Die Leibwächterin (German Edition)
ein Taxi rufen soll. Der Regenschirm hat mir die Sicht verdeckt. Plötzlich hielt ein Auto vor mir, und bevor ich irgendetwas tun konnte, stieg ein Mann aus, der mich in den Wagen stieß und mir eine Spritze gab. Irgendwann lag ich im Dunkeln auf einer Bank, die nach Rauch roch, und dann wurde ich durch den Regen in ein Haus gezerrt, und da warst du. Aber ich habe keine Ahnung, was mir sonst noch passiert ist!»
«Trankow hat dich wahrscheinlich die ganze Zeit im Dämmerzustand gehalten. Du warst sein Geburtstagsgeschenk für seinen Boss. Mit dem Geschenk von Paskewitschs zweitem Handlanger hat es dagegen nicht ganz geklappt, statt des bestellten Cowgirls hat Paskewitsch mich bekommen.» Ich erzählte Helena, was passiert war, verschwieg ihr allerdings die Einzelheiten meines Outfits und die schlimmsten Grobheiten, die ich Paskewitsch an den Kopf geworfen hatte.
«Paskewitsch war also tatsächlich hinter dir her, aber aus einem anderen Grund, als wir glaubten. Er wollte wissen, wie gut du über Wasiljews Treiben informiert bist», fasste ich zusammen.
Helena riss die Augen auf. Mit den dunklen Augenringen sah sie aus wie ein Panda, der Kokain genommen hat.
«Weiß Paskewitsch, dass ich versuche, Marina Andrejewna bei ihren Recherchen über Wasiljew zu helfen? Hat er Wasiljew etwas davon gesagt?»
«Hast du mir nicht zugehört?! Paskewitsch glaubt, dass ich für Wasiljew arbeite und dich zu ihm gebracht habe. Wer ist dieser Wasiljew, und was hat er mit Hiidenniemi vor?»
«Marina Andrejewna zufolge ist Wasiljew ein durch und durch böser und machthungriger Mann, den es zur Weißglut bringt, dass er keine Chance hat, in der Politik eine führende Position einzunehmen, solange Putin und Medwedjew regieren. Er wagt keine offene Opposition gegen Putin, weil er fürchtet, es könne ihm so ergehen wie Chodorkowski.»
«Wem?»
«Dem Oligarchen, den Putin ins Gefängnis gebracht hat. Chodorkowski hatte sich gegen Putin gestellt und versucht, Duma-Abgeordnete zu bestechen. Marina weiß nicht, ob Wasiljew etwas Ähnliches plant oder nur Chaos verursachen will. Er war gegen die Verlegung der Gasleitung durch den Finnischen Meerbusen, und die Tatsache, dass er Hiidenniemi haben wollte, muss irgendetwas mit der Pipeline zu tun haben. Das Grundstück selbst interessiert ihn wohl nicht, das wird er vermutlich Syrjänen als Tummelplatz überlassen, aber das große Wassergebiet, das dazugehört, ist eine andere Sache. Es ist viel darüber gesprochen worden, wie die Pipeline sich auf das Leben am Meeresboden auswirkt, und schon jetzt haben Wissenschaftler Beweise dafür gefunden, dass dort der Methangehalt steigt. Marina Andrejewna hat den Verdacht, dass Wasiljew mit Hilfe der Wassergebiete von Hiidenniemi den Bau der Pipeline zu erschweren oder gar zu verhindern versucht, indem er zum Beispiel den Meeresboden zerstört.»
«Hat dieser Wasiljew dich bedroht?»
«Nein. Nur Paskewitsch … oder … Ich weiß nicht. Ich habe zu keiner Zeit vermutet, dass Wasiljew hinter dem Anschlag auf Anita stecken könnte, sondern wirklich gedacht, es handle sich um einen Racheakt von Paskewitsch. Ich war wütend darüber und bin an die Öffentlichkeit gegangen, weil ich von Paskewitschs Beziehungen zur Miliz wusste. Immerhin war Anita finnische Staatsbürgerin. Ich habe dir ja erzählt, dass ich auch auf Englisch Drohanrufe bekommen habe. Aber ich dachte, die hätte ich eher meiner Freundschaft mit Marina Andrejewna zu verdanken. Wasiljew ist nicht der Einzige, dessen Aktivitäten Marina untersucht. Wie gesagt, die Spezialeinheit des Geheimdienstes ist hinter ihr her.»
Ich dachte an die Drohanrufe, die ich bekommen hatte und die so formuliert waren, dass ich glauben musste, sie kämen von Paskewitsch. Die Spezialeinheit des russischen Geheimdienstes, die Marina Andrejewna Mihailowa ausspionierte, gewann nebenbei vielleicht auch Informationen über Wasiljews Pläne. Wie diese Erkenntnisse genutzt wurden, war allerdings eine andere Frage.
«Und du hast dich wegen des Mordes an Anita mit Hauptmeister Laitio von der Zentralkripo in Verbindung gesetzt und ihm berichtet, dass du Paskewitsch verdächtigst?»
«Ja. Und dass ich anfangs auch den Verdacht hatte, Paskewitsch hätte dich bestochen. Aber Monika hat für dich die Hand ins Feuer gelegt. Sie hat gesagt, du seist dickköpfig und manchmal unberechenbar, aber vollkommen unbestechlich. Andernfalls hätte ich dich nicht eingestellt.»
Ohne Monika wäre ich womöglich schwer in die Klemme
Weitere Kostenlose Bücher