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Die Leiden eines Chinesen in China

Die Leiden eines Chinesen in China

Titel: Die Leiden eines Chinesen in China Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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anstatt sich jetzt auf diesen zu stürzen, bahnte er sich mit Gewalt einen Weg durch das Gedränge und entfloh, so schnell ihn seine langen Beine tragen konnten.
    Kin-Fo war rasch entschlossen. Er wollte endlich die Centnerlast von seinem Herzen genommen wissen und eilte zur Verfolgung Wang’s hinweg. Craig-Fry, die ihn weder überholen, noch selbst zurückbleiben wollten, zu seinen beiden Seiten.
    Sie hatten ebenfalls den bisher unauffindbaren Philosophen erkannt und aus dem Erstaunen, das jener an den Tag legte, ersehen, daß er Kin-Fo nicht mehr zu sehen erwartete, als Kin-Fo sich träumen ließ, ihn hier zu finden.
    Warum in aller Welt entfloh aber Wang? Das war ganz unerklärlich, genug, er entfloh, als wenn ihm die Polizei des ganzen Himmlischen Reiches auf den Fersen wäre.
    Jetzt begann eine wahrhaft unsinnige Jagd.
    »Ich bin nicht zugrunde gerichtet! Wang! Wang! Nicht ruinirt! rief Kin-Fo dem Flüchtling nach.
    – Reich! Reicher als je!« setzten Craig-Fry hinzu.
    Wang hatte jedoch einen zu großen Vorsprung, um jene Worte verstehen zu können, die ihn bewegen sollten, inne zu halten. Er eilte über den Quai, längs des Kanals hin und erreichte den Eingang zur westlichen Vorstadt.
    Die drei Verfolger flogen hinter ihm drein, vermochten ihm aber nicht näher zu kommen, im Gegentheile schien der Flüchtling mehr Distanz zu gewinnen.
    Ein halbes Dutzend Chinesen folgten wieder Kin-Fo, und außer diesen noch mehrere Tipaos, die einen Mann, der so eilig dahinlief, unwillkürlich für einen Missethäter halten mußten.
    Ein sonderbares Schauspiel, diese keuchende, schreiende, heulende Gruppe dahinstürmen zu sehen, der sich unterwegs mehr und mehr freiwillige Theilnehmer anschlossen. In der Umgebung des Bänkelsängers hatte man sehr wohl gehört, das Kin-Fo den Namen Wang aussprach. Zum Glück nannte der Philosoph nicht den seines früheren Schülers, denn gewiß hätte sich dann die ganze Stadt an die Sohlen eines so berühmten Mannes geheftet. Aber auch der Name Wang’s reichte schon hin, Alles in Bewegung zu setzen. Das war ja die räthselhafte Person, für deren Entdeckung eine so bedeutende Belohnung in Aussicht stand. Jedes Kind wußte davon. Wenn Kin-Fo in diesem Augenblicke also seinem Vermögen von 800.000 Dollars nachlief, so verfolgten Craig-Fry die versicherten 200.000 Dollars im Interesse ihrer Gesellschaft und suchten die Uebrigen die ausgesetzte Belohnung von 2000 Dollars zu erhaschen, gewiß Grund genug, um aller Welt flinke Beine zu machen.
    »Wang! Wang! Ich bin ja reicher als je! rief Kin-Fo unablässig, so weit ihm dies die Anstrengung des Laufens gestattete.
    – Nicht ruinirt! Im Gegentheil! fügten Craig-Fry noch hinzu.
    – Aufhalten! Aufhalten!« kreischte der Haufen der übrigen Verfolger.
    Wang hörte auf nichts. Er hielt die Arme eingestemmt und wollte sich offenbar nicht durch eine Antwort schwächen, noch durch ein Umwenden des Kopfes an Schnelligkeit verlieren.
    So ging die Jagd durch die ganze Vorstadt weiter. Wang eilte nach der mit Quadersteinen belegten Straße längs des Kanals. Diese war menschenleer und bot ihm also die wenigsten Hindernisse. Nun flog er womöglich noch schneller dahin! Natürlich verdoppelten aber auch seine Verfolger ihre Bemühung, ihn einzuholen.
    Zwanzig Minuten lang währte schon das tolle Treiben, ohne daß Jemand dessen endlichen Ausgang voraussehen konnte. Nach und nach schien der Flüchtling jedoch zu ermatten. Der Raum, der ihn von den Verfolgern trennte, verkleinerte sich allmälich.
    Wang mochte das selbst fühlen; er machte daher einen Bogen und verschwand hinter dem dichten Gebüsch in der Nähe einer rechts an der Straße stehenden Pagode.
    »Zehntausend Taëls, wer ihn aufhält! rief Kin-Fo.
    – Zehntausend Taëls! wiederholten Craig und Fry.
    – Ya! ya! ya!« heulten die Vordersten aus dem Volkshaufen.
    Alle wandten sich seitwärts, dem Philosophen nach und schwärmten um die Mauer der Pagode.
     

    »Nicht ruinirt!« rief Kin-Fo. (S. 118.)
     
    Wang war wieder sichtbar geworden. Er folgte einem schmalen Fußpfade längs eines Bewässerungs-Kanals und machte, um seine Verfolger zu täuschen, dann wieder einen Bogen, der ihn nach der gepflasterten Hauptstraße führte.
     

    Es sah aus, als wolle sich ein Haufen Clowns produciren. (S. 122.)
     
    Allmälich schien er aber zu ermatten, denn er sah sich wiederholt fast ängstlich um. Kin-Fo, Craig und Fry fühlten noch keine Abnahme ihrer Kräfte. Sie eilten, sie flogen dahin, und keiner

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