Die leise Stimme des Todes (German Edition)
Lippen fanden sich. Es war ein langer Kuss, voller Verzweiflung. Als sie sich voneinander lösten, wollte Mark zurückweichen, aber Katherine hielt ihn fest. Ihre Finger glitten unter den dunklen Pullover, den er noch immer trug, und hinterließen Feuerspuren auf seiner Haut. Mark schloss die Augen, während Katherine den Pullover hochschob und seine Brust mit Küssen bedeckte. Dann küssten sie sich erneut, und diesmal siegte die Leidenschaft über die Angst.
„Bist du sicher, dass du es möchtest?“, fragte Mark leise.
„Ganz sicher“, sagte Katherine, nahm seine Hand und führte ihn ins Schlafzimmer.
Thomas Gaster fühlte sich erschöpft, als er endlich in seinem Haus angelangt war, aber an Schlaf war jetzt nicht zu denken. Er musste verschwinden. Noch heute Nacht würde er nach München fahren, um für das Wochenende bei seinem Partner unterzutauchen, bevor sie sich am Montag auf den Weg nach Vaduz machten.
Hastig stopfte er Kleidungsstücke in einen Samsonite-Koffer und holte seinen Reisepass aus dem Wandsafe, der verborgen hinter einem abstrakten Gemälde in die Wand eingelassen war. Während er Vorbereitungen für seine Flucht traf, dachte er darüber nach, was in den letzten vierundzwanzig Stunden geschehen war. Alles, aber auch alles war schief gelaufen und für das Chaos war Mark Keller verantwortlich. Gaster hätte niemals geglaubt, dass es einer einzigen Person, noch dazu einer Privatperson, gelingen könnte, seine Organisation zu gefährden. Er hatte Keller unterschätzt, aber andererseits hatte niemand ahnen können, wie hartnäckig und geschickt er sich erweisen würde. Noch immer war Gaster ein Rätsel, wie Keller ihnen überhaupt auf die Spur gekommen war. Genauso merkwürdig war die Sache mit Kellers Einbruch in sein Büro. Woher zum Teufel hatte er von seinem Privatcomputer gewusst? Natürlich bestand die Möglichkeit, dass Keller auf gut Glück diesen Einbruch in der Hoffnung irgendetwas zu finden gewagt hatte, aber ein Gefühl sagte ihm, dass Mark Keller nichts dem Zufall überließ. Sein zielstrebiges Vorgehen, als er sich mit Hilfe der Ärztin Zugang zum Netzwerk der Klinik verschafft hatte, sprach eine deutliche Sprache.
Wieso wusste Keller von meinem Computer?, hämmerte es in Gasters Gehirn. Sanden! Plötzlich lag die Antwort offen vor ihm. Nur Sanden konnte es ihm gesagt haben! Sanden und Koszieky waren verschwunden, wie vom Erdboden verschluckt. Wahrscheinlich hatte der Russe seinen Partner gewarnt, dass er ihn beauftragt hatte, Sanden umzulegen. Sanden wusste auch von dem Computer in seinem Büro, und da es Keller gelungen war, das elektronische Türschloss auszutricksen, war es auch denkbar, Sanden wäre es ebenfalls gelungen. Möglichweise hatte Sanden Keller erst auf den Gedanken gebracht, wo er nach Beweisen suchen sollte.
So, du willst dich also an mir rächen?, knurrte Gaster leise.
Nun gut, mit Sanden und seinem Kompagnon würde er sich zu gegebner Zeit beschäftigen. Vorrangig war allein das Geld.
22. Kapitel
Katherine erwachte nur mühsam aus ihrem traumlosen Schlaf. Die Augen geschlossen, drehte sie sich um und tastete nach Mark, aber das Bett neben ihr war leer. Ihre Fingerspitzen fühlten die Wärme an der Stelle, an der Mark gelegen hatte. Er konnte noch nicht lange auf sein. Aus dem Wohnzimmer drang das Klappern der Computertastatur. Katherine richtete sich auf, rieb sich verschlafen die Augen und schlüpfte in ihren Morgenmantel. Ihre Füße verursachten leise, tappende Geräusche auf dem Parkett, als sie barfuß zu Mark hinüber ging.
„Guten Morgen“, meinte Mark strahlend, wandte sich aber gleich darauf seinem Laptop zu.
„Wie viel Uhr ist es?“
„Kurz nach Sieben.“
„So früh? Warum bist Du nicht im Bett geblieben?“
„Ich muss mich in die Bank hacken, bevor dort der Arbeitstag beginnt und irgendein Systemadministrator meinen Einbruch verhindern kann.“
„Heute ist Samstag.“
„Gut für uns, aber gleichzeitig auch ein Problem.“
„Warum?“
„Nun, es gibt mehrere Möglichkeiten eine Bank zu knacken, aber am effektivsten ist ein Trojaner, den ich in das System einschleuse.“
„Ist das ein Programm, wie ich es in den Rechner bei ORGANIC geschleust habe?“
„Ja, nur diesmal läuft die Sache anders. Da wir niemand haben, der für uns das Programm installiert, müssen wir jemanden innerhalb der Bank dazu bringen, es für uns zu tun. Aus diesem Grund ist es auch wichtig, dass zumindest ein fleißiger Angestellter am
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