Die leise Stimme des Todes (German Edition)
blendete das Geräusch aus seinem Bewusstsein aus und konzentrierte sich auf die Tastatur des elektronischen Zahlenschlosses. Alle Felder leuchteten grün auf, aber sechs der Felder blieben deutlich blasser als die anderen. Plötzlich durchzuckte Mark der Gedanke, dass ihr ganzer Plan, in das Büro einzudringen, scheitern musste, wenn Gaster eine bestimmte Zahl mehrfach verwendete. Eine Unterscheidung in der Intensität der Fettablagerungen wäre dann kaum noch möglich, aber das war hier nicht der Fall.
3 – 6 –7 – 9
Diese vier Zahlen hatte Gaster zuletzt benutzt. Es war eindeutig, und Sanden hatte Recht gehabt, zwei der vier Zahlen unterschieden sich in der Farbintensität von den anderen beiden. Es waren die Zahlen:
6 – 7
Sie mussten laut Sandens Theorie der Anfang und das Ende des Eingabecodes sein. Die Zahlen 3 und 9 bildeten den Mittelteil.
„Was ist?“, zischte Katherine leise neben ihm. „Funktioniert es?“
„Ja“, gab Mark leise zurück. „Ich habe jetzt vier Zahlen.“
„Welche?“
„Drei, sechs, sieben und die neun. Die Zahlen Sechs und Sieben bilden Anfang und Schluss. Dein Vorschlag?“
Katherine dachte kurz nach. „Versuch es mit der Sechs als erster Zahl, dann Drei und Neun, am Ende die Sieben.“
„Irgendein Grund dafür?“
„Nein, aber diese Kombination ist genauso gut wie jede andere, oder?“
Da hat sie Recht, dachte Mark und tippte die Zahlenfolge ein:
6 – 3 – 9 – 7
Mit angehaltenem Atem wartete er auf das Klicken, das ihm verriet, dass die Tür jetzt entriegelt war, aber stattdessen erschien auf dem elektronischen Display die Laufschrift:
Falscher Code – Zutritt verweigert
Mist, fluchte Mark stumm, aber damit war zu rechnen gewesen. Noch hatten sie zwei Versuche.
„Und jetzt?“, raunte Mark Katherine zu.
„... darfst du eine Kombination auswählen, aber du solltest dich beeilen.“
„Warum?“
„Ich höre Schritte die Treppe heraufkommen.“
Der Wachmann! Den hatte er in der Aufregung vergessen. Dabei hatte er doch gehört, wie er dem Arzt mitteilte, er würde seine nächste Runde in fünf Minuten antreten.
Okay, bleib ruhig. Es nutzt dir nichts, wenn du dich jetzt hetzen lässt und einen Fehler machst.
6 – 9 – 3 – 7
„Sesam öffne dich“, flüsterte er heiser vor Anspannung. Die Schritte des Wachmanns waren nun deutlich zu vernehmen. Er hatte die Treppe hinter sich gebracht und schritt nun den Gang herunter, den Mark und Katherine erst vor wenigen Minuten entlang geschlichen waren.
Falscher Code – Zutritt verweigert
Wieder falsch! Scheiße! Scheiße! Scheiße! Jetzt hatte er nur noch einen Versuch, aber noch zwei Möglichkeiten, den Code richtig einzugeben. Mark blickte gehetzt über seine Schulter. Jeden Augenblick konnte der Wachmann um die Ecke biegen. Dann war alles verloren!
Mit zitternden Fingern tippte er vier Zahlen ein.
21. Kapitel
Thomas Gaster war nach Hause gefahren. Er wohnte nur sieben Kilometer entfernt in einem Nachbarort, und da er in der Klinik nichts mehr tun konnte, hatte er beschlossen, sich zu beruhigen und daheim auf Sandens und Kosziekys Rückkehr zu warten. Nun saß er in seinem großen Wohnzimmer mit einem Glas alten französischen Cognac in der Hand auf seiner weißen Ledercouch und rauchte eine Zigarre, aber die Ruhe wollte sich nicht einstellen. Seine Gedanken wanderten zu Mark Keller und der Ärztin und den Schwierigkeiten zurück, die sie verursacht hatten, und er wurde, je länger er darüber nachgrübelte, immer nervöser.
Sein Blick glitt über die postmodernen Kunstwerke bekannter Maler, die an sämtlichen Wänden des Raumes hingen, ohne sie wirklich wahrzunehmen. Gaster war ein Sammler, ein Süchtiger der Kunst, obwohl er sie, wie er selbst zugab, nicht verstand. Aber der Gedanke, Schätze in seinem Haus hängen zu haben, die jeden Tag teurer wurden und die vor allen Dingen einzigartig waren, bereitete ihm Freude. In diesem Moment jedoch hätten sie in Flammen aufgehen können, er hätte es nicht einmal bemerkt. Ständig kreiste die Frage in seinem Kopf, ob er sofort verschwinden oder noch auf Sanden und Koszieky warten sollte.
Es war ausgesprochen merkwürdig, dass Sanden sich noch nicht gemeldet hatte. Rico konnte sich schließlich denken, dass er wie auf glühenden Kohlen saß. Aber dann tröstete sich Gaster mit dem Gedanken, dass auch das Problem Rico Sanden bald der Vergangenheit angehören würde.
Zum hundertsten Mal an
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