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Die Leibwächterin (German Edition)

Die Leibwächterin (German Edition)

Titel: Die Leibwächterin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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der schwarzen Perücke passten.
    «Warum die Perücke und die Kontaktlinsen?», fragte ich, doch statt einer Antwort entfernte David die Kontaktlinsen.
    «Das ist nebensächlich.» David warf die Linsen achtlos auf den Nachttisch. Seine Augen waren wieder die alten, doch er wich meinem Blick aus.
    «Ach ja, mein Geschenk für dich.» Er stand auf, ich sah die Spuren meiner Fingernägel auf seinem Rücken. Ich hob ein Kissen vom Boden auf und legte es mir unter den Kopf, während David im Kleiderschrank kramte und dann mit einem flachen Päckchen zurückkam. Es sah nach einem Buch aus.
    «Das habe ich in einem Buchladen am Corto Inglese gesehen und dabei gleich an dich gedacht. Das heißt …», er grinste verlegen, «… es war kein Zufallsfund. Ich bin extra in die betreffende Abteilung gegangen und habe nach Büchern über das Thema gesucht. Nun pack es schon aus!»
    In dem dicken Geschenkpapier lag ein schmales Taschenbuch mit braunem Einband, auf dem ein traurig dreinblickender Luchs prangte.
    «El lince ibérico. Una batalla por la supervivencia» , buchstabierte ich. «Ein Buch über den Iberischen Luchs … Moment mal … ein Kampf ums Überleben. Danke!»
    «Kannst du Spanisch?»
    «Ein bisschen. In unserem Kurs an der Sicherheitsakademie war einer, Fernando hieß er, der uns die Grundlagen beigebracht hat, aber das meiste habe ich längst vergessen.» Ich blätterte in den engbedruckten Seiten. Die vielen Anmerkungen verrieten, dass es sich um eine ernsthafte wissenschaftliche Arbeit handelte. Am Ende des Buches fanden sich Verbreitungskarten. Ich schüttelte den Kopf: Der Iberische Luchs war nur noch in zwei kleinen Bergregionen Südspaniens anzutreffen, während er noch zu Beginn des vorigen Jahrhunderts mit Ausnahme des Tieflandes in ganz Spanien verbreitet gewesen war. Am Schluss gab es auch einige Fotos von in Schutzgebieten lebenden Luchsen, die ruhten, spielten und Kaninchen – ihre Hauptnahrung – jagten. Ein paar Junge mit buschigen Ohren spähten aus einem hohlen Baumstamm. Fridas Lieblingsversteck war ein Kiefernstamm gewesen, den Onkel Jari für sie ausgehöhlt hatte und aus dem sie uns ansprang. Sie war richtig wütend gewesen, als sie zu groß für ihr Schlupfloch geworden war.
    «Danke! Das Buch ist von Luchsschützern verfasst, so viel verstehe ich. Es gibt nur noch etwas mehr als hundert Exemplare, einen Iberischen Luchs bekommt man nur noch selten zu Gesicht. Was hast du denn in Madrid gemacht?»
    «Ich war ein paar Tage dort, aber mein Hauptziel war Malaga. Durch die Finanzkrise sind die Preise für Ufergrundstücke in den Keller gegangen, es lohnt sich also, jetzt zu kaufen, wenn man es sich leisten kann. In Madrid hatte ich eine Besprechung mit einem Russen, der in Spanien investieren will.»
    «Mit einem Russen? Wie heißt er?»
    «Warum interessiert dich das? Maxim Mihailowitsch Wasiljew, wenn du es unbedingt wissen willst.»
    Also nicht Paskewitsch. Aber das wäre auch ein allzu wüster Zufall gewesen. Ich stand auf und musste mehrere Meter gehen, um das Bad zu erreichen. Dort stand eine Badewanne auf Dackelpfoten, auf dem Rand lagen flauschige Badetücher. Ob Helena mich am Abend noch brauchte? Ich wäre gern über Nacht geblieben – das Bett war so breit, dass es auch für zwei Liebespaare gereicht hätte.
    Ich wusch mir die Hände mit Duschgel, das nach Preiselbeeren duftete, duschte aber nicht, denn ich wollte Davids Geruch nicht abspülen. In einer Woche würde ich frei sein, ich würde verreisen können, wohin und mit wem ich wollte, zum Beispiel nach Spanien, um Iberische Luchse zu retten. Oder ich könnte mich bei Europol bewerben. Als ich ins Zimmer zurückkam, saß David auf dem Sofa. Er war immer noch nackt, hatte aber zwei Bademäntel aus dem Kleiderschrank geholt.
    «Die Kleidung stellt das Haus. Wie sieht dein Zeitplan aus?»
    «Meine Chefin ist bis acht Uhr beschäftigt.»
    «Helena Lehmusvuo, richtig? Ich habe den Namen auf der Webseite des Parlaments gefunden. Wer bist du eigentlich, Hilja Kanerva Ilveskero?»
    Davids Blick war schwer zu deuten. Lag Trauer darin, oder war er nur belustigt und ein wenig neugierig?
    «Das habe ich dir doch erzählt. Die Tochter eines Mörders, bereit, für den zu arbeiten, der genug bezahlt. Die Arbeit bei Helena ist nur ein Job zur Überbrückung. Ich weiß ja auch nicht, wer du wirklich bist. Aber spielt das überhaupt eine Rolle? Jetzt sind wir hier.» Ich setzte mich mit gespreizten Beinen auf Davids Schoß und ließ meine

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