gewinnen.«
    »Ich habe mich damit selbst überrascht«, erwiderte Sounis. »Vielleicht war ich in meinem ursprünglichen Urteil über sie zu voreilig.«
    Eugenides schnippte sich eine Weintraube in den Mund und sagte ernst: »Dann werde ich noch einmal über mein eigenes Urteil nachdenken müssen.«
    Sounis griff nach einem Servierteller, der vor ihnen beiden stand. Als Eugenides sich mit Nachdruck räusperte, zog Sounis die Hand zurück, als rechne er damit, gebissen zu werden.
    »Holt dem König von Sounis ein wenig Lamm«, sagte Attolis über die Schulter, und jemand eilte davon, um seinen Befehl auszuführen. Erst jetzt bemerkte Sounis, dass die Speisen auf dem Teller in mundgerechte Bissen geschnitten waren.
    »Tut mir leid«, sagte er. »Ich hatte nicht bemerkt, dass der Teller dir vorbehalten ist.«
    Der König lächelte in den Saal hinaus. »Das ist er aber«, sagte er ruhig.
    »Ich meine mich daran zu erinnern, wie ich einmal meinen Haferbrei mit dir geteilt habe«, bemerkte Sounis.
    »Ich meine mich zu erinnern, dass ich dir deinen Haferbrei gestohlen habe«, sagte der ehemalige Dieb von Eddis, »aber in dem war auch kein Sand.«
    »Sand?«, fragte Sounis verblüfft.
    »Sand, und wenn meine Königin das bemerkt, wird sie jemandem die Haut bei lebendigem Leib abziehen lassen.«
    Attolia blickte in ihre Richtung. Sounis senkte hastig den Blick auf seinen Teller. Gen saß entspannt zurückgelehnt auf seinem Stuhl, als fühle er sich wohl. »Es gibt immer noch jemanden in der Küche, der die Königin vergöttert, die Eddisier nicht mag und mich hasst«, sagte er.
    »Sie hat dich bestimmt nur noch nicht persönlich kennen gelernt.«
    »Doch, das hat sie«, sagte der König von Attolia.
    Attolias Augenbrauen zogen sich zusammen, als sie den König musterte. Sie sah von dem Teller zu seinem Gesicht und wieder zurück. Dann sah sie Sounis an. Eugenides seufzte und griff nach dem Lammfleisch. Um ihren Verdacht zu zerstreuen, würde er ein wenig davon essen müssen.
    »Lass mich diesen Kelch für dich leeren«, sagte Sounis und füllte sich etwas auf.
    »Du bist ein wahrer Held«, sagte Eugenides.
    »Ein wahrer König«, verbesserte Sounis ihn mit vollem Mund.
    Am Morgen wurden die Stände und Händler samt ihren Waren von dem großen Platz vor Attolias Palast entfernt. Kein König reist ohne Pomp ab: Stroh und Dung wurden von den Steinen gefegt und ein Podest errichtet, noch bevor sich der Morgennebel verflüchtigt hatte.
    Die Priester und Priesterinnen verschiedener Tempel sprachen Gebete zu alten und neuen Göttern. Der König von Attolia war dafür bekannt, dass er seinen Göttern sehr ergeben war, achtete aber auch darauf, keine fremden Götter zu beleidigen. Die Hohepriesterin der Hephestia, eine kräftige, rot gekleidete Frau, erschien als Letzte, um die Männer zu segnen, die nach Sounis in den Kampf geschickt wurden.
    Eddis saß auf einem geliehenen Stuhl, der weit eleganter war als der Thron, den sie zu Hause benutzte, auf dem Podest und bewunderte die Priesterin. Sie war attolischer Abstammung und zur Hohepriesterin eines Tempels von minderer Bedeutung in der Stadt aufgestiegen. Über Nacht war sie recht mächtig geworden, und ein neuer Tempel erhob sich nun auf der Akropolis oberhalb von Attolias Palast. Der Priesterin stand großer Reichtum zur Verfügung, und sie konnte sich beim König Gehör verschaffen. Diese Macht hätte sie ausnutzen können, um andere Priester und Priesterinnen herabzuwürdigen, aber sie hatte sich dagegen entschieden. Als sie den Segen auf die Soldaten, die vor ihr standen, herabflehte, konnte Eddis die Göttin in der Stimme der Priesterin hören und fragte sich, ob andere um sie herum sie ebenfalls hörten. Eddis wusste, dass Eugenides es tat und dass es ihn stets verstörte. Die Königin war müde, und beim Klang der Stimme der

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