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Die Leiden eines Chinesen in China

Die Leiden eines Chinesen in China

Titel: Die Leiden eines Chinesen in China Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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die Wohnstätten der Prinzen von Geblüt; der Tempel des »Schutzgottes der Hauptstadt«; ein Tempel in tibetanischem Style; das Magazin der Krone; der Hof-Intendantur; der Lao-Kuang-Ko, die Wohnung der Eunuchen, von denen es in der Rothen Stadt nicht weniger als Fünftausend giebt; und endlich noch andere ausgezeichnete Bauwerke, mit denen die Zahl der Paläste innerhalb des eingeschlossenen Kaisersitzes auf achtundachtzig ansteigt, ohne hierbei den Tsen-Kuang-Ko, den am See der Gelben Stadt gelegenen Pavillon des »Purpurnen Lichtes« mitzuzählen, in welchem am 19. Juni 1873 die fünf Gesandten Deutschlands, Englands, Hollands, Rußlands und der Vereinigten Staaten vom Kaiser empfangen wurden.
    Welches Forum des Alterthums hatte jemals eine solche Anhäufung an äußerer Gestalt so verschiedener und ihrem Inhalte nach so kostbarer Bauwerke aufzuweisen? Welche europäische Hauptstadt vermöchte mit obiger langen Nomenclatur zu concurriren?
    Zu jenem Verzeichnisse tritt noch der zwei Meilen von Peking gelegene Uane-Cheu-Chane oder »Sommerpalast« hinzu. Nach seiner Zerstörung im Jahre 1860 finden sich jetzt freilich kaum noch Spuren seiner Gärten der »Vollkommenen Klarheit« und »Ruhigen Klarheit«, von dem Hügel der »Nephriten-Quelle« und dem Berge der »Zehntausend langen Leben«.
    Rings um die Gelbe Stadt liegt die Tatarenstadt. Hier befinden sich die englische, französische und russische Gesandtschaft, das Hospital der Londoner Missions-Gesellschaft, die katholischen Missionshäuser des Ostens und des Nordens, die alten Elephantenställe, welche jetzt nur ein einäugiges hundertjähriges Exemplar dieser Thiere bergen. Hier erheben sich der berühmte Glockenthurm mit seinem rothen Dache, das durch grüne Ziegel in gleichmäßige Felder getheilt ist; der Tempel Confucius’; das Kloster der tausend Lamas; der Tempel Faquas; die alte Sternwarte mit ihrem gewaltigen, viereckigen Thurme; der Yamen der Jesuiten; der Yamen der Gelehrten, in dem die Staatsprüfungen abgehalten werden, und die Triumphbogen des Ostens und des Westens. Hier fließen das »Meer des Nordens« und das mit Seerosen und blauen Nymphäen bedeckte »Meer der Rosen«, welche, von dem Sommerpalaste herkommend, den Kanal der Gelben Stadt speisen. Hier glänzen ferner mehrere Paläste kaiserlicher Prinzen und der Minister der Finanzen, des Cultus, des Krieges, der öffentlichen Arbeiten und des Auswärtigen; der Rechnungshof, das Collegium für Astronomie und die Akademie der Medicin. Alles liegt wirr durcheinander, in engen, während der Sommers stauberfüllten, während des Winters tiefkothigen Gassen, zu beiden Seiten mit elenden niedrigen Häusern, unter die sich da und dort die von prächtigen Bäumen beschattete Wohnung eines hohen Würdenträgers verirrt zu haben scheint. Dazwischen tummeln sich herrenlose Hunde, schreiten mongolische Kameele mit ihrer Steinkohlenlast dahin, schwanken Palankine mit vier oder acht Trägern, je nach dem Stande der betreffenden Person, und rollen Wagen mit Mauleseln, polternde Karren, oder schwärmen arme Leute, nach Choutzé »eine Bettlerarmee von 60.000 Köpfen« umher; auch kommt es, sagt P. Aréne, »in den von stinkendem schwarzen Schmutz erfüllten Gassen mit Wasserlachen, in die man leicht bis aus Knie versinken kann, nicht selten vor, daß ein blinder Bettler unbeachtet ertrinkt«.
    Nach vielen Seiten hin gleicht der chinesische Stadttheil Pekings, der selbst Vaï-Tcheng genannt wird, dem tatarischen Theile; nur in einzelnen Stücken unterscheidet er sich von jenem.
    Die Mitte desselben nehmen zwei berühmte Bauwerke: der Tempel des Himmels und der des Ackerbaues ein; an verschiedenen Stellen vertheilt liegen die Tempel der Göttin Koanine, des Schutzgeistes der Erde, der Reinigung, des schwarzen Drachen und der Geister des Himmels und der Erde, ferner die Goldfischteiche, das Kloster von Fayuan-sse, Märkte, Theater u.s.w.
    Des rechtwinkelige Parallelogramm, welches die Chinesenstadt bildet, wird von Norden nach Süden von einer bedeutenden Verkehrsader, der »Großen Allee«, durchschnitten, die von dem Thore Hung-Tings im Süden bis zum Thore Tiens im Norden führt. Quer durch dieselbe läuft eine noch längere Straße, welche jene in rechtem Winkel schneidet und von dem Thore Cha-Chuas im Osten bis zu dem Cuan-Tsus im Westen reicht. Diese heißt die Cha-Chua-Allee und hundert Schritte von ihrem Durchschneidungspunkte mit der Großen Allee wohnte die zukünftige Frau Kin-Fo.
    Der Leser

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