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Die Leiche am Eisernen Steg (German Edition)

Die Leiche am Eisernen Steg (German Edition)

Titel: Die Leiche am Eisernen Steg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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Erfahrung gebracht, wie es ihr in Tunis denn so ergangen sei. Das war aber auch so ein Problem, denn sicherlich hatte Maria ihm vor ihrer Abreise mitgeteilt, was sie in dieser nordafrikanischen Stadt zu beabsichtigen pflegte. Peinlich nur, daß er es vergessen hatte. So sehr er sich auch mühte, ihm fiel nichts dazu ein. Er mußte aufpassen wie ein Schießhund, nicht durch ungeschicktes Fragen seine Ahnungslosigkeit, die Maria durchaus berechtigt auch als Ignoranz an ihrer Person deuten könnte, allzu deutlich an den Tag treten zu lassen. Äußerste Sensibilität war hier gefragt, sagte sich Herr Schweitzer, hoffentlich ist die nicht auch noch verlustig gegangen. Er war sicher, das einigermaßen hinzukriegen, denn diesbezüglich hielt er große Stücke auf sich.
    Das Poster nahm Konturen an. Herr Schweitzer verstaute und zog den Reißverschluß hoch.
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las Herr Schweitzer. Er war wieder im Jetzt. Was soll der Quatsch? Ein McDonald-Plakat im Weinfaß, wo Bertha ansonsten doch immens darauf achtete, ihren Laden stilvoll zu gestalten. Das hier war eindeutig unter ihrem Niveau. Und schließlich war Herr Schweitzer von Kapee. Damit einhergehend glaubte er, sein Schwein pfiff. Das, was es angeblich als kulinarische Offenbarung bei dieser unsäglichen amerikanischen Abspeisungskette zu bestellen gab, war ein mit Butter beschmiertes Brettchen, wo offensichtlich schon jemand mit wollüstigem Heißhunger hineingebissen hatte. Herr Schweitzer hatte ein Déjà-vu-Erlebnis. Gestochen scharf war ein Gebißabdruck zu sehen. Sein Gebißabdruck. Ganz klar, es handelte sich dabei um das Foto, das Maria am Sonntagmorgen geschossen haben mußte, nachdem die elende Laura ihr am Telefon davon berichtet hatte, und während er, Herr Schweitzer, noch den Schlaf der Gerechten schlief. Schweinebande, verfluchte. Doofköppe. Verdammte Weibsbilder. Immerfort mußten sie auf ihm herumreiten, dabei war er doch die Liebenswürdigkeit in Person. Was hatte er nicht alles schon für die beiden getan. Erst letzte Woche hatte er Maria ein Sushi de luxe gezaubert. Mit Wasabi und eingelegtem Ingwer und allem, was dazugehört. Und Laura erst. Ohne ihn würde sie mit Sicherheit schon in der Gosse leben. Mindestens zehntausend Mal hatte er seine Wohnungsgenossin in den letzten Jahren getröstet, wenn mal wieder irgendwelche Männergeschichten sie an den Rand eines Nervenzusammenbruchs gebracht hatten. In tadelloser Psychologenmanier hatte er sie wieder aufgerichtet, so daß sie überhaupt erst wieder fähig war, arbeiten zu gehen. Genau. Nur dem rührigen Herrn Schweitzer hatte sie es nämlich zu verdanken, in diesen Zeiten wirtschaftlicher Dauerdepression noch eine Arbeitsstelle innezuhaben. Sag ich doch: Gosse. Exakt dort und nirgendwo sonst würde sie ihr Leben nun fristen müssen. Und was war der Lohn für all die Plackerei? Ein Poster ohne jedwedes christliche Mitgefühl. Er, Herr Schweitzer, Zielscheibe von Hohn und Spott. Hahaha, echt zum Schießen, das.
    Doch bevor sich das Leben für ihn endgültig als Ärgernis herauskristallisierte, fing sein rechter Mundwinkel zu zucken an. Dann sein linker. Erst nur unmerklich, dann immer stärker. Okay, aus der Distanz betrachtet, oder aus einer neutralen Position heraus, ja dann könnte man dem Ganzen vielleicht etwas abgewinnen. Und plötzlich überkam ihn ein Moment kritischer Selbstreflexion. Genau genommen bin ich ja selbst daran schuld, ich Idiot, sagte er sich, was muß ich auch immer soviel saufen? Das hast du nun davon. In wie vielen Kneipen seiner Heimatgemeinde der Unfug nun wohl hängen mochte?
    Bevor er endgültig Patina ansetzte, riß er sich mit einem Ruck vom Anblick der Bescherung los und wusch sich die Hände. Betrachten wir die Katastrophe doch einfach als Neuanfang, redete Herr Schweitzer sich gut zu. Unterstützt wurde er dabei von seinem Spiegelbild, das ihn anlächelte und kaum noch Spuren vergangener Verwüstungen zeigte.
    Anstatt sich davonzustehlen, wie es sein erster Impuls war, klopfte er ans Damenklo. Als sich niemand meldete, ging er hinein. Natürlich, wie hätte es auch anders sein können, auch hier prangte McDonalds neuste marktstrategische Offensive. Lauthals lachte Herr Schweitzer.
    Nun, da er sich nicht mehr als erbärmliche Verschwendung von Kohlenstoff sah, strich er sein Hemd glatt und entfernte hier und dort ein paar nicht vorhandene Fusseln. Mit fernöstlicher Gemütsruhe bedacht, betrat er erneut den

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