Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Legenden von Attolia 4: Die Verschwörer (German Edition)

Die Legenden von Attolia 4: Die Verschwörer (German Edition)

Titel: Die Legenden von Attolia 4: Die Verschwörer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Whalen Turner
Vom Netzwerk:
Eddis den Platz und ging direkt zum höchsten Teil des Palastes, von wo aus sie einen Blick auf Sounis erhaschen konnte – auch, wenn es nur die Staubwolke war, die auf der Straße aufgewirbelt wurde –, wie er sich weiter und weiter entfernte. Sie wäre gern in ihre Gemächer zurückgekehrt und hätte sich dort eingeschlossen, aber das wäre als höchst ungewöhnlich wahrgenommen worden. Auf dem Dach war sie nicht allein, aber nur ihre Kammerfrauen waren in der Nähe, und es war nichts so Außerordentliches, dass es hätte Gerede geben können. Es war so viel Einsamkeit, wie sie nur irgend finden konnte, ohne Aufmerksamkeit zu erregen.
    Sie hörte den König von Attolia kommen. Sie drehte sich nicht um und spürte eher, dass er sich näherte, als dass sie es sah. Seine Arme schlossen sich von hinten um sie, und sie wurde von dem langen Umhang, den er trug, umfangen. Als sie nach den Kanten des Stoffes griff, langte er nach oben und zog die weite Kapuze über sie, schuf einen Raum, der nur sie beide umfasste.
    »Hast du Attolia beim Abschied zu mir geschickt?«, fragte Eddis.
    »Nicht ich«, sagte Gen rasch. »Der Magus. Ich dachte, du wüsstest, dass du ihn liebst – ihr beiden seid doch wie Magneten immer stärker voneinander angezogen worden, seit ihr euch begegnet seid –, aber der Magus war besorgt. Er glaubte, der Schmerz des Abschiednehmens könnte dich überraschen.«
    »Ich komme mir sehr dumm vor.« Sie lehnte sich zurück in seine Umarmung. » Ich freue mich darauf, von Euren künftigen Abenteuern zu hören .« Sie schüttelte angewidert den Kopf und zog die Nase hoch. »Ich hätte mir etwas Besseres einfallen lassen sollen, etwas … Angemesseneres.«
    Er konnte ihr nicht widersprechen. Sounis hatte offensichtlich auf irgendeinen Beweis ihrer Zuneigung gehofft, den er hätte mitnehmen können. »Du könntest ihm einen Brief schreiben«, sagte er. »Ein schnelles Pferd holt ihn ein, bevor er den Pass erreicht.«
    »Ich möchte ihm keinen Brief schicken«, sagte sie, »sondern lieber fünfzehnhundert Armbrustschützen und tausend Pikeniere.«
    »Du hast mitgeholfen, die Zahlen festzulegen.«
    Sie seufzte. »Damals war ich noch vernünftig. Jetzt bin ich das weit weniger.«
    »Er würde dir nicht für eine Schar Kindermädchen danken.«
    Sie blickte über die Brüstung. »Wird er uns verzeihen?«
    »Du stiehlst ihm nicht sein Land.«
    »Ich helfe ihm aber auch nicht, es zu behalten.«
    »Helena«, sagte Gen, »du hast mich nach Attolia geschickt.«
    Sie versteifte sich.
    Er hielt sie eng an sich gedrückt. »Wir tun, was wir tun müssen, aber unsere Umstände bestimmen uns nicht. Sounis wird sich nicht ändern.«
    »Hast du ihn ermahnt, die Götter nicht zu beleidigen?«
    »Das war nicht nötig«, sagte Attolis lächelnd. »Der könnte die Götter nicht einmal beleidigen, wenn er es darauf anlegen würde.«

Kapitel 17

    Wir verließen Attolia zu Pferde und mit allem Proviant, der uns auf unserer letzten Reise gefehlt hatte. Wir hatten eine Eskorte, die eines Königs würdig war, und kamen nicht schneller voran als der Magus und ich zu Fuß. Dein Brief erreichte mich, bevor wir zum Pass gelangten, und ich las ihn immer wieder, bis ich ihn auswendig konnte.
    Sobald wir in Sounis waren, reisten wir quer über Land und machten einen Bogen um Landstraßen und Städte. Ich hatte ein Zelt, das jeden Abend wie von Zauberhand erschien, und darin ein Bett nebst einem Tisch und Faltstühlen für unsere Besprechungen.
    Es stand sogar ein Schreibtisch darin, so dass ich Briefe hätte verschicken können, aber alles, was ich schrieb, kam mir angesichts der Umstände albern vor. Eugenides hatte mich in der Taverne vorgewarnt, dass Briefe abgefangen werden würden und dass wir uns nicht länger darauf würden verlassen können, dass Boten treu und zuverlässig waren, wenn wir Attolia erst verlassen hatten – genau, wie ich annehmen musste, dass alles, was ich in seinem Palast laut aussprach, geradewegs an den Meder weitergetragen wurde. Der Magus hatte dasselbe gesagt. Sie hatten mich beide gedrängt, meine Pläne für mich zu behalten, bis wir in Sounis waren. Das verstärkte ein Gefühl, das ich ohnehin schon hatte: jede Minute auf mich allein gestellt zu sein, obwohl ich Tag und Nacht von Soldaten und Ratgebern umgeben war.
    Die Essensvorräte waren unerschöpflich. Wenn ich darauf hinwies, wie viel Aufmerksamkeit meinem Appetit geschenkt wurde, musste der Magus mir ins Gedächtnis rufen, dass ich Sounis war.

Weitere Kostenlose Bücher