Die Leiden eines Chinesen in China
hat jene Zahl bis auf die Hälfte herabgemindert. Die Bewohner bestehen aus Tataren und Chinesen, zu denen noch gegen zehntausend Mohammedaner nebst einer Anzahl Mongolen und Tibetaner als flottirende Bevölkerung zu rechnen sind.
Der Grundplan dieser beiden Städte bildet etwa eine Truhe, von der die chinesische Stadt den Kasten, die tatarische den Deckel darstellt.
Die Tatarenstadt umgiebt eine sechs Meilen lange, vierzig bis fünfzig Fuß hohe und breite, äußerlich mit Backsteinen bekleidete Umwallung, auf der in Entfernungen von je zweihundert Metern noch hervorspringende Thürme angebracht sind, während sie an den Ecken in ausgedehntere Bastionen ausläuft, welche stets von stärkeren Truppen-Abtheilungen besetzt sind.
Man sieht hieraus, daß der Kaiser, der Sohn des Himmels, sorgsam beschützt und bewacht ist.
Im Centrum der Tatarenstadt enthält die sogenannte Gelbe Stadt innerhalb ihres, etwa sechshundertsechzig Hektaren betragenden Gebietes, zu welchem acht Thore den Zugang vermitteln, einen dreihundert Fuß hohen Kohlenberg, den hervorragendsten Punkt der Hauptstadt, einen herrlichen Kanal, das »Meer der Mitte«, über den eine prachtvolle Marmorbrücke führt, zwei Bonzen-Convente, eine Pagode der Prüfungen, die Pei-tha-sse, d.i. eine auf einer Halbinsel erbaute Bonzerie, die auf dem Gewässer des Kanals zu schwimmen scheint, den Peh-Tang oder die Niederlassung der katholischen Missionäre, die kaiserliche Pagode mit ihrem prächtigen, reich mit hellen Glöckchen behangenen Dache aus lasurblauen Ziegeln, den großen, den Ahnen der Herrscherfamilie gewidmeten Tempel, ferner den Tempel der Geister, den des Genius des Windes wie des Genius der Blitze, den Tempel des Erfinders der Seide, den umfangreichen Tempel des Herrn des Himmels, die fünf Pavillons der Drachen, das Kloster der »Ewigen Ruhe« u.s.w. u.s.w.
Im Mittelpunkte dieser viereckigen sogenannten Gelben liegt nun die Verbotene Stadt in der Ausdehnung von achtzig Hektaren und umgeben von einem kanalisirten Graben mit sieben Marmorbrücken. Da die herrschende Dynastie zu den Mantschu gehört, kann es nicht auffallen, daß die erste der genannten Complexe, die Tatarenstadt, nur von einer Bevölkerung der nämlichen Race bewohnt wird. Die Chinesen sind daraus verwiesen und nehmen in dem nebenliegenden Straßencomplexe den Kasten der Truhe ein.
In das Innere der erwähnten Verbotenen Stadt, welche wieder von einer Mauer aus rothen Backsteinen mit einer Art Dach aus goldgelb gefirnißten Ziegeln eingeschlossen wird, gelangt man durch das Thor des Südens oder die Pforte der »Großen Reinheit«, die nur für den Kaiser und die Kaiserin vollständig geöffnet wird. Hier erheben sich der Ahnentempel der Tataren-Dynastie mit seinem Doppeldache aus vielfarbigen Ziegeln; die den Geistern der Erde und des Himmels geweihten Tempel Che und Tsi; der Palast der »Höchsten Eintracht«, der zu großen Feierlichkeiten und officiellen Festbanketten bestimmt ist; der Palast der »Kleineren Eintracht«, wo sich die Ahnenbilder des Sohnes des Himmels befinden; der Palast der »Schützenden Eintracht«, in dessen Mittelsaal der kaiserliche Thron aufgestellt ist; der Pavillon »Nei-Ko’s, wo die Sitzungen des Staatsrathes abgehalten werden, denen Prinz Kong 1 , der Minister der auswärtigen Angelegenheiten und Vaters Bruder des letzten Souveräns, präsidirt; der Pavillon der »Literarischen Blumen«, in dem der Kaiser jährlich einmal die heiligen Bücher erklärt; der Pavillon von Tchuane-Sine-Tiene, in welchem zu Confucius’ Ehren großartige Opfer dargebracht werden; das Bureau der Geschichtsschreiber; der Vu-Igne-Tiene, wo man die zur Herstellung der Bücher gebrauchten Kupferplatten und Holzstöcke aufbewahrt; die Ateliers zur Anfertigung der Kleidungsstücke für den kaiserlichen Hof; der Palast der »Himmlischen Reinheit«, bestimmt zur Verhandlung von Familien-Angelegenheiten; der Palast des »Höheren irdischen Elements«, in dem jeder neuen Kaiserin gehuldigt wird; der Tempel der verstorbenen Eltern; die vier, ursprünglich für die Witwe und Kinder des im Jahre 1861 verstorbenen Hien-Fong errichteten Paläste; der Tchu-Sieu-Kong, der Wohnsitz der kaiserlichen Gattinnen; der Palast der »Besonderen Schönheit«, mit den Sälen zu dem officiellen Empfange der Hofdamen; der Palast der »Allgemeinen Ruhe«, die sonderbare Bezeichnung einer Officierskinder-Schule; der Palast der »Reinigung und Verjüngung«; der Palast der »Reinheit des Nephrits«;
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