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Die leichten Schritte des Wahnsinns

Die leichten Schritte des Wahnsinns

Titel: Die leichten Schritte des Wahnsinns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polina Daschkowa
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sagte er, »das weiß ich noch. Ich kümmere mich darum.«
    »Die Poljanskaja hat sehr zierliche Hände«, sagte sie.
    Er warf ihr einen Blick aus seinen hellen, fast durchsichtigen Augen zu, schwieg einen Augenblick und sagte dann leise:
    »Regina, wenn du dieser Frau auch nur ein Haar krümmst, bringe ich dich um.«
    »Oho!« Sie lachte munter. »So schlimm steht es?«
    »Ich habe dich gewarnt.« Er stand vom Tisch auf, nahm eine Packung Lipton-Tee aus dem Regal, öffnete sie ohne Hast, warf in
     jede Tasse einen Teebeutel und goß kochendes Wasser darüber.
    Regina beobachtete seine Hände. Sie zitterten nicht,waren sicher und ruhig. Sie ertappte sich bei dem Wunsch, seine Hand möge zittern und das kochende Wasser ihm die Haut verbrühen.
    »Wenja, Wenja«, sagte sie kopfschüttelnd, »glaubst du etwa, dieses wohlanständige Polypenfrauchen teilt wirklich deine zärtlichen
     Gefühle? Sie hat einfach Angst vor dir. Ich gehe jede Wette ein, daß zwischen euch noch nichts gewesen ist. Und es wird auch
     nichts sein. Sie verschaukelt dich nach Strich und Faden und denkt gar nicht daran, ihrem Oberst untreu zu werden. Glaub mir,
     ich sage das jetzt nicht als deine Frau, sondern als Psychiaterin mit fünfundzwanzig Jahren Berufserfahrung, als deine Geschäftspartnerin
     und Freundin.«
    Er starrte schweigend in seine Tasse.
    »Du schweigst, weil du nichts einwenden kannst. In deiner Jugend ist dir das Erlebnis einer ersten großen Liebe versagt geblieben.
     Wir wissen beide, warum. Und nun, mit vierzig, fällt es dir wie Schuppen von den Augen, daß das Leben vorübergeht, aber die
     echten Gefühle fehlen. Da triffst du plötzlich eine Frau wieder, zu der es dich früher einmal, vor vierzehn Jahren, mit aller
     Macht hingezogen hat. Damals war nicht dein Trieb, deine Krankheit, sondern ein gesundes männliches Gefühl im Spiel. Ja, Wenja,
     ich gebe zu – die Poljanskaja ist eine sehr schöne Frau. Sie hat etwas, was weder ich noch die zahllosen Modepüppchen in unserem
     Geschäft haben. Sie hat Rasse und Format. Beachte bitte, daß ich darüber ganz ruhig spreche. Ich liebe dich zu sehr, um eifersüchtig
     zu sein. Ich mache keine Szenen und bewerfe dich nicht mit Schmutz. Ich habe nichts gegen eure Affäre. Wirklich treue Ehemänner
     gibt es sowieso nicht. Aber Geschäftspartner müssen einander bedingungslos die Treue halten. Sonst leidet das Geschäft. Im
     übrigen wird es keine Affäre geben, Wenja. Die Poljanskaja liebt dich nicht. Sie belügt dich.«
    Reginas Stimme wurde immer tiefer, sie blickte ihren Mann unverwandt an. Ihr Monolog ging unmerklich in eine eindringliche
     Hypnosesitzung über.
    »Du wirst dich beruhigen und begreifen, daß keine andere Frau für dich existiert. Nur mir kannst du glauben, sonst niemandem.
     Meine Stimme ist die Brücke über dem Abgrund, sie ist die leuchtende Mondstraße, über die du gehst, ruhig und sicher. Nur
     bei mir brauchst du dich nicht zu fürchten …«
    Er schloß bereits die Augen und wiegte sich langsam im Rhythmus ihrer einschmeichelnden Worte. Da klingelte plötzlich das
     Telefon. Wenja zuckte zusammen, öffnete die Augen und schrie heftig:
    »Hör auf! Ich habe dich nicht darum gebeten!«
    Es war Reginas Handy, das auf dem Fernseher lag. Sie nahm es und verließ mit den Worten »Ja, bitte?« die Küche.
    Allein geblieben, nahm er ein paar gierige Schlucke Tee und steckte sich eine Zigarette an.
    »Wenja, hast du Bargeld, so etwa vierhundert Dollar?« fragte Regina, als sie eine Minute später wieder in der Tür erschien.
     »Ich muß mich mit einem Informanten treffen, sechshundert habe ich selber, tausend schulde ich ihm. Die Bank hat zu, es ist
     ja schon spät.«
    »Vierhundert müßte ich noch haben«, sagte er. »Aber warum so eilig? Hat das nicht bis morgen Zeit?«
    »Nein, Wenja. Nur dir kommt es so vor, als sei alles zu Ende. In Wirklichkeit fängt alles erst an.«
    »Regina, kannst du mir klar und deutlich sagen, worum es geht?« Er stand auf und ging ins Wohnzimmer. Seine Brieftasche steckte
     in der Innentasche des Jacketts. Er nahm vierhundert Dollar heraus.
    »Ich bin in einer Stunde zurück und erkläre dir alles. Mach dir keine Sorgen. Mit deiner Poljanskaja hat das nichts zu tun.«
    Bald wird gar nichts mehr mit der Poljanskaja zu tunhaben, dachte sie, als sie in dem dunkelblauen Volvo saß und durch die schwarze Märznacht fuhr. Ich bin kein bißchen eifersüchtig.
     Es ist lächerlich, auf eine Frau eifersüchtig zu sein, die nur noch

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