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Die Leichenstadt

Die Leichenstadt

Titel: Die Leichenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Magie hat dein Kreuz gefressen.«
    »War es der einzige Schlüssel, der existierte?« Allmählich wurde mir die Tragweite ihrer Worte bewußt.
    »Nein, nicht der einzige. Es gibt mehrere. Leider weiß ich nicht, wo man sie finden kann. Sie sind gut versteckt.«
    Ich hatte ein Eigentor geschossen. Verflixt, das gefiel mir überhaupt nicht. Daß es mehrere Schlüssel geben sollte, hörte ich jetzt auch zum erstenmal.
    Ich warf einen Blick auf den Kristall. Er hatte immer mehr an Farbe verloren und wirkte seltsam blaß. Fast weiß kam er mir vor, aber ich traute den Worten von Doreen Delano nicht so recht und wollte selbst die Probe aufs Exempel machen.
    Deshalb ging ich zwei Schritte vor und erreichte den nächsten gewaltigen Steinsarg.
    Wie Doreen, so hielt ich den Schlüssel an den Deckel. Nichts geschah. Das Tor zu den Großen Alten war verschlossen. Aber hatte ich nicht dadurch unter Umständen mein Leben gerettet? Wären die Großen Alten freigekommen, hätte es für mich böse ausgesehen. Ich glaubte nicht daran, daß ich den Kampf gegen die Ubermacht gewinnen konnte.
    So hatte diese Entmystifizierung des Schlüssels letztendlich auch ihr Gutes.
    Aber es mußte weitergehen. Noch hatten sich die vier Hüter der Leichenstadt nicht gerührt. Es wäre normal gewesen, hätten sie in den Kampf mit eingegriffen, aber sie hielten sich vornehm zurück. Über den Grund konnte ich nur spekulieren.
    Ich wollte sie auch nicht herausfordern, sondern Doreen mit ganz anderen Fragen löchern, solange noch Zeit war. »Wer, Doreen Delano, hat die Großen Alten hier begraben?«
    »Es waren treue Diener.«
    »Kennst du sie?«
    »Nein, sie sind schon lange nicht mehr. Sie spielten auch keine allzu große Rolle, sondern hatten nur eben diese eine Aufgabe übernommen. Aber es gab von ihnen Reste, die du ebenfalls schon gesehen hast. Erinnere dich daran, wie tief die Großen Alten in der Erde liegen. Und diese Erde steckt voller Magie. Da sind es Geister und Dämonen, die in der Tiefe hausen und ähnlich wie der Höllenwurm Izzi zu den Großen Alten gehörten und ihnen gehorchten. So auch die sechs Zauberpriester, deren Schädel…«
    »Moment«, unterbrach ich sie. »Sprichst du von der Schädelkette, Doreen?«
    »Genau.«
    Mein Lachen fiel hämisch aus. »Die Schädelkette hat längst das Zeitliche gesegnet, denn ich habe sie zerstört. Es ist noch gar nicht lange her, die Köpfe dieser Zauberer gerieten in die Hände eines Mannes, der zu einer furchtbaren Gefahr wurde, als er aus den Schädeln eine Kette hergestellt hatte. Im letzten Augenblick gelang es uns, die Kette zu zerstören.« [4]
    Doreen winkte ab. »Das macht nichts. Es sind nur kleine Erfolge. Du kannst die Rückkehr der Großen Alten nicht stoppen, aber ein Grab ist offen, John Sinclair. Da kannst du hineinschauen.«
    »Welches ist es?«
    »Komm mit!« Sie gab mir ein Zeichen mit dem Kopf, und ich drehte mich um.
    Als wäre nichts geschehen, ging sie locker und irgendwie beschwingt über den Pfad. Ich behielt sie genau im Auge und rechnete mit Tricks, aber sie dachte nicht daran, irgend etwas zu versuchen. Auch schielte ich hin und wieder nach rechts und peilte an der Felswand hoch. Dort lauerten meine Gegner. Sehr gefährliche Dämonen, die, wenn es hart auf hart kam, sich in den Kampf stürzen würden. Aus den Nischen in den hohen Felswänden schienen dunkle Schatten zu kriechen. Ich fühlte mich in dieser Atmosphäre sehr unbehaglich und ging automatisch langsamer, als ich sah, daß sich der Grüne Schein intensivierte.
    Schon blieb Doreen stehen. »Das ist das letzte Grab in dieser Reihe«, erklärte sie.
    Von mir bekam sie keine Antwort. Ich trat näher an das Grab heran und bekam die Erklärung dafür, weshalb das Grüne Licht hier so verhältnismäßig stark war.
    Das Grab besaß keine Platte mehr. Es war offen!
    Sekundenlang stand ich konsterniert und war sprachlos. Dann sprach ich Doreen auf das offene Grab hin an. »Weshalb ist es nicht geschlossen?«
    »Kannst du dir das nicht denken?«
    Ich hob die Schultern. »Ich möchte hier nicht spekulieren. Aber kann es mit Kalifato zusammenhängen?«
    »Ja, du hast den richtigen Schluß getroffen. Es hängt mit dem großen Kalifato zusammen. Schließlich hat er sein Grab verlassen und ist dir bereits erschienen.«
    Da hatte sie recht. Kalifato befand sich noch in guter Erinnerung bei mir. Er allein trug die Verantwortung für die Entvölkerung des Dorfes Darkwater. Und dafür haßte ich ihn!
    »Tritt ruhig näher!«

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