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Die Leibwächterin (German Edition)

Die Leibwächterin (German Edition)

Titel: Die Leibwächterin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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war sein Gesicht tränennass. Wir begruben Frida im Heideboden von Hevonpersii neben einem großen Stein, und Onkel Jari sang die erste Strophe des Sommerchorals. Später wunderten sich die Hakkarainens und andere Besucher über den Rosenstrauch, den wir mitten im Heidekraut gepflanzt hatten. Onkel Jari und ich wussten, was die Rosen bedeuteten. Unter dem Strauch war das Grab meiner Schwester.

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    22
    Wenn du zum Weibe gehst, vergiss die Peitsche nicht. Wenn du dich mit einem Verräter triffst, nimm die Pistole mit. Natürlich würde David ahnen, dass ich eine Waffe bei mir trug, und sich entsprechend rüsten. Die Frage war nur, wer schneller abdrücken würde.
    Ich überlegte, ob ich mit dem Auto oder mit dem Fahrrad zum Gasthof von Kopparnäs fahren sollte. Schließlich legte ich das Rad in den Kofferraum und fuhr mit dem Wagen bis zur letzten Kreuzung vor dem Gasthof, wo ich ihn in einer Einbuchtung stehen ließ. Die letzte Strecke radelte ich. Es nieselte, und ich fürchtete, David würde sich wundern, dass meine Kleidung nicht feuchter und schlammbespritzter war. Ich hatte den Gore-Tex-Anzug angezogen, aber unter der Hose trug ich eine schwarze Strumpfhose und den roten Ledermini, den ich seit der Zeit in New York nicht mehr getragen hatte. Unter der Regenjacke hatte ich eine weite, viereckig geschnittene Jacke an, die ich mir angeschafft hatte, weil sich darunter ein Schulterhalfter verbergen ließ. Ich wollte in Davids Augen sexy wirken, denn ich hatte vor, ihn in einen Zustand zu versetzen, in dem er mir ausgeliefert war, nackt und wehrlos.
    Als ich das Rad vor dem Gasthaus abstellte, merkte ich, wie sehr ich mich fürchtete. Zum Glück hatte ich gelernt, meine Gefühle zu kontrollieren. Ich atmete eine Weile durch den Mund, was in der Regel half, den Puls zu verlangsamen. Dabei versuchte ich, meine Gefühle zu analysieren, und stellte bestürzt fest, dass die Frau in mir auf die Begegnung mit David extrem gespannt war, obwohl ich keineswegs vorhatte, mit ihm ins Bett zu gehen.
    David hatte mir mitgeteilt, er sei im selben Zimmer wie beim letzten Mal, ich brauche nur zu klopfen. Da im Gästehaus «Kupfer-drei» sonst niemand untergebracht sei, werde er die Haustür offen lassen. Nachdem er gesagt hatte, es seien keine anderen Gäste im Haus, hatte er hinzugefügt, niemand werde uns hören. Das passte mir bestens, so würde es keine Zeugen geben. Vielleicht würde nicht einmal die Wirtin mich sehen. Ahnte David, wie viel ich wusste? Oder glaubte er, ich hätte seine Story vom Immobilienmakler geschluckt? Für so dumm konnte er mich doch nicht halten.
    Eine Möglichkeit war ein Überraschungsangriff gleich an der Tür: mit gezogener Waffe ins Zimmer stürmen. Ich ließ die Glock jedoch im Halfter. In Paskewitschs Fall hatte ich gezögert zu schießen, doch das konnte ich mir diesmal nicht leisten. Vielleicht war es David gewesen, der Anita massakriert hatte, oder er hatte dem Alkoholiker vergifteten Schnaps eingeflößt und ihm dann die Mordwaffe in die Hand gedrückt. Meine Brust hob sich, als wäre ich der weibliche Star in einem alten finnischen Heimatfilm, und die Adern am Hals und am Handgelenk pulsierten heftig, als ich an Davids Zimmertür klopfte. Er war so dumm, nicht zu fragen, wer an der Tür stand. Es hätte wer weiß wer sein können. Allerdings war in diesem Moment niemand so gefährlich für ihn wie ich.
    «Hilja!» David lächelte strahlend. Er nahm mich in die Arme, zog die Tür zu und schloss ab. Er trug Jeans und ein dünnes blaues Hemd, unter dem ich keine Waffe entdeckte, auch am Hosenbund spürte ich nichts. Ich hielt den linken Arm fest an den Körper gepresst und umarmte David nur mit dem rechten. Gleichzeitig wusste ich, dass mein Bluff nicht lange funktionieren würde, denn Davids Hände wanderten über meinen Körper. Von meiner Regenjacke fielen Tropfen auf seine Kleidung.
    «Warte mal, ich ziehe den Regenanzug aus», sagte ich, löste mich aus seinen Armen und schubste ihn aufs Bett. Ich zog zuerst die Hose aus, dann die Jacke und bemühte mich, lüstern zu wirken, obwohl ich mich fühlte wie ein nervöses Meerschweinchen. Ich tat, als ob ich die Kostümjacke aufknöpfte, zog stattdessen jedoch die Waffe, entsicherte sie und zielte direkt auf Davids Kopf. Seine Miene veränderte sich schlagartig, aus Zärtlichkeit wurde Verwirrung, und auf dem Grund seiner Augen flackerte Wut.
    «Was soll das, zum Teufel?»
    «Das Spiel ist aus, David Stahl. Heißt du wirklich

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