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Die Legenden von Attolia 4: Die Verschwörer (German Edition)

Die Legenden von Attolia 4: Die Verschwörer (German Edition)

Titel: Die Legenden von Attolia 4: Die Verschwörer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Whalen Turner
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werden; der Zwang, einen Krieg führen zu müssen, um Frieden zu schaffen, schien eine Art abscheulicher Streich zu sein, den einem die Götter spielten.
    »Ihr seid kein blutrünstiges Ungeheuer, Euer Majestät«, sagte der Meder. »Das kann jeder sehen. Vergebt mir, doch ich muss Euch sagen, wie sehr ich Euch verehre. Nein, errötet nicht: Ihr müsst verdiente Komplimente auch annehmen.«
    Sounis hatte den Kopf gesenkt, aber nicht, um sein Erröten zu verbergen. »Ich bete darum, dass die Götter mich auf meinem Weg leiten werden«, sagte er und wünschte sich, dass sich das Steinpflaster zu einem hochwillkommenen Loch auftun würde, in das er sich fallen lassen oder in das er – noch besser! – Melheret stoßen könnte.
    »Ihr seid ein Mann, der guten Willens ist, und ich weiß, dass Ihr die Götter nicht beleidigen werdet«, sagte Melheret. Es war ganz offensichtlich die Vorrede zu irgendeiner längeren Erläuterung, aber Schritte, die sich schnell näherten, kündigten Ion an, der auf sie zugeschossen kam.
    »Gesandter«, sagte er ruhig und diplomatisch, »ich muss Eure Verabredung mit Seiner Majestät vergessen haben; bitte vergebt mir und gestattet, dass ich Euch bitte, einen neuen Termin abzumachen. Seine Majestät muss jetzt dringend zu seinen Schneidern aufbrechen.« Er musterte Melheret mit stahlharter Entschlossenheit, und der Meder erhob sich aalglatt.
    »Bitte vergebt mir, dass ich so kühn war, Euch hier anzusprechen, Euer Majestät. Ich habe Neuigkeiten aus Sounis gehört, die ich gern an Euch weitergeben würde, aber jetzt ist nicht der rechte Zeitpunkt dafür.«
    Ion sah ihm mit einer Miene nach, die hasserfüllt wirkte. Dann verneigte er sich vor Sounis. »Euer Termin, Euer Majestät?«
    »Bitte.«
    Sounis folgte seinem geliehenen Kammerherrn zurück in seine Gemächer und dachte über das nach, was Melheret zum Abschied gesagt hatte – dass er Neuigkeiten aus Sounis gehört hätte. Es war ein Köder, und Sounis würde sich entscheiden müssen, ob er danach schnappen wollte. Wenn er es tat, würde das ein weiteres, diesmal offizieller in die Wege geleitetes Treffen mit dem Meder bedeuten. Wenn er sich mit dem Meder traf, würde vielleicht von ihm erwartet werden, sich mit sämtlichen Gesandten zu treffen, und allein schon die Vorstellung bereitete ihm Kopfschmerzen. Er begann zu glauben, dass er Attolia nie verlassen würde. »Ion.«
    »Euer Majestät?«, fragte der Kammerherr. Er hatte Sounis in sein Vorzimmer geführt und um Erlaubnis gebeten, sich zurückzuziehen. »Benötigt Ihr noch irgendetwas?«
    »Auf ein Wort«, sagte Sounis. Er ging durch sein Empfangszimmer, in dem seine Schneider warteten, in sein Schlafzimmer, ohne sich umzusehen, ob Ion ihm folgte.
    »Schließt die Tür«, sagte er.
    Als er hörte, wie sie zufiel, wandte er sich um.
    »Euer Majestät, es tut mir leid«, sagte Ion.
    »Habt Ihr das Treffen mit Melheret geplant?«
    »Nein.«
    Sounis wartete.
    »Ich habe das Treffen mit Zenia geplant, das Melheret zu seinem Vorteil ausgenutzt hat, und ich werde den König davon unterrichten müssen.«
    »Und was wird er tun?«
    »Mich fortschicken«, sagte Ion. »Das ist ein Fehler zu viel, als dass er ihn mir verzeihen könnte.«
    »Es wäre Euch lieber zu bleiben?«
    Ion zuckte angesichts der Ironie der Situation mit den Schultern. »Ja.«
    »Ihr könntet Euch entschuldigen«, schlug Sounis vor. »Er hat eine Schwäche für Dummköpfe. Er war immer sehr freundlich zu mir.«
    Ion schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, dass er eine solche Schwäche für mich hat, Euer Majestät.«
    »Ion«, sagte Sounis und fasste einen Entschluss. »Sagt ihm, dass ich, falls er Euch entlässt, gern möchte, dass Ihr mich begleitet.«
    »Euch begleitet?«
    »Nach Sounis, als mein Kammerherr«, erklärte er.
    Ion zog die Augenbrauen hoch. »Ihr erweist mir eine Ehre, die ich nicht verdient habe, Euer Majestät.«
    Sounis’ Unsicherheit nagte an ihm. Es war wahrscheinlich auch eine Ehre, die Ion gar nicht haben wollte, aber unerwartet lächelte Ion. »Ich wäre höchst erfreut, Eurer Majestät dienen zu dürfen«, sagte er aufrichtig.
    »Ihr würdet lieber Eugenides dienen«, erwiderte Sounis. »Sagt ihm das nur, dann werde ich mir jemand anderen suchen müssen, der mich in meinem neuen Aufzug im Auge behält.«
    Das Essen am folgenden Abend war ein förmliches Bankett; der ganze Hof tafelte. Sounis, Eddis und das Königspaar von Attolia saßen mit dem Magus und dem eddisischen Botschafter am

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