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Die Legenden von Attolia 4: Die Verschwörer (German Edition)

Die Legenden von Attolia 4: Die Verschwörer (German Edition)

Titel: Die Legenden von Attolia 4: Die Verschwörer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Whalen Turner
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Göttin sehnte sie sich nach ihren Bergen. Auch sie hatte schlaflose Nächte damit zugebracht, Pläne umzustoßen und neu zu schmieden.
    Als die Anrufung vorüber war, schritt Sounis zum Podest zurück, um sich zu verabschieden und ein Abschiedsgeschenk von Attolia entgegenzunehmen.
    Während die Pferde und Männer warteten, trug eine ihrer Frauen es herbei: ein kleines Holzkästchen mit gewölbtem Deckel und schlichter Messingschließe. Sounis zögerte, wie jeder, der ein Geschenk erhält und nicht weiß, ob er es gleich auspacken soll oder nicht. Die Kammerfrau der Königin, die sich mit solchen Situationen auskannte, drehte das Kästchen um und hob den Deckel. In dem Kasten lag eine Duellpistole, eine königliche Waffe mit Radschloss und goldenen Einlegearbeiten. Eddis hatte die Pistole früher am Tag gesehen. Als Sounis sie hochhob und den Kopf über den Abzug neigte, wusste sie, dass er die Buchstaben las, die dort standen: Onea realia . »Die Königin hat mich gemacht.«
    Sounis dankte der Königin höflich; jahrelange Übung ließ ihn die richtigen Worte finden. Als er die Pistole wieder in das Kästchen legen wollte, hielt er inne. Es gab darin eine Lasche, um den Boden hochzuziehen, und darunter war eindeutig Platz, noch etwas zu verstauen. Die Pistole noch in der Hand, griff er mit der anderen ins Kästchen, aber Gen hinderte ihn daran, indem er den Einlegeboden mit einem einzelnen Finger niederdrückte.
    »Ihr habt den Rat meiner Königin gehört. Mein Geschenk liegt darunter. Mögt Ihr damit warten, es anzusehen, bis Ihr beschlossen habt, was Ihr mit ihrem tun werdet?«
    Sounis nickte und legte die Pistole zurück. Er nahm das Kästchen auf die Arme und zog aus dem Gewicht die Schlüsse, die er ziehen konnte, wie ein Kind bei einem verpackten Geschenk. Es war schwer genug, um eine bedeutende Summe Goldes zu enthalten. Er reichte den Kasten an den Magus weiter, der ihn seinerseits an einen anderen weitergab, damit er verpackt werden konnte.
    »Wohin reist Ihr?«, fragte Eugenides.
    »Nach Brimedius, um meine Mutter und meine Schwestern zu befreien.« Er und Eugenides hatten diese Strategie in der Taverne besprochen. Es war ihre einzige Gelegenheit zu einem Austausch unter vier Augen gewesen. »Dann zum Pass nach Melenze, zu meinem Vater.«
    »Geht mit den Göttern – und möget Ihr in Euren Unternehmungen gesegnet sein«, sagte der König von Attolia.
    Sounis verneigte sich erst, umarmte den König dann und küsste ihn schließlich. Dann ging er zu Attolia weiter; mit einem Hauch von Bedachtsamkeit, der zu gering war, um als Zögern aufgefasst zu werden, umarmte und küsste er auch sie. Dann trat er vor Eddis.
    Keine Zeremonie war ohne die angemessenen Kleider zeremoniell genug, und Sounis trug seine besten, das bestickte Wams und darüber den glänzenden Brustpanzer, den Eugenides für ihn in Auftrag gegeben hatte. Eddis dachte gerade, wie viel älter er wirkte, mit seinem prunkvollen Putz, seinen Narben und seinem angemessen feierlichen Gesichtsausdruck, als er ihrem Blick begegnete. Seine strenge Miene verflog. Er sog seine vernarbte Lippe ein und schenkte ihr ein dümmliches Lächeln.
    Der Schmerz war unerwartet, wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Eddis’ Brustkorb zog sich zusammen, als würde sich etwas um ihr Herz schließen. Ein tiefer Atemzug hätte sie vielleicht beruhigt, aber sie bekam keine Luft. Sie fragte sich, ob sie krank war, und vermutete sogar kurz, vielleicht vergiftet worden zu sein. Sie spürte, wie Attolia ihre Hand ergriff. Für den Hof war das nichts Ungewöhnliches und wurde kaum wahrgenommen, aber für Eddis war es ein Anker, und sie klammerte sich an Attolias Hand, als hinge ihr Leben davon ab. Sounis musterte sie besorgt. Ihr Antwortlächeln war aufgesetzt.
    »Ich freue mich darauf, von Euren künftigen Abenteuern zu hören«, sagte Eddis. Es klang steif, und er blickte enttäuscht drein. Sie ließ Attolias Hand nicht los und riet ihm so unterschwellig von einer Umarmung ab, und so verneigte Sounis sich stattdessen. Seine höfliche Miene kehrte zurück. Er verabschiedete sich von ihr und schritt dann die Stufen wieder hinab zu seinen Männern. Der übliche Missklang aus gebrüllten Befehlen, Hufgetrappel, Waffenklirren und Wagenrädern auf dem Pflaster folgte, bevor der König und sein Gefolge schließlich fort waren. Die ganze Zeit ließ die Königin von Attolia Eddis’ Hand nicht los.
    Als Sounis abgereist war und der Rest der königlichen Garde wegtreten konnte, verließ

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