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Die Leiche am Eisernen Steg (German Edition)

Die Leiche am Eisernen Steg (German Edition)

Titel: Die Leiche am Eisernen Steg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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lümmelten sie sich auf Liegestühlen barfuß im Sand und betrachteten den sternenklaren Himmel. Feigenschnaps wirkte unterstützend auf die Poesie der Einsamkeit.
    Ein besonders kräftiges Exemplar von Kamel trug Herrn Schweitzer einmal um die Pyramiden von Gizeh herum. Marias Kamel wirkte irgendwie entspannter.
    Der letzte Abend wurde zum Einkaufen genutzt. Auf einem kleinen Markt in Kairo erstand Herr Schweitzer allerlei Gewürze, in einem nicht ganz so kleinen Laden Maria allerlei Paar Schuhe.
    Der Rückflug geriet für Herrn Schweitzer zur Routineangelegenheit. Er wußte nun, wenn’s hart auf hart kam, konnte er sich auf sich verlassen. Auch ohne Drogen.
    Nun, da Herr Schweitzer sich in der Welt umgeschaut hatte, er weder Tod noch Teufel noch Flugzeugkatastrophen mehr fürchtete, und sich seine Jungfernreise einem guten Ende näherte, genoß er beim Landeanflug völlig relaxt den Blick aus dem Seitenfenster. Mit kindlichem Vergnügen bestaunte er die Miniaturausgaben von Henningerturm, Dom, Bankentürme, Waldstadion und Taunus. Als jedoch einige Passagiere nach vollbrachter Landung Beifall klatschten – beim Hinflug war dies ausgeblieben –, bedachte er Maria mit einem fragenden Blick.
    „Frag mich nicht.“
    „War das jetzt eine gute Landung?“
    „Nein. Eher so wie immer.“
    Aha, dachte sich Herr Schweitzer, vielleicht sollte ich mich demnächst auch feiern lassen, wenn ich beim Pinkeln wieder mal die Schüssel getroffen habe.
    Mit dem Betreten der Heimaterde stellten sich umgehend lukullische Phantasien bei ihm ein. Es ist schon richtig, dachte er, um nicht den Überblick zu verlieren, muß der Mensch ab und an aus Frankfurt raus. Doch nach zweiwöchigem Aufenthalt in exotischer Umgebung ist es nur logisch, wenn der Körper in ungebändigter Lust nach Grüner Soße, Handkäs mit Musik oder einem Rippchen mit Kraut schreit. Gedanklich saß Herr Schweitzer also bereits in einem Apfelweinlokal, als Maria und er Paßkontrolle und Zoll passierten.
    Doch bevor es soweit war, daß Herr Schweitzer sich am Göttertrunk Apfelwein laben konnte, mußte er noch einen der heimtückischsten Tiefschläge hinnehmen, die einem so feinnervigen Menschen wie ihm widerfahren konnte.
Willkommen zu Hause, Simon, du alter Weltenbummler
las er auf einem Spruchband so groß wie ein Fußballfeld. Die erste Reaktion war blankes Entsetzen. Die zweite, schon viel vernünftigere: Hier konnte nur ein anderer Simon gemeint sein. Schließlich, so überlegte er, würde sich niemand aus seinem Freundeskreis freiwillig in solche Niederungen seelischer Grausamkeiten begeben. Oder etwa doch? Ängstlich spähte er durch die Menschenmenge, konnte aber keinen der Fahnenträger ausmachen. Auch schien es ihm, als seien die vor, neben und hinter ihm laufenden Passagiere heilfroh darüber, nicht ebenso den Hampelmann abgeben zu müssen wie dieser Spruchband-Simon. Am Ende der Absperrung schlossen die ersten ihre Angehörigen in die Arme. Nur für den unwahrscheinlichen Fall, daß mit
Simon, du alter Weltenbummler
Simon Schweitzer gemeint war, beschleunigte er seine Schritte in die entgegengesetzte Richtung.
    „Hey, wo rennst du denn hin? Der Ausgang ist hier rechts.“ Offenbar hatte Maria von der theoretischen Bescherung noch nichts mitbekommen.
    „Rechts? Ach so.“ Er bemühte sich um Contenance.
    Fünf Sekunden später saß er in der Tinte. Auf Gedeih und Verderb war er dem Willkommenskomitee, bestehend aus Karin, Laura, Esther und Weizenwetter, ausgeliefert. Von seiner Liebsten vernahm er ein „Ach, wie lieb von euch.“ Klar und deutlich registrierte er in unmittelbarer Nähe das hämische Grinsen eines braungebrannten Pärchens in lässiger Urlaubskleidung. Arschlöcher.
    Mit gefletschten Zähnen hörte Herr Schweitzer sich flöten: „Ja, ganz lieb von euch. Was für eine Überraschung.“ Unvermeidliche Mordgelüste stellten sich ein. Jeder Zollbreit seines Körpers machte sich auf Kampfhandlungen gefaßt. Vom Globetrotter zum Globetrottel – so schnell konnte es gehen. Natürlich wußte Herr Schweitzer sofort, daß diese oberpeinliche Aktion nur auf Lauras Konto gehen konnte. Dieser Satansbraten. Nicht mal bis zum St. Nimmerleinstag würde er ihr verzeihen. Ihre Tage als Untermieterin waren gezählt. Was heißt Tage? Hier ging es nur noch um Stunden.
    Die Scheinheilige: „Hallo, Simon. Schön, daß du wieder da bist. Esther ist extra aus Berlin angereist.“
    Trotzdem wußte er, daß Laura sich königlich amüsierte. Herr Schweitzer

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