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Die leise Stimme des Todes (German Edition)

Die leise Stimme des Todes (German Edition)

Titel: Die leise Stimme des Todes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Kenlock
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gäbe nichts, was Ihren Mann aus der Ruhe bringen und ihm die Hoffnung nehmen könnte.“
    „Bis zu seinem Tod dachte ich ebenso, aber nun weiß ich nicht mehr, was ich denken soll.“
    „Können Sie mir sagen, wie es dazu gekommen ist, oder ist es zu schmerzhaft für Sie, darüber zu reden?“
    Erneut dieses Lächeln. „Nein. Wenn ich über meinen Mann spreche, dann ist er bei mir. Ich spüre seine Anwesenheit und das gibt mir Trost.“
    „Sehen Sie, ich verstehe es nicht. Ihr Mann hat auf mich voller Kraft gewirkt. Dass er Selbstmord begangen hat, will mir einfach nicht in den Kopf.“
    Renate Weber blickte Katherine offen an. „Niemand versteht es. Am Abend zuvor haben wir noch Pläne für die Zeit nach der Operation geschmiedet. Manfred war wie ein Kind. Er träumte davon, sich einen Wohnwagen zu kaufen und mit mir durch Europa zu reisen.“ Tränen traten in Renate Webers Augen. „Wenige Stunden später war er tot.“
    Katherine legte ihr die Hand auf den Arm, aber kurz darauf fing sich die Witwe.
    „War die Polizei da?“
    „Ja, der Tod meines Mannes wurde gründlich untersucht. Ein Verbrechen scheidet aus. Niemand hat Manfred Gewalt angetan. Die Beamten entdeckten in seiner Hosentasche den Kassenbeleg für das Nylonseil, mit dem er sich aufgehängt hatte. Es waren 9,98 Euro, die das Leben meines Mannes beendet haben. Ich werde diese Zahl mein Leben lang nicht mehr aus dem Kopf bekommen. Weniger als zehn Euro. Kann man billiger sterben?“
    Katherine ging nicht darauf ein. „Hat Ihr Mann einen Abschiedsbrief hinterlassen, der seinen Beweggrund erklärt?“
    Renate Weber schüttelte den Kopf.
    „Aber zu gehen, ohne ein Wort?“, sagte Katherine.
    „Das ist es ja, was ich nicht verstehe. Wir haben immer damit gerechnet, dass er das Spenderherz nicht rechtzeitig erhalten würde, aber das wäre ein Tod gewesen, den ich hätte akzeptieren können. Aber so? Ich war vollkommen unvorbereitet.“ Sie seufzte. „Allerdings ist man niemals darauf vorbereitet, wenn es geschieht.“
    Sie senkte den Kopf und begann leise zu weinen.
    „Soll ich Sie zu Ihrem Wagen bringen?“, fragte Katherine.
    „Nein. Ich habe meine Söhne und alle anderen fortgeschickt, weil ich noch ein wenig da bleiben wollte. Gehen Sie ruhig. Ich komme schon zurecht.“
    Katherine wusste nicht so recht, ob sie nicht doch bei der trauernden Frau bleiben sollte, aber dann wandte sie sich ab. Renate Weber hatte ein Recht darauf, allein von ihrem Mann Abschied zu nehmen.
     
    Die Wohnung wirkte kalt und verlassen, als Mark die Tür aufschloss. Der Geruch von abgestandener Luft lag wie ein schweres Tuch über allem, also öffnete er trotz des heftigen Regens alle Fenster und lüftete durch.
    Überall lagen Kleidungsstücke und Zeitungen verstreut. Die Aschenbecher waren voll. Er hatte nicht gewusst, dass er die Wohnung in diesem Zustand verlassen hatte, aber an dem Morgen des Unfalltages hatte er sich beschissen gefühlt und auf derlei Dinge nicht geachtet. Eigentlich sollte er aufräumen, aber Mark fühlte sich erschöpft und ließ sich stattdessen aufs Sofa sinken.
    Die Untersuchungen im Krankenhaus waren ohne Ergebnis geblieben. Dr. Roweder hatte ihn verschiedenen Tests unterzogen, um festzustellen, ob sein Gehirn einen Schaden davongetragen hatte, aber alles war im grünen Bereich. Er litt nicht an Sehstörungen, die Kopfschmerzen waren verschwunden und von Übelkeit wurde er ebenfalls nicht mehr geplagt. Er war so weit erholt, dass er nach Hause entlassen werden konnte.
    Als sich Mark in die Polsterung zurücksinken ließ, drückte ihn der Verband. Er nahm sich vor, ihn später abzuwickeln, denn er behinderte ihn mehr, als er ihm half. Wenn er sich vorsichtig bewegte, blieben die Schmerzen im Rahmen, aber der unbequeme Verband erschwerte ihm das Atmen.
    Während er dalag und versuchte, neue Kraft zu schöpfen, kam ihm der Gedanke, dass Tina während seiner Abwesenheit angerufen haben könnte. Obwohl er sich schwach fühlte, quälte er sich hoch und ging zu seinem Anrufbeantworter hinüber, der auf einem japanischen Lacktisch neben der Tür stand.
    Die Anzeige blinkte. Vier gesprochene Nachrichten waren gespeichert.
    Wenig, wenn man bedenkt, dass ich drei Tage nicht daheim war und niemand wusste, wo ich war.
    Mark drückte den Wiedergabeknopf. Die Stimme seines Abteilungsleiters erfüllte den Raum.
    „Ich weiß nicht, warum ich das überhaupt noch mitmache, aber wenn Sie sich nicht bis spätestens zehn Uhr an Ihrem Arbeitsplatz befinden

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