Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die leise Stimme des Todes (German Edition)

Die leise Stimme des Todes (German Edition)

Titel: Die leise Stimme des Todes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Kenlock
Vom Netzwerk:
ansah.
    „Arbeiten Sie hier am Klinikum?“
    „Nein, ich besuche den Kongress.“
    Ihr Blick wanderte an seinem Hals herab und forschte nach der Plastikkennkarte, die man ihm am Empfang ausgestellt hatte. Erst jetzt bemerkte Mark, dass sie ebenfalls eine trug.
    Dann geschah etwas Merkwürdiges. In ihre Augen trat ein Ausdruck, den Mark nur als Verwirrung deuten konnte. Was immer es war, er hatte keine Zeit mehr, danach zu fragen, denn eine Lautsprecheransage verkündete den Beginn der Veranstaltung.
    „Auf Wiedersehen“, verabschiedete er sich, erhielt aber keine Antwort. Er trug die Tasse zu einem Servierwagen, auf dem sich das abgestellte Geschirr bereits türmte, und ging dann mit zügigen Schritten hinüber zum Konferenzsaal.
     
    Katherine starrte dem Mann hinterher, der vor wenigen Sekunden an ihrem Tisch gesessen hatte und nun die Cafeteria verließ.
    Dr. Mark Keller, Universitätsklinikum München war auf seiner Kennkarte zu lesen gewesen.
    Unglaublich! Katherine war so durcheinander, dass es einen Moment dauerte, bis sie einen klaren Gedanken fassen konnte.
    Der Mann musste ein Betrüger oder Hochstapler sein, denn bei einer Sache war sich Katherine sicher: In ihrer Klinik gab es keinen Dr. Keller! Sie kannte jeden Arzt und jeden Chirurgen am Krankenhaus, und die Spezialisten für Transplantationsmedizin sah sie täglich, ein Dr. Keller war nicht darunter und war in den Jahren, seit sie ihre Arbeit an der Klinik aufgenommen hatte, nie darunter gewesen.
    Wieso behauptete dieser Mann, am Universitätsklinikum zu arbeiten? Was ging hier vor?
    Katherine trank nachdenklich einen Schluck längst kalt gewordenen Kaffee und grübelte. Sollte sie ihre Entdeckung melden?
    Nein! Zuerst wollte sie mehr erfahren. Später konnte sie die Klinikleitung immer noch darauf aufmerksam machen. Der Fremde wirkte nicht gefährlich, es würde Spaß machen, ihn ein wenig in die Bredouille zu bringen.
    Katherine lächelte, als sie die Zeitung zusammenfaltete und hinüber zum Veranstaltungssaal ging.
     
    „Meine Damen und Herren, liebe Kollegen und Kolleginnen, ich darf Sie recht herzlich bei ORGANIC begrüßen. Mein Name ist Thomas Gaster. Ich bin der Leiter dieser wunderschönen Klinik ...“
    Mark hatte sich, in der Hoffnung, keine Aufmerksamkeit zu erregen, einen Platz in der hintersten Reihe gesucht und lauschte nur mäßig interessiert den Begrüßungsfloskeln und Einführungsworten des Klinikchefs. Es war immer noch dabei, sich einen Plan zurechtzulegen, wie er an den Rechner der Klinik kommen konnte, ohne sich verdächtig zu machen, und langsam begann eine Idee in ihm zu reifen.
    Die Vorhänge vor den hohen Fenstern waren zugezogen. Mark registrierte dies, ebenso wie den Filmprojektor, der direkt hinter ihm stand. Anscheinend würde der Kongress mit einem Filmbeitrag beginnen. Neben ihm waren noch zwei Stühle frei, aber ansonsten war die Tagung hervorragend besucht. Mindestens achtzig Männer und Frauen drängten sich in den engen Sitzreihen und blickten auf ein erhöhtes Podium, das von mehreren Strahlern beleuchtet wurde.
    Genau wie draußen in der Halle war es im Saal unangenehm kühl. Niemand hatte sein Jackett ausgezogen, und manche der Frauen trugen noch ihre Mäntel. Mark fröstelte. Er ließ seinen Blick durch den Saal wandern, während Gaster den Ablauf der Veranstaltung erläuterte. Mark horchte auf, als der Klinikchef ankündigte, nach dem Mittagessen fände eine Führung durch das Krankenhaus statt. Perfekt! So konnte er sich unauffällig in der Gruppe bewegen, sich umsehen und sein Vorhaben angehen.
    Im Saal wurde eine Tür geöffnet. Lichtschein fiel wie ein weißer Teppich herein und sorgte für Geraschel, als sich alle nach dem Spätankömmling umdrehten. Gaster ließ sich nicht stören und sprach ungerührt weiter.
    Neben Mark kam Bewegung auf, als sich jemand durch die Reihen zwängte und leise Entschuldigungen murmelte. Kurz darauf hörte er, wie sich eine Person neben ihn auf den Stuhl plumpsen ließ. Er wandte den Kopf und erkannte die Frau, an deren Tisch er noch vor wenigen Minuten gesessen hatte. Sie nickte ihm kurz zu. Mark nickte zurück, widmete dann aber seine Aufmerksamkeit dem Redner, der inzwischen die Errungenschaften der Klinik in den höchsten Tönen lobte.
    „Interessant, nicht wahr?“, flüsterte es neben ihm.
    „Was?“ Mark blickte die Frau überrascht an. Er hatte nicht damit gerechnet, dass sie ihn ansprechen würde. Ihr Verhalten in der Cafeteria war abweisend und unhöflich

Weitere Kostenlose Bücher