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Die Leibwächterin (German Edition)

Die Leibwächterin (German Edition)

Titel: Die Leibwächterin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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je unterlaufen war. Es war ein Vertrauensbeweis.
    Ich erzählte David die Geschichte vom Luchspelz so detailliert, wie ich konnte. Er hörte mir zu, ohne eine Miene zu verziehen, aber seine Finger wanderten weiter über meine Haut, näherten sich dem Hals. Aus der Liebkosung konnte im Nu ein Würgegriff werden.
    «Hast du prinzipiell etwas gegen Pelze? Bist du ein … wie nennt man die in Finnland noch gleich … ein Fuchsmädchen?» Das letzte Wort sagte er auf Finnisch.
    «Eher ein Luchsmädchen.» Ich versuchte zu lächeln. Davids Magen knurrte, es war bald sieben Uhr. Ich würde ihn betrunken machen müssen, das war der einzige Weg. Ich stand auf, weil ich zur Toilette musste. Die Glut lauerte tief in mir, sie würde wieder aufflammen, wenn sie angefacht wurde. David durfte nicht merken, dass ich wusste, worauf er hinauswollte.
    Die Dusche lag auf dem Flur, wie auch die Toilette. Ich bat David, mir seinen Bademantel zu leihen, denn ich hatte keinen mitgebracht. Das dicke schwarze Frottee roch nach David, es kam mir vor, als wäre ich ganz in ihn eingetaucht. Ich duschte und eilte zurück ins Zimmer. Dort goss ich mir einen Schluck Whisky ein, füllte Davids Glas großzügig auf, reichte es ihm und bemühte mich erneut, eine Art von Lächeln auf mein Gesicht zu zaubern.
    «Wie viel müsste man dir zahlen, damit du einen Luchsmantel anziehst?» David nahm das Glas, trank aber nicht daraus.
    «So viel Geld gibt es gar nicht.»
    «Und wenn es um ein Menschenleben ginge?»
    «Du stellst vielleicht Fragen! Soll das eine Prüfung in Moralphilosophie sein?»
    «Nein. Ich überlege nur, wie du dich jetzt fühlst.»
    Wortlos begann ich, mich für das Abendessen anzukleiden. Als Erstes zog ich den einzigen Push-up-BH, den ich besaß, und den dazugehörigen String an, dann meine Lederhose und die Stöckelschuhe und zum Schluss ein enges schwarzes Top, das Jenni mir geschenkt hatte, weil es ihr zu eng geworden war. Es war ein wenig zu kurz, doch dass es den Bauchnabel frei ließ, passte zu dem Stil, für den ich mich entschieden hatte. Aber stach diese Karte bei David überhaupt noch, nachdem er mich ins Bett gekriegt hatte?
    «Bist du beleidigt?», fragte David. Er fasste nach meinem rechten Oberschenkel und drückte ihn an seine Brust. «Ich wollte dir keine Vorwürfe machen. Ich habe selbst einige Male eine Situation völlig falsch eingeschätzt.»
    «Hat es deshalb Tote gegeben?»
    «Indirekt. So ähnlich wie im Fall deiner ehemaligen Arbeitgeberin. Wie hieß sie noch? Ach ja, Nuutinen.» David stand auf, drehte mich zu sich um und küsste mich, zärtlicher diesmal, tröstend. «Hilja, selbst wenn du bei ihr gewesen wärst, als sie erschossen wurde, hättest du die Tat wahrscheinlich nicht verhindern können.»
    «Mit einem Penner, der mit einer Pistole herumfuchtelt, wäre ich allemal fertiggeworden», murmelte ich an seiner Schulter. «Außerdem wäre Anita gar nicht spätabends an der Metrostation herumgeirrt, wenn ich bei ihr geblieben wäre.»
    «Mag sein, dass du den Säufer unschädlich gemacht hättest, vielleicht aber auch nicht. Womöglich hättest du genau so geendet wie Anita Nuutinen, und wir wären uns nie begegnet. Komm, gehen wir essen. Danach überlegen wir uns, was wir diesmal zum Nachtisch möchten.»
    Einen Augenblick lang wünschte ich mir, dass David seine tröstlichen Worte ernst meinte und dass er mich von dem Schuldgefühl befreite, das mich seit Anitas Tod quälte. Ich bemühte mich, so dankbar zu wirken, als ob ich ihm wirklich glaubte; auf dem kurzen Weg zum Hauptgebäude schmiegte ich mich schutzsuchend wie ein kleines Mädchen an ihn. Leute kamen uns entgegen, sie wollten in die Sauna, ich suchte Helena unter ihnen, sah sie aber nicht. Die Wirtin würde wissen, in welchem Zimmer Helena untergebracht war, aber wie konnte ich sie fragen, ohne dass David es hörte?
    Davids Handy rettete die Situation, indem es erneut klingelte. Ich sagte ihm, er solle in aller Ruhe telefonieren, und ging allein ins Restaurant. Helena stand an der Theke und unterhielt sich mit einer kurzhaarigen blonden Frau über die geplante Ostsee-Pipeline.
    «Helena», sagte ich hastig, da ich nicht wusste, wie lange David beschäftigt sein würde. «Entschuldige die Störung, aber ich muss ein paar Worte mit dir wechseln. Komm!» Ich führte sie in eine kleine Loge neben der Theke.
    «Dieser Freund von mir … Ich bin mir nicht ganz sicher, wie vertrauenswürdig er ist. Vielleicht ist es besser, dass er uns nicht zusammen

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