Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die leise Stimme des Todes (German Edition)

Die leise Stimme des Todes (German Edition)

Titel: Die leise Stimme des Todes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Kenlock
Vom Netzwerk:
E-Mail-Ausdruck aus der Innentasche seines Jacketts fischte und ihn vor die Frau auf den Tisch legte.
    „Dr. Mark Keller?“
    „Ja.“
    Sie studierte den Ausdruck, als wollte sie ihn sich für immer einprägen. In Marks Magen brannte ein Feuer, während die Empfangsdame einen schmalen Ordner aufschlug und die Daten mit dem Computerausdruck verglich. Schließlich legte sie den Ordner beiseite und händigte Mark eine in Plastik geschweißte Kennkarte aus.
    „Bitte tragen Sie diewährend Ihres Aufenthalts in unserer Klinik. Zu den Kongressräumen geht es dort entlang.“ Ihre Hand deutete an den Zierbäumen vorbei auf eine Glastür im Hintergrund. „Der Kongress beginnt um zehn Uhr.“ Sie blickte auf ihre schmale, goldgefasste Armbanduhr. „Sie haben noch Zeit. Falls Sie einen Kaffee trinken möchten, steht Ihnen die Cafeteria zur Verfügung.“ Die lackierten Nägel wedelten in entgegengesetzte Richtung. „Ihr Gepäck können Sie hier oder im Hotel abgeben. Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Aufenthalt, Dr. Keller.“
    Mark bedachte sie mit einem Nicken, aber die Frau wandte sich bereits dem nächsten Gast zu. Er schnappte sich seine Reisetasche, die neben seinen Hackerutensilien Kleidung zum Wechseln enthielt. Mark wusste nicht, ob er im Hotel des Klinikums übernachten würde, das hing davon ab, wie schnell er sich Zugang zum Computer der Klinik verschaffen konnte.
    Die meisten Kongressbesucher standen in Gruppen vor dem Konferenzsaal und plauderten miteinander. Offensichtlich kannte man sich von früheren Veranstaltungen und nutzte die Gelegenheit für einen Gedankenaustausch. Mark fühlte sich ein wenig verloren, außerdem glaubte er, sich verdächtig zu machen, wenn er allein herumstand. Zudem bestand die Gefahr, dass ihn jemand ansprach und mit ihmplaudern wollte, dann wäre sein wahnwitziges Unternehmen zu Ende gewesen, bevor es begonnen hatte. Mark wusste, es war eine Sache, den Computer von ORGANIC zu täuschen, aber eine andere, mit einem Arzt über medizinische Probleme zu reden.
    Nun gut, blieb die Cafeteria. Dort sollte er einigermaßen sicher sein, bis die Veranstaltung begann. Bemüht, nicht nach links oder rechts zu sehen, schlenderte Mark durch die Halle.
     
    Das Erste, was er wahrnahm, als er die Cafeteria betrat, war der Duft von frisch gemahlenem Kaffee, dass Zweite, die luxuriöse Einrichtung aus hellem Holz und einer Theke aus blitzendem Chrom. Hohe Fenster gestatteten einen wundervollen Blick ins Tal.
    Zu seinem Leidwesen musste Mark feststellen, dass fast alle Tische besetzt waren. Niemand beachtete ihn; auch hier wurde geschwatzt, trotzdem kribbelte es in seinem Magen, als er sich an der Verkaufstheke anstellte und einen Milchkaffee orderte.
    Mit der dampfenden Tasse in der Hand stand er nun vor dem Problem, wo er sich hinsetzen sollte, an der Theke konnte er schlecht stehen bleiben. Er entschied sich für einen Tisch in der hinteren Ecke des Raumes, an dem eine Frau Anfang Dreißig saß und sich in eine Zeitung vertieft hatte.
    Ein Großteil seines Kaffees schwappte über den Rand der Tasse und sammelte sich in der Untertasse, bis Mark sich endlich einen Weg durch die eng gestellten Tische gebahnt hatte.
    „Entschuldigung.“
    Ihr Kopf ruckte hoch. Braune Augen musterten ihn.
    „Darf ich mich zu Ihnen setzen?“
    Sie antwortete nicht, aber ihre Hand vollführte eine einladende Geste, dann wandte sie sich erneut ihrer Lektüre zu.
    Mark beobachtete sie heimlich, nicht aus Neugierde, vielmehr, um nicht die nackte Wand in ihrem Rücken anstarren zu müssen. Auf den ersten Blick war sie hübsch, nicht übermäßig, aber gut aussehend. Mark bemerkte, dass sie eine anmutige Art hatte, den Kopf beim Lesen schräg zu legen, während ihre Augen dem Text zu folgten. Fast schien es, als würde sie ein winziges Tennismatch verfolgen, bei dem ein spannender Ballwechsel stattfand.
    „Sie starren mich an!“
    Erwischt! Mark wollte sich rasch eine Lüge einfallen lassen, wusste aber, dass sie ihm nicht glauben würde.
    „Tut mir leid“, sagte er stattdessen.
    „Gut.“
    Nur ein Wort, dann las sie weiter.
    Jetzt blieb ihm doch nichts anderes übrig, als die Wand über ihrer Schulter anzuglotzen und dabei seinen heißen Kaffee schnell zu trinken.
    Die Zeit dehnte sich, und obwohl Mark kräftig in seine Tasse blies, dauerte es eine Weile, bis der Kaffee so weit abkühlte, dass er ihn austrinken konnte. Er nahm den letzten Schluck, schob den Stuhl zurück und erhob sich, als sie ihn plötzlich

Weitere Kostenlose Bücher