Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Legenden von Attolia 4: Die Verschwörer (German Edition)

Die Legenden von Attolia 4: Die Verschwörer (German Edition)

Titel: Die Legenden von Attolia 4: Die Verschwörer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Whalen Turner
Vom Netzwerk:
und auszuziehen, wenn ich es zugelassen hätte.
    »Ich fühle mich mittlerweile wohler dabei, es allein zu tun«, sagte ich zu ihm, und so beschränkte er sich darauf, meine kostbaren Kleider auszupacken und neu zusammenzulegen.
    »Ich hatte eine ganze Anzahl von Büchern«, sagte ich, und er entschuldigte sich dafür, dass sie mir nicht zugänglich sein würden. Ich bemerkte, dass geschriebene Worte in allen Formen verboten waren, aber er sagte nein, er könne mir Bücher aus der Bibliothek des Megarons bringen, wenn ich es wünschte. Ich sagte, das täte ich, und bat ihn, mir eine Ausgabe von Mepiles’ Klageliedern zu suchen. Ich dachte, das würde für mich manche Dinge ins rechte Licht rücken.

Kapitel 18

    Akretenesh aß täglich mit mir zu Abend, plauderte über dieses und jenes und stellte sich vor mir als vernünftiger Mann dar, als möglicher Verbündeter, als Beistand. Jeden Tag fragte ich nach meiner Mutter und meinen Schwestern. Nach den ersten paar Tagen brachte er nicht einmal mehr Ausreden vor, sondern lächelte nur traurig und wandte sich ab. Wenn ich die Beherrschung verlor und ihn beschimpfte, bekam ich nichts. Wenn ich höflich war, gestand er mir ein paar Worte über ihre Gesundheit oder das, was sie am Vortag getan hatten, zu: Sie waren in den Garten gegangen oder am Fluss entlangspaziert, Ina hatte dies oder das gesagt. Dagegen wurde nicht erwähnt, dass mein Verhalten auf ihre Freiheit ebenso Einfluss hatte wie auf meine. Im Gegenteil: Immer wieder wurde mir versichert, dass ich kein Gefangener, sondern ein geehrter Gast sei.
    Als mir das zum ersten Mal gesagt wurde, stand ich auf und sagte brüsk, dass ich nun abreisen würde, und meine Familie mit mir. Akretenesh blickte nur enttäuscht drein. »Euer Majestät, ich bin sicher, sehr sicher, dass Ihr nie derart unhöflich zu Eurem Gastgeber sein würdet«, sagte er. Diese Formulierung gebrauchte er häufig: Ich bin sicher, sehr sicher , immer gefolgt von etwas, das ich mir wünschte, das mir aber nicht gestattet werden sollte. Ich begann den Satz genauso zu hassen, wie ich ihn hasste.
    Nach einigen Wochen war ich gut geschult darin, meinen Verdruss für mich zu behalten. Ich hätte nie gedacht, dass ich je einen Grund haben würde, meinem Hauslehrer aus Ferria, Malatesta, dankbar zu sein, aber wie sich herausstellte, hatte ich an ihm gut üben können, wie ich mit dem Meder verfahren musste. Ich fluchte und schrie nicht. Ich nickte höflich, wenn ich angesprochen wurde, und überhörte die empörendsten Bemerkungen. Natürlich waren wir im Vergleich zur reiferen Rasse der Meder bloße Kinder. Natürlich wussten sie besser als wir, wie wir regiert werden sollten.
    Ich hielt mich besser beschäftigt als damals auf der Insel Letnos. Ich erwachte morgens und widmete mich meinen Waffenübungen. Ich hatte ein Übungsschwert und auf dem Übungshof so viele hilfsbereite Gegner, wie ich wollte. Ich ritt regelmäßig und versuchte, meine Fechtkünste zu Pferde zu verbessern. Akretenesh schien diesen Beschäftigungen wohlwollend gegenüberzustehen. Ich übte mit Attolias Pistole zu schießen, und er hatte nichts dagegen einzuwenden. Im Gegenteil, Brimedius’ Waffenkammer stellte mir äußerst entgegenkommend Blei und Pulver zur Verfügung. Das Blei wurde wieder aus den Zielscheiben herausgeklaubt, um weiterverwendet zu werden, aber mein Pulververbrauch war nicht unbedeutend. Wenn ich dafür hätte sorgen können, dass mein Unterhalt Brimedius zehnmal so viel kostete, wie er es tat, hätte ich es getan.
    Nachmittags las ich, was auch immer Nomenus mir aus Brimedius’ Bibliothek brachte. Mepiles’ Klagelieder halfen mir wirklich, mein eigenes Leid zu relativieren, und ich las täglich ein Stück daraus. Ich ging in meinem Zimmer auf und ab, führte Selbstgespräche und übte für künftige Reden. Ich machte mir ständig Sorgen um das Schicksal des Magus und der Männer in meiner Armee. Akretenesh berichtete mir natürlich nichts von ihnen. Ich wusste noch nicht einmal, ob der Magus noch lebte oder tot war, obwohl ich annahm, dass der Meder es mir wohl erzählt hätte, wenn mein Freund und Ratgeber gestorben wäre. Ich hatte Angst um ihn und fragte mich, ob er unbeschadet meinen Vater erreicht hatte.
    Ich konnte mich in den Gärten frei bewegen und durfte auf einem von Brimedius’ Pferden ausreiten, solange ich jemanden aus seiner Garde bei mir hatte. Im Megaron konnte ich durch die öffentlichen Räume und die Gänge auf dem Weg zu meinen Gemächern

Weitere Kostenlose Bücher