Die leise Stimme des Todes (German Edition)
bewegte.
Zwei Sekunden vergingen, dann schrie Sebastian, so laut er konnte, und deutete nach unten.
„Dort liegt jemand im Wasser!“, brüllte er.
Die Köpfe der Hallenbadbesucher ruckten herum. Augen suchten den kleinen Jungen, der auf dem Sprungbrett stand und auf etwas im Becken zeigte.
„Da liegt tatsächlich jemand!“, rief eine Frau.
Kurz darauf hechteten mehrere Personen ins Wasser.
7. Kapitel
Als Mark die Augen aufschlug, blickte er in ein Dutzend besorgte Gesichter, die auf ihn herabsahen. Die Menschen bildeten einen Kreis um ihn. Männer, Frauen, Kinder.
„Ich denke, es ist ihm nichts weiter passiert“, sagte eine Stimme links von ihm. „Er hat kein Wasser mehr in der Lunge und scheint auch sonst in Ordnung zu sein.“
Mark drehte sich der Stimme zu. Ein Arzt sah auf ihn herab. Um seinen Hals baumelte ein Stethoskop. Der jugendlich wirkende Mann fischte eine bleistiftgroße Taschenlampe aus der Brusttasche seines weißen Kittels und leuchtete in Marks Augen. Offensichtlich war er mit der Reaktion von Marks Pupillen zufrieden, denn die Taschenlampe wurde weggesteckt.
„Können Sie sich aufrichten?“, fragte der Arzt. „Ich möchte Ihren Kopf untersuchen.“
Mit Hilfe zweier Umstehender hievte er sich in eine hockende Position.
„War ich ohnmächtig?“
„Anscheinend haben Sie sich den Kopf am Beckenrand angeschlagen. Sie waren kurz bewusstlos, aber Ihnen ist nichts weiter geschehen. Sie haben Glück gehabt, bedanken Sie sich bei Ihren Rettern.“
Der Arzt nickte in Richtung eines kleinen Jungen, der Mark mit weit aufgerissenen Augen anstarrte, und eines Mannes seines Alters, der sich etwas abseits hielt.
„Der Junge hat Sie entdeckt, wie Sie regungslos im Wasser lagen, und der Mann dort drüben hat Sie rausgefischt.“
Mark nahm sich vor, sich später zu bedanken. Im Moment fühlte er sich benommen; ein dumpfes Dröhnen pulsierte in seinem Hinterkopf. Er spürte die Finger des Arztes, die seinen Schädel vorsichtig abtasteten. Als er eine Stelle schräg hinter dem rechten Ohr berührte, entwich Mark ein Stöhnen.
„Tja, das gibt eine ordentliche Beule, die Sie mit Eis kühlen sollten, damit sie rasch abschwillt.“
„Muss ich ins Krankenhaus?“
„Nur wenn Sie möchten. Aber Sie sollten sich etwas Ruhe gönnen, also Schluss mit der Schwimmstunde für heute.“
Mit raschen Bewegungen räumte der Notarzt seinen schwarzen Lederkoffer ein.
„Kann ich aufstehen?“, fragte Mark.
„Jederzeit, wenn Sie es sich zutrauen. Aber langsam, bestimmt ist Ihnen noch ein wenig schwindlig.“
Mark nahm die dargebotenen Hände der anderen Schwimmbadbesucher dankbar an und zog sich hoch. Es ging besser, als er gedacht hatte. Zwar fühlte er sich schwach und hatte weiche Knie, aber der erwartete Schwindelanfall blieb aus.
„Alles in Ordnung? Wie fühlen Sie sich?“ Der Arzt lächelte.
„Nicht allzu schlecht.“
„Also, ich muss weiter. Einer der Sanitäter wird das Unfallprotokoll aufnehmen.“
Mit zielstrebigen Schritten bahnte sich der Notarzt einen Weg durch die sich langsam zerstreuende Menge.
Ein untersetzter Sanitäter mit Bürstenhaarschnitt wollte Mark unterfassen, aber er winkte ab und ging stattdessen zu dem kleinen Jungen hinüber, der ihn noch immer mit offenem Mund anstarrte.
„Wie heißt du?“
„Sebastian.“
„Vielen Dank, Sebastian, dass du mich gerettet hast.“
„Das war ich nicht. Das war der da!“ Seine Hand deutete auf den Mann, den ihm schon der Arzt gezeigt hatte. „Ich habe Sie bloß im Wasser liegen sehen.“
„Trotzdem vielen Dank.“
Der Junge stürmte strahlend davon. Mark wandte sich an seinen eigentlichen Retter, den Mann, der ihn aus dem Becken geholt hatte. Er war nur wenige Zentimeter kleiner als er selbst, also mindestens einen Meter achtzig, hatte kurze, weizenblonde Haare, die stark zu seiner gebräunten Haut kontrastierten, strahlend weiße Zähne und eine durchtrainierte Figur, die den Sportler verriet.
„Mein Name ist Mark Keller. Vielen Dank für Ihre Hilfe.“
Ein jungenhaftes Grinsen überzog das ebenmäßige Gesicht des anderen. „Nicht der Rede wert, aber das Wenden sollten Sie noch ein wenig üben.“
„Sie haben mich beobachtet?“, fragte Mark verblüfft.
„Beobachtet ist übertrieben. Ich war in der Nähe. In einem Augenblick waren Sie noch da, im nächsten schon verschwunden, aber aufmerksam wurde ich erst durch den Kleinen, der wie am Spieß brüllte, dass jemand im Wasser liege.“
„Wo war
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