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Die leise Stimme des Todes (German Edition)

Die leise Stimme des Todes (German Edition)

Titel: Die leise Stimme des Todes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Kenlock
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„Ich häng mich dran. Benachrichtige Sanden.“
    „Wird gemacht.“
    Die Verbindung wurde von Wenner unterbrochen. Fric drückte das Hörerzeichen auf dem Display, bevor er erneut wählte.
    „Ja?“
    „Fric.“
    „Was gibt’s?“
    „Keller verlässt das Haus.“
    „Wohin?“ Sanden war nicht jemand, der sich mit vollständigen Sätzen aufhielt.
    „Keine Ahnung“, antwortete Fric wahrheitsgemäß. „Er hat telefoniert, aber nur eine Nachricht auf Band gesprochen.“
    „Hast du Wenner informiert?“
    „Ja, er klebt an ihm dran.“
    „Gut.“
    Auch diesmal wurde die Verbindung ohne ein weiteres Wort unterbrochen. Fric fluchte heftig, aber dann kehrte seine gute Laune zurück. Mark Keller war aus dem Haus, das bedeutete, es gab für ihn nichts zu tun und er konnte endlich etwas Schlaf nachholen.
     
    Kurt Wenner verließ sein Fahrzeug und folgte Mark zu Fuß bis zur Bushaltestelle. Der Bus kam nach wenigen Minuten. Minuten, in denen sich Wenner abseits hielt und sich bemühte, nicht allzu oft in Kellers Blickfeld zu geraten.
    Sein Bewachungsobjekt stieg ein. Wenner ließ einer alten Dame den Vortritt, bevor er selbst beim Fahrer einen Fahrschein löste. Da er nicht wusste, wohin Keller wollte, gab er als Fahrziel «Endstation» an.
    Ein Blick in die Runde zeigte ihm, dass Keller im vorderen Drittel des Busses Platz genommen hatte. Er zwängte sich durch den schmalen Gang und setzte sich zwei Reihen hinter ihn. So konnte er Keller im Auge behalten und rechtzeitig erkennen, wenn er Anstalten machte auszusteigen.
    Zu Wenners Erstaunen ging die Fahrt nur eine Station weit. Kaum waren sie losgefahren, hielt der Bus schon wieder. Keller hatte rechtzeitig den Signalknopf für den Fahrer gedrückt und stand schon bereit, als die pneumatischen Türen aufklappten. Wenner quetschte sich hastig aus seinem Sitz und folgte ihm.
    Draußen führte ein gepflasterter Weg durch eine dicht mit hohen Büschen bewachsene Grünanlage, in deren Schutz sich Wenner unauffällig bewegen konnte. Schließlich betrat der Verfolgte ein flaches graues Gebäude mit dunklen Glastüren.
    Über dem Eingang prangte in Metallbuchstaben «Merkel-Schwimmbad».
    Verblüfft blieb Kurt Wenner stehen. Dorthin konnte er Keller nicht folgen, denn eines hatte er mit Sicherheit nicht dabei - eine Badehose.
     
    Regen hatte eingesetzt und seine Tropfen flossen wie winzige, verirrte Flüsse an der Fensterscheibe hinunter. Katherine Tallet saß auf der breiten Fensterbank, die Knie angezogen, das Kinn auf eine Hand gestützt, und starrte blicklos in das trübe Grau hinaus.
    Michelle Saranger war tot. Manfred Weber war tot. Zwei ihrer Patienten waren innerhalb einer Woche gestorben. Zwei Menschen, die sie gemocht hatte.
    Katherine weinte nicht. Sie fühlte einen Krampf in ihrem Inneren, aber die erlösenden Tränen wollten nicht kommen.
    Ich bin nicht gerade professionell,dachte sie und machte sich gleich darauf Vorwürfe für diesen schäbigen Gedanken. So war es, seit ihr Schneider mitgeteilt hatte, dass er die Kunststudentin aus Frankreich nicht hatte retten können. In ihrem Kopf wirbelten die Gedanken wie Blätter im Herbstwind durcheinander. Manchmal bekam Katherine eines dieser Blätter zu fassen und konnte sich für wenige Augenblicke mit dem Gedanken beschäftigen, aber dann wurde es ihr aus der Hand gerissen und das Spiel begann von vorn.
    Eine halbe Stunde verging, bevor die Benommenheit nachließ. Schließlich blieb ein einzelner Gedanke, eine einzige Frage in ihrem Bewusstsein zurück.
    Wie konnte es nur sein, dass zwei ihrer Patienten in einer Woche starben?
    Zufall? Wenn ja, dann war es ein seltsamer Zufall. Zwei Menschen, beide nicht gesund, aber doch nicht lebensbedrohend krank, starben einen unnatürlichen Tod.
    Manfred Weber, lebensfroh und optimistisch, erhängte sich, obwohl er noch am Abend zuvor mit seiner Frau Zukunftspläne geschmiedet hatte.
    Michelle Saranger war überfahren worden. Ein Fahrzeug hatte ihr junges Leben ausgelöscht.
    Beide waren kurz vor der Operation verstorben, auf die sie so lange hatten warten müssen. Weber am Morgen des Tages, als EUROTRANSPLANT ein Herz für ihn gefunden hatte, Michelle nur wenige Minuten, bevor die Benachrichtigung über das Spenderherz im Klinikum eintraf.
    Konnte es tatsächlich Zufall sein?
    Katherine wusste nicht, ob ihre Zweifel berechtigt waren. In ihrem derzeitigen labilen Zustand konnte es sein, dass sie anfing, Hirngespinsten nachzujagen. Der Tod zweier Menschen, die man

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