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Die Leiche am Eisernen Steg (German Edition)

Die Leiche am Eisernen Steg (German Edition)

Titel: Die Leiche am Eisernen Steg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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idyllische schneebedeckte Berge und, zack, war er von der Wirklichkeit entbunden. Zwei Minuten später träumte Herr Schweitzer bereits süßlich von einem Leben auf der Alm.
    Am Montag sah die Welt schon wieder besser aus, noch nicht perfekt, denn so eine Revitalisierung brauchte eben seine Zeit. In vollen Zügen genoß Herr Schweitzer das Frühstück und zum Zeichen, daß er es diesmal wirklich ernst meinte, beschloß er, die Apfel-Orangen-Diät wieder aufzunehmen. Er war sehr unzufrieden mit sich, vor allem mit seinem Lebenswandel. Noch nie war der Wunsch nach einem runderneuerten Herrn Schweitzer größer gewesen. Nun jedoch verschlang er mit großer Gier sein mit üppigem Schinkenspeck angereichertes Rührei, denn wenn sein Magen jetzt nichts Herzhaftes bekam, würde er, Herr Schweitzer, sich in seine Bestandteile auflösen. Davon war er felsenfest überzeugt.
    Als er später, nachdem er noch schnell seine Waschmaschine vollgestopft hatte, auf die Straße trat, begrüßte ihn eine perfekte Sonne, geradenwegs so, als wolle sie ihn in seinem Vorhaben unterstützen. Sein erster Gang galt dem Zeitungskiosk auf der Mörfelder Landstraße am Nordausgang des Südbahnhofs. Dort fragte ihn Paco, der Besitzer, ob er denn mit dem Wahlausgang zufrieden sei.
    „Wahlausgang? Welcher Wahlausgang?“ fragte er etwas voreilig, denn noch während er sprach, dämmerte es ihm.
    Der Kioskbetreiber, ein gebürtiger Andalusier, in dem aber das Feuer des Südländers schon längst erloschen war, schaute ihn an, als sei er unschlüssig, ob Herr Schweitzer gerade von einer Marsreise zurückgekehrt ist oder bloß einen Scherz machte. „Die Bundestagswahl vielleicht?“
    „War nicht wählen“, erklärte er knapp und machte sich vom Acker. Auf der anderen Seite des Südbahnhofs ließ er sich auf einer Bank nieder und studierte neugierig das Wahlergebnis. Entgegen allen Voraussagen hatte die CDU ihr angestrebtes Ziel einer absoluten Mehrheit kilometerweit verfehlt, gleichwohl erklärte sie sich zum Sieger. Das taten die anderen aber auch. Das tun sie nämlich immer, seitdem Politik in diesem Lande immer mehr einer von Werbeagenturen initiierten Soap opera ähnelte. Wahrscheinlich denken die, überlegte Herr Schweitzer, das gemeine Wahlvolk ist einfach zu bescheuert, das dummdreiste Gelaber der Parteioberen zu durchschauen. Wes Geistes Kind Politiker tatsächlich sind, hat sich für jedermann ersichtlich bei der Tabaksteuer gezeigt. Nach der Erhöhung derselben hatte sich nämlich eine Vielzahl der Raucher dazu durchgerungen, entweder ganz aufzuhören oder den Konsum zumindest einzuschränken, was drastisch verminderte Steuereinnahmen zur Folge hatte. Anstatt sich nun aber über das gesündere Verhalten seiner Bürger im Umgang mit den Giftstoffen zu freuen, bemängelten die Politiker nun vehement die fehlenden Gelder in der Staatskasse. Arschgeigen, dachte Herr Schweitzer, als er mitten im Statement eines SPD-Sprechers innehielt und zum Stadtteil der Frankfurter Rundschau überging, wo ihn jedoch auch kein anderes Thema erwartete. Wütend schmiß er die Zeitung in einen Papierkorb. Nur gut, daß ich nicht wählen war, sagte er sich, und freute sich, daß die Gruppe der Nichtwähler immer größer wurde. Was Herr Schweitzer verdrängte, war die Tatsache, daß er zum Wählen gestern gar nicht in der Lage gewesen wäre, allenfalls hätte er von Sanitätern auf einer Trage dorthin geschleppt werden müssen.
    Er folgte der Schweizer Straße runter bis zum Main, stieg zum Uferweg hinab, um auf Goethes Spuren zur Gerbermühle zu wandeln, wo besagter Dichterfürst einst seinen sechsundsechzigsten Geburtstag feierte. Leider befand sich dieses bei Frankfurtern und Besuchern beliebte Ausflugsziel noch immer im Renovierungszustand. Schade, ärgerte sich Herr Schweitzer, auf eine Apfelsaftschorle hätte ich jetzt große Lust. So ließ er sich auf einer schattigen Bank nieder, um ein wenig den aus der Schleuse fahrenden Schiffen nachzuschauen. Dabei nickte er ein.
    Geweckt wurde Herr Schweitzer durch das Geräusch am Boden schleifender Skistöcke. Eine Gruppe Perverser zog an ihm vorüber. Er traute seinen Augen nicht. Etwa zwanzig hirnverbrannte, in Sportkleidung gezwängte Personen unterschiedlichen Alters und Körperbaus taten, als läge Schnee, dabei hatte es so um die fünfundzwanzig Grad. Wenn man Nordic Walker – Herr Schweitzer hatte den Begriff noch nie gehört – betrachtet, fragt man sich unwillkürlich, wie es kam, daß der Mensch in der

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