Die leise Stimme des Todes (German Edition)
hatte.
Mark rief weitere Dateien auf. Seine Augen huschten über den Bildschirm, bis sie bei einer seltsamen Aufstellung hängenblieben. Es war eine Addition sämtlicher Einnahmen aus Gasters kriminellen Machenschaften. Die Summe war unglaublich. Fast siebzehn Millionen Euro hatte dieses Schwein an den Leiden anderer Menschen verdient. Über der Aufstellung stand eine achtstellige Zahl, die für Mark keinen Sinn ergab.
„Hast du eine Ahnung, was das sein könnte?“, fragte Mark.
Katherine schüttelte den Kopf.
„Schreib die ab, vielleicht kommen wir später noch drauf, was sie zu bedeuten hat.“
„Okay.“
Mark blickte auf seine Armbanduhr. „Wir sollten uns ein wenig beeilen. Bist du soweit?“
Katherine nickte. Die nächsten Minuten diktierte Mark Namen und Bezeichnungen von Dateien. Mehrmals musste sie nachfragen, aber schließlich steckte sie den Kugelschreiber ein und reichte Mark den Zettel, der nun begann, die Dateien auf Diskette zu speichern.
„Dauert das noch lange? Wie viel Zeit bleibt uns?“, fragte sie nach zehn endlos scheinenden Minuten.
Mark warf einen Blick auf seine Uhr. „Wir haben noch knapp sieben Minuten. Müsste ausreichen. Bin gleich fertig.“
Sie seufzte erleichtert auf. Je schneller sie aus diesem unheimlichen Büro herauskamen, desto besser. Der fensterlose Raum weckte klaustrophobische Ängste in ihr, selbst die Gefahr, beim Hinausschleichen aus der Klinik entdeckt zu werden, erschien ihr jetzt weniger bedrohlich.
Mark trommelte ungeduldig mit den Fingern auf die Schreibtischplatte. „Mist!“
„Was ist denn?“, fragte Katherine ängstlich.
„Die letzte Datei passt nicht mehr auf die Diskette, sie ist zu groß.“
„Dann nimm eine neue Diskette.“
„Das war die Letzte. Alles voll.“
„Und jetzt?“
„Entweder wir verzichten darauf oder ich muss die Datei erst packen.“ Er blickte nochmals auf seine Uhr. „Nein, zu spät. Unsere Zeit läuft gleich ab.“
„Eure Zeit ist bereits abgelaufen.“
Thomas Gaster stand im Türrahmen. Er hielt eine Waffe in der Hand.
Das war nun schon das zweite Mal an diesem Tag, dass jemand sie mit einer Waffe in der Hand überraschte.
Gaster schob die Tür in seinem Rücken mit dem Fuß zu und trat in den Raum. Das schwarze Metall der Waffe glänzte im Licht der Deckenbeleuchtung, aber der Lauf blieb starr auf Mark gerichtet, bewegte sich keinen Millimeter nach links oder rechts.
„Stehen Sie auf!“, befahl Gaster. „Lassen Sie mich Ihre Hände sehen und treten Sie vom Schreibtisch zurück. Versuchen Sie erst gar nicht, mich auszutricksen, ich kann mit diesem Ding umgehen.“
Mark erhob sich. Langsam schob er den Stuhl weg und ging mit zwei Schritten rückwärts zur Wand. Seine nackten Handflächen waren nach außen gedreht, um zu zeigen, dass darin nichts verborgen war.
Katherine reagierte überhaupt nicht. Sie stand wie versteinert und glotzte die Waffe an.
„Los, da rüber!“ Die Waffe deutete in die Richtung, in der Gaster seine Gefangenen haben wollte, und endlich bewegte sich auch Katherine.
Mark hatte die Wand erreicht. Als er mit dem Rücken dagegen lehnte, spürte er Sandens Automatik hinten im Hosenbund unangenehm gegen seine Wirbelsäule drücken. Für einen Moment war er versucht, die Waffe zu ziehen, aber dann ließ er es bleiben. Gaster würde ihn erschießen, bevor er auch nur den Lauf auf ihn gerichtet hätte.
Gaster schien zufrieden. Ein wölfisches Grinsen glitt über sein Gesicht. „Da Sie beide hier sind und Sanden nicht, nehme ich an, er und sein Partner hatten ein Unfall, oder täusche ich mich?“
Mark schwieg, sollte Gaster glauben, was er wollte.
„Erstaunlich“, fuhr der Klinikleiter fort. „Sanden war zwar nicht der Hellste, aber ich hätte ihm mehr zugetraut.“ Er schüttelte den Kopf. „Sich von einem Amateur überlisten zu lassen - aber wenn ich es recht bedenke, haben Sie mir sogar einen Gefallen getan. Sanden war untragbar geworden. Hätten Sie ihn nicht umgelegt, ich hätte es selbst getan.“ Er zögerte kurz. „Allerdings ist es um Koszieky ein wenig schade. Er war ein loyaler Mitarbeiter.“
„Warum erzählen Sie mir das alles?“, wollte Mark zu wissen.
Gasters kalte Augen betrachteten Mark, als würde er ihn erst jetzt bemerken. „Es spielt keine Rolle, was ich Ihnen erzähle und was nicht. Und jetzt geben Sie mir die Disketten!“
„Steckt im Laufwerk.“
„Halten Sie mich für blöd? Ich habe gehört, als Sie sagten, alle Disketten wären voll.
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