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Die Leibwächterin (German Edition)

Die Leibwächterin (German Edition)

Titel: Die Leibwächterin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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dass sie fast so gut schmeckte wie Onkel Jaris Pfeife.
    «Das habe ich nie getan.»
    Laitio starrte mich an, als wolle er mir nicht glauben.
    «Ich dachte, Paskewitsch hätte dich bestochen, damit du die Nuutinen im Stich lässt. Ich war mir sicher. Verdammt sicher! Das war die logische Erklärung. Aber dass irgendein Wasiljew … und auch noch Usko Syrjänen, zum Teufel! Den Mann habe ich immer bewundert. Der ist kein schwuler Finnlandschwede, der mit Papas Geld um sich schmeißt, sondern ein echter finnischer Kerl, der sein Imperium in harter Arbeit eigenhändig aufgebaut hat. Und nun lässt er sich von einem windigen Iwan vor den Schlitten spannen …»
    «Möglicherweise ist Syrjänen gar nicht über Wasiljews wahre Ziele informiert. Weißt du, wer dieser Boris Wasiljew ist?»
    «Wasiljew … Den Namen habe ich schon gehört. Ein Kollege von Europol ist hinter ihm her. Angeblich hat Wasiljew Kontakt zu arabischen Terroristen und macht mit ihnen auch Ölgeschäfte. Womöglich bezieht sogar Syrjänen sein billiges Benzin von dort.»
    «Heißt dieser Kollege David Stahl? Der hat ja auch für Paskewitsch gearbeitet.» Meine Stimme bebte, oder etwa nicht? Ganz bestimmt war ich rot geworden. Mein Herz schlug plötzlich hundertvierzigmal pro Minute, hörte Laitio denn nicht, dass es mir aus der Brust springen wollte?
    «Wieso weißt du etwas von Stahl?»
    «Es gehört zu meinen Aufgaben, informiert zu sein. Aber Stahl ist unwichtig. Glaubst du, dass du die Moskauer Miliz dazu bewegen kannst, die Ermittlungen wiederaufzunehmen, wenn du von den neuen Erkenntnissen berichtest? Dieser Wasiljew steht nicht auf besonders gutem Fuß mit dem russischen Premierminister. Wenn er überführt wird, kann sich die Miliz eine Feder an den Hut stecken, und viele dürfen auf Beförderung hoffen.»
    «Oder enden in einer Blutlache. Ich werde mich mal bei meinen Moskauer Gewährsleuten erkundigen. Unter welchem Vorwand könnte ich wohl Paskewitsch in Bromarv einen kleinen Besuch abstatten? Wäre doch hübsch, wenn ich auch Gelegenheit hätte, ihm Angst einzujagen. Ob seine Hose noch nass ist?»
    Laitios Grinsen war entsetzlich anzusehen, seine Miene kam mir völlig unangebracht vor. Auf den Wangen und um die Augen bildeten sich Fältchen, die ihm Ähnlichkeit mit einem verschmitzten Weihnachtsmann gaben.
    «Ich rate dir, telefonisch erreichbar zu sein, Ilveskero, oder mindestens zurückzurufen, wenn man dich dazu auffordert. Über Lehmusvuos Entführung und die sonstigen Vorfälle in Bromarv liegt keine offizielle Anzeige vor, bis auf Weiteres weiß also nur ich davon. Mit dem Tonband machen wir jetzt Folgendes.» Er nahm die Kassette aus dem Recorder, zerbrach sie und steckte sie in Brand. Das Zimmer füllte sich mit dem giftigen Gestank von brennendem Plastik, und schließlich sah Laitio sich gezwungen, ein Fenster zu öffnen.
    «Was ich damit sagen will: Vorläufig bleibt das alles unter uns. Was sagt übrigens deine Freundin dazu, dass du bei einer anderen Frau wohnst? Die Lehmusvuo sieht doch gar nicht schlecht aus.»
    «Ich ess nicht von der Fuhre. Ich habe noch nie mit einer Klientin geschlafen.»
    «Ich auch nicht, aber manchmal hätte ich es schon gern getan!» Laitio ließ einen Lacher vom Stapel, der besagte: Tja, Kumpel, wir verstehen was von Frauen. Bald würde er mich wahrscheinlich einladen, in seiner Volleyballmannschaft mitzuspielen. Ich verzog mich schleunigst. Dass ich anfinge, Laitio sympathisch zu finden, hätte gerade noch gefehlt.
    In dieser Nacht lag ich wach und belauschte Helenas unruhigen Schlaf. Dank des DSL-Modems hatte ich meine E-Mails lesen können. Meine ehemaligen Kurskollegen in den USA ereiferten sich über die bevorstehende Präsidentschaftswahl. Die meisten waren für Barack Obama, aber natürlich gab es auch einige Konservative, die den Wahlsieg eines Schwarzen als Gotteslästerung empfanden. Als ich den Laptop gerade ausschalten wollte, kam noch eine Mail von Mike Virtue.
    «Es ist das gemeinsame Anliegen unseres gesamten Berufsstandes, Obama am Leben zu halten, falls er gewählt wird. Ganz gleich, wem ihr eure Stimme gebt, ihr seid verpflichtet, jeden in freier, demokratischer Wahl gewählten Präsidenten zu schützen. Denkt daran, dass ich euch gelehrt habe, Leben zu schützen und nur dann zu töten, wenn es der einzige Weg ist, eure Aufgabe zu erfüllen.»
    Ich dachte an David Stahl und wusste, dass in drei Tagen die Entscheidung fallen musste. Manchmal war es unumgänglich, das Wesen zu

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