Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Leibwächterin (German Edition)

Die Leibwächterin (German Edition)

Titel: Die Leibwächterin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
Vom Netzwerk:
hat.» Ich hörte Laitio fluchen, ließ mich aber nicht unterbrechen. «Können wir uns morgen treffen, vorzugsweise im Gebäude der Zentralkripo in Jokiniemi?»
    «Nein. In Jokiniemi geht es nicht. Ich bin gefallen und habe mir den Knöchel verletzt.»
    «In Ihrem Alter sollte man sich nicht mehr sinnlos besaufen.»
    «Ich bin beim Volleyball gestürzt! Aber ich habe mich, verdammt nochmal, geweigert, mich krankschreiben zu lassen. Wenn du mich sprechen willst, komm in meine Wohnung. Um zwei Uhr. Klingel bei Pepponen. Und denk dran, dass ich jetzt deine Telefonnummer habe. Ich krieg dich zu fassen, wenn du nicht kommst.»
    Eine leere Drohung, das wussten wir beide. Prepaid-Anschlüsse waren längst erfunden.
    Am nächsten Morgen joggte ich lange. Es nieselte leicht, und der Sturm hatte inzwischen die letzten Blätter von den Bäumen geweht. Die Spinnennetze, in denen Regentropfen funkelten, sahen aus wie Spitzen aus Kristall. «So feine Edelsteine haben nicht mal Prinzessinnen», hatte Onkel Jari gesagt. «Und sie sind wertvoll, weil sie nicht lange halten. Man muss sie immer bewundern, wenn man welche entdeckt.»
    Luchsspuren waren nicht zu sehen. In der Bucht schwamm ein Schwanenpaar. Als ich zurückkehrte, bat ich Helena, das Haus nicht zu verlassen. Wenn man in der Schlafkammer die Jalousie herunterließ, drang nicht der kleinste Lichtschimmer nach draußen. Helena würde in aller Ruhe ihre Memoranden lesen können, während ich in Helsinki war. Obendrein wurde der Regen heftiger.
    Ich ließ den Mietwagen außerhalb von Helsinki in Hanasaari stehen und fuhr mit dem Bus weiter. Eine Minute vor zwei stand ich vor dem Haus in der Urheilukatu, in dem Laitio wohnte, drückte auf die Klingel und fragte mich, warum auf dem Namensschild nicht Laitio, sondern Pepponen stand. Als Laitios mürrische Stimme aus der Gegensprechanlage drang, nannte ich meinen Nachnamen und erhielt Einlass. Ich ging die Treppe hinauf. Die Tür stand offen, Laitio erwartete mich in der Diele.
    «Herein.» Das Händeschütteln und der Small Talk über das Wetter entfielen. Laitio hatte eine brennende Zigarre im Mund. Auch sein Anzug war zigarrenbraun, das Jackett spannte an den Schultern. Am rechten Fuß trug er einen braunen Lederschuh, am linken einen abgetretenen karierten Filzpantoffel.
    «Kein Wort!», knurrte er. «Heutzutage tragen sogar junge Rockmusiker diese Schlappen, die sind der letzte Schrei. Und gerade deshalb fuchst es mich, dass mein Fuß zurzeit in nichts anderes reinpasst. Sogar meine Tochter hat gesagt, Papa ist supermodern. Pah!»
    Ich nahm wieder auf dem Sofa Platz, während er sich an den Schreibtisch setzte. Das Zimmer war so verraucht, dass ich kaum Luft bekam. Laitio schaltete den Recorder ein und sprach die obligatorischen Angaben über den Beginn der Vernehmung aufs Band.
    «Bist du gekommen, um ein Geständnis abzulegen? Plagt dich dein Gewissen?», fragte er dann und bot mir eine Zigarre an, die ich ablehnte.
    «Was ich vorgestern Nacht getan habe, würde wohl für eine Anklage wegen Nötigung und Körperverletzung ausreichen. Aber das sind Kinkerlitzchen. Du warst auf der falschen Spur, Laitio, ich allerdings auch. Walentin Paskewitsch hat Anita Nuutinen nicht ermorden lassen.»
    Laitios Schnurrbart zitterte, und seine Augenbrauen senkten sich wie Traufen über die tiefliegenden Augen, sodass sie eine Art Schutzdach über der dünnrandigen Brille bildeten.
    «Was für eine Geschichte habt ihr diesmal ausgekocht, du und dein Arbeitgeber?»
    «Hör mir zu. Es ist eine unterhaltsame Geschichte, in der der Bösewicht bekommt, was er verdient.»
    Ich berichtete Laitio von den Ereignissen der Sonntagnacht. Er versuchte mehrfach, mich zu unterbrechen, doch ich verbot ihm den Mund. Bei der Lasso-Szene lachte er schallend, genierte sich jedoch sogleich für seine Reaktion, worauf er eine ganze Weile stumm das sich drehende Tonband betrachtete. Das Einzige, was ich ihm verschwieg, war das, was Paskewitsch über David gesagt hatte. David war allein meine Beute. Um Wasiljew, Syrjänen und Kompagnons mochten sich die anderen kümmern. Als ich fertig war, schwieg Laitio lange. Dann bot er mir erneut eine Zigarre an. Diesmal nahm ich sie. Ich knipste das Ende mit dem Zigarrenabschneider ab und beschloss, mir auch so ein Ding zuzulegen. In Paskewitschs Villa hatte es sich schon einmal als nützlich erwiesen.
    «Du arbeitest also nicht für Paskewitsch?», fragte Laitio schließlich, als ich an der Zigarre zog. Ich musste zugeben,

Weitere Kostenlose Bücher