Die leise Stimme des Todes (German Edition)
zu verstehen, und sie wollte es verstehen.
Als sie den Umkleideraum verließ, hatte Katherine eine Entscheidung getroffen. Sie würde keine Ruhe finden, bevor sie nicht wusste, was Manfred Weber dazu bewogen hatte, sich das Leben zu nehmen.
Sie würde zu seiner Beerdigung gehen und versuchen, mit seiner Witwe zu sprechen.
Mark Keller schlug die Augen auf und hatte keine Ahnung, wo er sich befand oder was geschehen war. Das Erste, was er sah, war eine weiß getünchte Decke, auf der fast genau in der Mitte ein schmieriger Fleck auffiel, der entweder eine zerquetschte Mücke oder ein Tintenklecks war. Keller entschied nach einiger Betrachtung, dass es sich um eine tote Fliege handeln musste, denn er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, wie ein Füllfederhalter in über zwei Meter Höhe ausgelaufen sein konnte.
Er ließ seinen Blick die nüchternen weißen Wände hinuntergleiten. Ein Tisch, zwei Stühle. Als er den Kopf drehte, entdeckte er ein Bett. Ein ungewöhnliches Bett mit Rädern, in dem ein Mann mittleren Alters lag, der ihn neugierig anstarrte. Erst jetzt bemerkte Mark, dass er selbst auf dem Rücken lag. Seine Hände tasteten über eine Bettdecke, krochen über eine stabile Matratze, bevor sie seinen Körper befühlten. Er trug anscheinend eine Art Nachthemd und dies war definitiv nicht sein eigenes Bett.
Wo zum Teufel bin ich? Was ist das für ein Bett? Was mache ich hier?
Denken war anstrengend. Hinter seinen Augen begann ein dumpfer Schmerz zu pochen. Er schloss die Lider und wünschte sich einzuschlafen, aber es gelang ihm nicht. Stattdessen drang die Stimme seines Bettnachbarn an sein Ohr.
„Na, aufgewacht?“
Mark öffnete gequält die Augen, wandte den Kopf, bis er den Mann ansehen konnte.
„Wo bin ich?“ Es war nur ein Krächzen, das seinen staubtrockenen Mund verließ und so gar nicht nach seiner eigenen Stimme klang. Seine Zunge leckte über die spröden Lippen. „Was ist passiert?“
„Das wissen Sie nicht?“
Keller versuchte, den Kopf zu schütteln, aber die Schmerzen in seinem Schädel zwangen ihn, es lieber sein zu lassen. Der andere verstand die schwache Geste dennoch.
„Sie hatten einen Unfall.“
„Unfall?“
„Ja, die Schwestern haben erzählt, ein Auto habe Sie angefahren, als sie mit dem Fahrrad unterwegs waren.“
Langsam kehrte die Erinnerung zurück. Bilder von einem schnell größer werdenden Lieferwagen tauchten in seinem Geist auf.
„Wie lange bin ich schon hier?“
Der andere warf einen Blick auf seine Armbanduhr. „Sie wurden um Punkt elf Uhr in dieses Zimmer gebracht. Jetzt haben wir sechs Uhr abends.“
„Verdammt!“ Er war lange ohnmächtig gewesen. Seine Hände fuhren unter die Bettdecke, befühlten seinen Körper nach Verbänden. Um seinen Brustkorb war eine Lage Mullbinden gewickelt. Als er eine Stelle unterhalb seines Herzens berührte, entwich ihm ein Stöhnen. Schmerzwellen jagten bis in seinen Schädel hinauf.
Mark ließ eine Weile vergehen, schöpfte neuen Atem. Okay, anscheinend hatte er sich ein paar Rippen gebrochen, aber damit konnte man leben. Vorsichtig bewegte er seine Füße und wackelte mit den Zehen. Da er sie spüren konnte, schien mit seinen Beinen alles in Ordnung zu sein. Seine Hände tasteten über Bauch und Oberschenkel. Nichts. Keine Verbände. Schließlich wagte er es, sein Gesicht zu befühlen. Seine Fingerspitzen waren ein wenig taub, aber dennoch glaubte er festzustellen, dass alles in Ordnung war. Jedenfalls war sein Kopf nicht bandagiert. Erleichtert ließ er sich in das Kissen zurücksinken.
„Rechts neben dem Bett befindet sich ein Klingelknopf. Wenn Sie wissen wollen, was mit Ihnen los ist, drücken Sie darauf.“
Mark suchte den Kopf, fand ihn und sandte ein Signal ins Schwesternzimmer. Möglicherweise hatte er innere Verletzungen, von denen er im Augenblick nichts ahnte. Auf jeden Fall brauchte er Klarheit darüber, was nach dem Unfall geschehen war. Seine Erinnerung endete damit, dass ihn der Lieferwagen gerammt hatte. Danach - nichts! Nur Dunkelheit. Ihm fehlten sieben Stunden seines Lebens.
Es verging keine Minute und die schwere Zimmertür wurde aufgeschoben. Eine zierliche Frau, Mitte Zwanzig, mit dunkelbraunem, hochgestecktem Haar und herzförmigem Gesicht, betrat den Raum, blickte sich um und trat dann an sein Bett.
Sie hatte grüne Augen, die ihn freundlich betrachteten.
„Guten Tag, Herr Keller. Ich bin Schwester Veronika Weiss. Wie fühlen Sie sich?“
Mark brachte ein gequältes
Weitere Kostenlose Bücher