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Die Legenden von Attolia 4: Die Verschwörer (German Edition)

Die Legenden von Attolia 4: Die Verschwörer (German Edition)

Titel: Die Legenden von Attolia 4: Die Verschwörer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Whalen Turner
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einfach so.«
    Seufzend legte er das Pergament wieder zusammen. »So ist es wohl. Meine Frau würde genau so eine Beschreibung verfassen.« Er wurde barsch: »Es tut mir leid, dass ich Euch nicht gestatten kann, die Botschaft zu beantworten, aber Eure Königin steht zu sehr unter dem Einfluss ihres ehemaligen Diebs. Er hat den Thron von Attolia gestohlen und versucht, auch Euren zu stehlen. Sie ist sehr töricht, wenn sie nicht begreift, wie verwundbar sie ist, aber sie hat ja das Glück, dass Ihr sie vielleicht vor ihrer Torheit schützen werdet, nicht wahr?«
    Er musterte mich immer noch, suchte nach einem Anzeichen dafür, dass eine Botschaft in dem Brief verschlüsselt war, aber ich bin ein Dummkopf, und alles, was sich in meinem Gesicht widerspiegelte, war der Wunsch, ihn umzubringen, da bin ich mir sicher.
    Dann wurden wir von Baron Hanaktos unterbrochen, der sofort verstimmt darüber war, den Brief aus Eddis in der Hand des Meders zu sehen.
    »Ich habe den hier nicht hergebracht, damit Ihr ihn abliefern könnt«, sagte er schroff.
    »Oh, warum habt Ihr ihn denn mitgebracht?«, fragte ich schneidend, und der Baron errötete. Ich lächelte beinahe über sein Unbehagen. Ich wirkte sicher wie ein unbeholfener Trottel, der sich anmaßend verhielt, um seine Hilflosigkeit zu verschleiern, aber der Baron verbeugte sich und bat um Entschuldigung. Er beteuerte, dass er nur besorgt sei, dass es Verrat von attolischer Seite geben könnte. Ich sagte, das verstünde ich voll und ganz. Er sagte, er hoffe, dass der bedauerliche Bruch in unserem Verhältnis sich würde kitten lassen, und ich gab vor, dass ich nicht in meinem eigenen Zuhause angegriffen worden war, hatte zuhören müssen, wie meine Dienerschaft getötet wurde, und dann als Sklave auf seinen Gütern geackert hatte. Kurz und gut, ich benahm mich, als ob meine Familie sich in Geiselhaft befände, um mein Wohlverhalten zu erzwingen.
    Wir alle sagten unsere Rollen in dem Stück auf; dann gingen wir zum Abendessen.
    Der Baron und ich mochten schlechte Schauspieler sein, aber es bestand auch eine unerklärliche Spannung zwischen Akretenesh und Hanaktos. Ich fragte mich, ob der Baron mittlerweile zu einem anderen Urteil über seinen Verbündeten gelangt war. Er war mit irgendetwas unzufrieden, und das ganze Essen hindurch fand ein Austausch in dunklen Andeutungen und finsteren Blicken statt, dem ich nicht folgen konnte.
    Hanaktos blieb nur für eine Nacht. Er reiste am Morgen wieder ab, und ein Gespräch, das ich von einer Galerie über dem Pronaos aus belauschte, ließ mich annehmen, dass der Streitpunkt – worin auch immer er bestand – noch nicht ausgeräumt war. Akretenesh und Hanaktos standen in der offenen Tür des Megarons. Ihre Stimmen waren weithin zu hören.
    »Ihr werdet mich nicht einfach zur Seite schieben«, sagte Hanaktos.
    »Ich versichere Euch, dass sich nichts geändert hat«, erwiderte Akretenesh.
    Er hätte vielleicht noch mehr gesagt, aber Nomenus war bei mir, und ich konnte ihn nicht auffordern, leiser zu gehen, damit ich lauschen konnte. Akretenesh und Hanaktos hörten ihn und verstummten.
    Als er fort war, kam Akretenesh herein und machte mir Komplimente über meine Umgangsformen. Ich hatte den Verdacht, dass dieser Besuch insgeheim die Probe aufs Exempel gewesen war, wie viel Macht er über mich hatte, und dass ich sie bestanden hatte. Ich zog mich zurück und verbrachte den Morgen damit, Schießübungen mit Attolias Pistole zu veranstalten.
    An jenem Nachmittag hatte ich keine neue Lektüre und nicht die Geduld, etwas zum zweiten Mal zu lesen. Müßig aß ich ein wenig von den Speisen auf meinem Teller. Ich ging auf und ab. Ich summte das Eröffnungslied des Chors aus Prolemeleus’ Stadt der Vernunft und stand lange da und sah aus dem Fenster. Während ich die Landschaft betrachtete, ging mir schließlich auf, dass es ein sehr seltsamer Aprikosenbaum sein musste, der zu dieser Jahreszeit in Eddis Früchte trug.
    Ich hatte Glück, dass ich allein war, als mir gleich darauf einfiel, wie Eugenides, der Magus und ich damals aus Attolia geflohen waren. Eugenides war immer geistesabwesender geworden, während ihm das Blut durch die Verbände gesickert war und die Tunika befleckt hatte, die ich ihm geliehen hatte. Ich hatte verzweifelt versucht, ihn wach zu halten, da ich befürchtet hatte, dass er uns endgültig entgleiten könnte.
    Ich erinnerte mich, wie ich ihn gefragt hatte, wo er gern gewesen wäre, wenn er zu dem Zeitpunkt überall hätte

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