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Die Lennox-Falle - Roman

Die Lennox-Falle - Roman

Titel: Die Lennox-Falle - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Brust des Colonel, ein Druck, den er in der Vergangenheit hundertmal und öfter verspürt hatte, war eine Warnung, die er sehr ernst nahm.
    Und dann geschah es. Wieder tauchte das Gesicht aus dem Schatten, aber diesmal sah Witkowski ein Autotelefon am rechten Ohr des Mannes. Er wirkte erregt, ja zornig, und jetzt drehte er den Kopf herum und blickte direkt zu den oberen Stockwerken des Hauses herüber, zu Witkowskis Fenstern. Dann nahm er den Hörer vom Ohr und wirkte jetzt sichtlich verstimmt. Das reichte dem Colonel. Er stand auf und ging schnell zur Schlafzimmertür und dann ins Wohnzimmer, schloß die Tür hinter sich. Drew Lennox und Karin de Vries saßen auf der Couch, zu seiner Genugtuung ein gutes Stück voneinander entfernt. Witkowski hatte nichts für persönliche Beziehungen, die nur die Arbeit störten, übrig.
    »Hallo, Stanley«, sagte Drew. »Sie spielen wohl die Anstandsdame? Aber Sie haben nichts zu befürchten. Wir unterhalten uns gerade über die Situation im Anschluß an den Kalten Krieg, und die Lady mag mich nicht.«
    »Das habe ich nicht gesagt«, erwiderte Karin mit einem leichten Lachen. »Sie haben nichts getan, was Sie mir unsympathisch machen würde und ich bewundere Sie sogar.«
    »Das soll heißen, daß sie mich gerade abgeschossen hat, Stosh.«
    »Hoffentlich nur bildlich gesprochen«, sagte der Colonel eisig, und sein Tonfall ließ Drew zusammenzucken.
    »Wovon reden Sie?«
    »Sie haben doch gesagt, daß niemand Ihnen gefolgt ist, junger Mann.«

    »So ist es auch. Ich wüßte nicht, wie das jemand hätte anstellen sollen.«
    »Das weiß ich auch nicht, aber jedenfalls sitzt dort unten ein Mann in einem Auto, der mich nachdenklich macht. Er hat gerade telefoniert und sieht immer wieder hier herauf.«
    Drew erhob sich schnell und ging auf Witkowskis Schlafzimmertür zu. »Schalten Sie das Licht aus, ehe Sie da hineingehen, Sie Schwachkopf«, herrschte Witkowski ihn an. »Es darf kein Licht nach draußen fallen.« Karin beugte sich vor und schaltete die einzige Stehlampe über ihr aus. »So ist’s brav«, fuhr der Abwehrmann fort. »Das Infrarot-Glas liegt auf dem Fenstersims, und bleiben Sie geduckt, ein Stück hinter der Scheibe. Es ist der Wagen auf der anderen Straßenseite an der Ecke.«
    »In Ordnung.« Lennox verschwand im Schlafzimmer und ließ Witkowski und de Vries allein im Halbdunkel zurück, das nur vom schwachen Widerschein der Straßenbeleuchtung erhellt war.
    »Sie sind jetzt wirklich beunruhigt, nicht wahr?« fragte Karin.
    »Ich bin lange genug im Geschäft, um beunruhigt zu sein«, antwortete der Colonel, der immer noch stehen geblieben war. »Und Sie auch.«
    »Es könnte ein eifersüchtiger Liebhaber sein, oder ein Ehemann, der zuviel getrunken hat, um nach Hause zu fahren.«
    »Es könnte auch eine gute Fee sein, die auf brave Kinder wartet.«
    »Ich wollte nicht witzig sein, und Sie brauchen sich auch nicht über mich lustig zu machen.«
    »Tut mir leid. Das meine ich ernst. Um zu wiederholen, was mein alter Bekannter Sorenson in Washington gesagt hat. ›Die Dinge entwickeln sich viel zu schnell und werden immer komplizierter. ‹ Er hat recht. Wir glauben, wir seien vorbereitet, aber das sind wir nicht. Die Nazibewegung taucht aus dem Schlamm auf, wie Würmer auf einem Müllhaufen, die man kaum sehen kann, weil sie auch bloß wie Unrat aussehen. Wer ist also ein Nazi und wer nicht? Und wie sollen wir es herausbekommen, ohne daß wir jeden anklagen und die Unschuldigen zwingen, uns ihre Unschuld zu beweisen?«
    »Was bereits zu spät wäre, sobald die Anklagen einmal auf dem Tisch liegen.«

    »Sie wissen gar nicht, wie recht Sie haben, Karin. Ich habe all das bereits einmal erlebt. Wir haben Dutzende von Agenten verloren. Unsere eigenen Leute haben ihre Tarnungen auffliegen lassen, bloß um Politikern und sogenannten Journalisten in den Arsch zu kriechen, von denen keiner wußte, was wirklich gespielt wird.«
    »Das muß für Sie sehr schwierig gewesen sein -«
    »Die meisten haben einfach den Krempel hingeschmissen. ›Ich habe das nicht nötig, Captain‹ oder Major oder welchen Dienstgrad ich jeweils hatte. Oder ›Was zum Teufel bilden Sie sich eigentlich ein, mir mein Leben zu ruinieren?‹ oder noch schlimmer ›Jetzt verschaffen Sie mir einen sauberen Abgang, Sie Hurensohn, sonst lasse ich Ihren ganzen Verein auffliegen.‹ Ich habe bestimmt fünfzig oder sechzig ›vertrauliche Aktenvermerke‹ unterschrieben, in denen allen bestätigt wurde, daß die

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