Die Leibwächterin (German Edition)
Es ging wieder los, und ich hatte nichts dagegen. Davids Hände wanderten gierig über meine Haut, meine Lippen schwollen von seinen Bissen an. Im Flur waren Stimmen zu hören, weshalb ich mich bemühte, nicht zu laut zu stöhnen. Ich setzte mich auf David, ruderte auf ihm, meine Brüste waren überhaupt nicht zu klein, sie waren empfindlich und genossen die Berührung der Lippen, die sich um die Warzen schlossen, und der Hände, die sie drückten. Irgendwo klingelte ein Handy, vermutlich Davids, doch ich gab ihn nicht frei, und er wollte auch gar nicht weg. Das Bett knarrte, es war nicht für diesen Zweck gemacht. David bäumte sich auf und warf mich ab, er schulterte mich, und ich genoss es. Ich hatte längst genug von Männern, die mich zaghaft streichelten, ohne zu wissen, was sie wollten, die vorgaben, es spiele eine Rolle, mit wem sie schliefen, obwohl es ihnen in Wahrheit nur um ihren Höhepunkt ging. David schien es zu genießen, dass ich den Akt genoss, und ich nahm mir meinen Genuss skrupellos, schamlos, ließ mich fallen, wiegte mich mit David, bis auch er kam, wie in einem Ruderboot, das sich vom Wind treiben lässt.
David lachte. Dieser Mann kannte keine postkoitale Melancholie, er hatte nicht das Bedürfnis, wegzulaufen, unter die Dusche zu rennen und sich zu waschen wie ein Sünder, der seinen Körper von den Spuren des Bösen reinigen will. Ich schnupperte an seiner Haut wie ein Tier, wollte mir sein Aroma einprägen. Während meiner Ausbildung hatte ich gelernt, die anderen Kursteilnehmer an ihrem Eigengeruch zu erkennen, und in einem dunklen Raum meldete mir meine Nase die Anwesenheit eines Fremden.
Wieder klingelte Davids Handy. Er kramte es hervor und schaute auf die Nummernanzeige.
«Entschuldige, dieses Gespräch muss ich annehmen.» Er sprang aus dem Bett, zog sich die Hose an und ging hinaus. Da die Schallisolierung des Zimmers tatsächlich nicht die beste war, hörte ich, dass er das Gespräch auf Russisch begann.
Jetzt hatte ich vielleicht Zeit, seine Brieftasche zu untersuchen. Wo mochte sie sein? In der Tasche seiner Geländehose jedenfalls nicht, sonst hätte ich sie gespürt, als ich seinen Po gestreichelt hatte. Auch in der Nachttischschublade lag sie nicht, aber dort entdeckte ich einen finnischen Pass, den die EU-Sterne zierten.
Ich schlug ihn auf. Dem Dokument zufolge war David Daniel Stahl am 18.10.1974 in Tammisaari geboren. Der Pass enthielt zahlreiche Stempel von Reisen nach Russland. Er war noch zwei Jahre gültig, doch fast alle Seiten waren bereits voll.
Der Pass wirkte echt, aber mit den richtigen Beziehungen bekam man immer perfekte Fälschungen. Finnische Pässe waren begehrt, weil sie an vielen Grenzen nicht genau geprüft wurden. An Davids Stelle hätte ich den Pass absichtlich so hingelegt, dass er leicht zu finden war, denn er bestätigte seine Geschichte.
Unter dem Bett lag ein Koffer. Ich wollte ihn gerade öffnen, da hörte ich Schritte auf dem Flur. Rasch schlüpfte ich wieder unter die Decke und hoffte, dass der Koffer auf dem leicht staubigen Fußboden keine Schleifspuren hinterlassen hatte.
«Die Kretins lassen einen nicht mal am Wochenende in Ruhe! Ein Typ aus Perm, offenbar einer von diesen Ölmoguln, will eine Sommervilla in Finnland kaufen. Mindestens fünf Zimmer und zwei Badezimmer, Meeresblick und Anbindung an die Straße nach Sankt Petersburg. So etwas wächst nicht gerade auf Bäumen.»
«Meine frühere Arbeitgeberin hat auch mit Immobilien gehandelt und oft Geschäfte mit Russen gemacht. Vielleicht bist du ihr mal begegnet? Anita Nuutinen.»
Meine Überraschungstaktik wirkte, David kam ins Straucheln, zwar nur für den Bruchteil einer Sekunde, aber immerhin.
«Anita Nuutinen … der Name kommt mir irgendwie bekannt vor. Ach ja …» David tat, als fiele ihm die Geschichte gerade erst wieder ein. Er spielte seine Rolle gekonnt. «Ist das nicht die finnische Geschäftsfrau, die vor einigen Wochen in Moskau erschossen wurde? Warst du … ist dir ein Fehler unterlaufen?»
«Zu dem Zeitpunkt war ich nicht mehr für ihre Sicherheit verantwortlich. Ich hatte einen Tag vor dem Anschlag gekündigt.»
«Oho! Was für ein Zufall. Warum hast du denn gekündigt? Dachtest du, du würdest nicht mehr gebraucht, die Frau sei außer Gefahr?» David legte sich neben mich und streichelte mir die Wange. Hier ging es nicht um ein Verhör, sondern um die Begegnung von zwei Liebenden. Die Frau beichtete dem Mann gerade den schlimmsten Fehler, der ihr im Beruf
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