Die Legenden von Attolia 4: Die Verschwörer (German Edition)
sein können, und dass er vorhersehbarerweise gesagt hatte, in seinem eigenen Bett. Er hatte so sehnsüchtig die weiche Bettwäsche und das geschnitzte Bild des Heiligen Bergs am Fußende beschrieben, dass ich mir alles leicht ins Gedächtnis rufen konnte. Der Magus hatte sich gewünscht, den König von Sounis die Königin von Eddis heiraten zu sehen, und ich hatte mich, ganz ähnlich wie Gen, danach gesehnt, zu Hause zu sein, unter einem Baum voll reifer Aprikosen bei meinen Schwestern.
Wenn ich nicht so ein Dummkopf und so zornig auf Akretenesh gewesen wäre, hätte er gewiss bemerkt, dass es ein Fehler gewesen war, mich mit dem Brief zu necken. Ich hätte die Botschaft wahrgenommen, die im Text angedeutet war, und mein Gesichtsausdruck hätte mich verraten.
In Brimedius gab es keine Spur von meiner Mutter und meinen Schwestern. Ich war gefühlte tausend Mal ums Megaron herumgeschlichen, hatte nach einem Anzeichen für ihre Anwesenheit gesucht und nichts gesehen. Ich hatte begonnen, mich zu fragen, ob sie an einen anderen Ort verlegt worden waren. Akretenesh beteuerte, dass er sie jeden Tag sah, und überbrachte mir sogar mündliche Botschaften, die nach Ina klangen, aber wenn er seine Geiseln verloren hatte, würde er kaum wollen, dass ich es erfuhr.
Ich hätte beinahe vor Entzücken laut gejubelt. War es Wunschdenken? Die Frage musste ich mir stellen. Vielleicht war es nur das, aber ich hatte ja gesehen, dass Akretenesh die Königinnen von Attolia und Eddis unterschätzte, und das würde ich Ina nicht antun. Und ob meine Mutter und meine Schwestern nun wohlbehalten in Eddis waren oder nicht, es gab nichts, was ich in Brimedius noch unternehmen konnte. Ich beschloss zu glauben, dass ich zwar gekommen war, um meine Mutter und meine Schwestern zu befreien, sie sich aber schon selbst befreit hatten.
Ich wartete vier lange Tage ab, bevor ich Akretenesh andeutete, dass ich mich, wenn es stimmte, dass die Meder mich zum König machen wollten, freuen würde, einen Beweis dafür zu erhalten. Er nahm meine Kapitulation gewohnt arrogant entgegen, und binnen einer Woche waren wir auf dem Weg zur Versammlung in Elisa, in der ich meinen Baronen gegenübertreten würde und sie darüber abstimmen sollten, ob ich König werden würde oder nicht.
Kapitel 19
In Sounis haben nur die Barone die Macht, einen Thronprätendenten als König zu bestätigen. Natürlich haben ihre Versammlungen schon an allen möglichen Orten stattgefunden – im Falle von Sounis Peliteus sogar inmitten von Leichen auf einem Schlachtfeld –, aber der offizielle, festgelegte und geweihte Ort dafür ist Elisa, an der Küste nicht weit von der Hauptstadt entfernt.
Wenn die Barone dort zusammenkommen, herrscht Waffenruhe. Das soll angeblich etwas mit dem Segen der Götter und dergleichen zu tun haben, aber ich glaube, es ist wahrscheinlich eher eine Frage der Machbarkeit. Wenn die Barone jedes Mal, wenn sie sich versammeln, um einen König zu ernennen, ihre Armeen mitbringen würden, gäbe es keinen Ort, der genug Platz für all die Pferde und Menschen bieten würde. Als unterwegs ein Trupp medischer Soldaten aus dem Nichts um uns herum erschien, wies ich Akretenesh fromm auf die hochheilige Natur des Waffenstillstands und die Gefahr hin, die Götter zu erzürnen.
Ich war nicht überrascht, dass er eine kleine Armee nach Sounis mitgebracht hatte. Es war genau das, was ich von ihm erwartet hatte, aber ich wollte nicht, dass die Soldaten durch den heiligen Bezirk von Elisa trampelten. Er versicherte mir, dass wir sie in Tas-Elisa zurücklassen würden, der nahen Hafenstadt der heiligen Stätte. Auch das war etwas, was ich von ihm erwartet hatte. Einerseits wollte er nichts tun, das meine Legitimität als König beschädigen konnte, andererseits war die Straße vom Hafen her eine von nur zwei brauchbaren Straßen nach Elisa. Ich fragte mich, wie er die zweite sperren würde.
Sobald Akretenesh überzeugt war, dass meine einzige Hoffnung, König zu werden, in seiner Vermittlung bestand, hatte er Baron Brimedius eine Botschaft gesandt, der seinerseits alle anderen aufgefordert hatte, zu der geheiligten Versammlung zu kommen. Akretenesh hätte mich gewaltsam einsetzen können, aber er wollte nicht, dass später unschöne Meinungsverschiedenheiten über die Rechtmäßigkeit meiner Herrschaft ausbrachen. Er wollte, dass der Rat der Barone mich legitimierte, so dass alle Hoheitsgewalt bei mir liegen und er mich zugleich sicher im Griff haben würde.
Er schien
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