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Die Lennox-Falle - Roman

Die Lennox-Falle - Roman

Titel: Die Lennox-Falle - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Unsere - unsere Leute dort drüben wissen das.«
    »Und was war los?« bohrte Fünf.

    »Unser Mann hat seinen Wagen vor das Appartement des Colonel in der Rue Diane gestellt. Er ist seinem Instinkt nachgegangen, auf abgehörte Telefongespräche von Frederik de Vries’ Witwe hin.«
    »Und?«
    »Vor über einer Stunde sind ein Mann und eine Frau in das Gebäude gerannt. Er konnte den Mann in der Dunkelheit nicht richtig erkennen, obwohl er ihm irgendwie vertraut vorkam. Die Frau kannte er. Es war die de Vries.«
    »Der Mann ist Lennox«, fuhr Paris Fünf hoch. »Sie ist mit Harry Lennox zusammen; es kann kein anderer sein. Los, gehen wir!«
    »Um was zu tun?« fragte der skeptische Blitzkrieger Null Zwei.
    »Den Auftrag erledigen, den Eins verpatzt hat.«
    »Die Umstände sind völlig anders, und wenn man bedenkt, daß der Colonel Sicherheitsbeauftragter der Botschaft ist, ist der Ort höchst gefährlich. Ich schlage vor, daß wir uns in Abwesenheit von Null Eins eine Genehmigung aus Bonn besorgen.«
    »Ich schlage vor, daß wir das bleiben lassen«, fiel ihm Sechs ins Wort. »Sacré-Coeur war ein Fiasko. Wenn wir den Auftrag erledigen, ist das Fiasko damit ausgetilgt.«
    »Und wenn es schiefgeht?«
    »Die Antwort darauf liegt auf der Hand«, erwiderte ein anderer Blitzkrieger aus der Sacré-Coeur-Gruppe und griff mit der rechten Hand an das Schulterhalfter unter seinem Jackett, während die linke auf seinen Hemdkragen deutete, wo drei Zyankalikapseln eingenäht waren. »Mag ja sein, daß wir hier unsere Meinungsverschiedenheiten haben und nicht alle gut miteinander klarkommen, aber der Bruderschaft und dem Vierten Reich sind wir alle im gleichen Maße verpflichtet. Daran darf kein Zweifel entstehen.«
    »Ich glaube auch nicht, daß daran jemand zweifelt«, sagte Zwei. »Du stimmst also Sechs zu? Wir fahren in die Rue Diane?«
    »Sicher. Wäre doch idiotisch, es nicht zu tun.«
    »Wir liefern Bonn drei Tote, die uns nur die Anerkennung unserer Vorgesetzten einbringen können«, fügte der verärgerte Null Fünf hinzu. »Und das ohne Null Eins, der schon genügend Mist gebaut hat. Wenn er zurückkommt, kann er sich ja vor uns
und vor Bonn verantworten. Ich nehme an, daß man ihn bestenfalls zurückrufen wird.«
    »Du willst wirklich diese Einheit hier leiten, nicht wahr?« fragte Zwei und blickte dabei zu der eindrucksvollen Gestalt von Fünf auf.
    »Ja«, erwiderte dieser. »Ich bin der Älteste und Erfahrenste. Er ist ein verrückter Teenager, der handelt und Entscheidungen trifft, ehe er alles durchdacht hat. Man hätte mir vor drei Jahren das Kommando geben sollen, als man uns hierher geschickt hat.«
    »Und warum hat man das nicht? Verrückt sind wir schließlich alle, das zählt also doch nicht, oder?«
    »Was, zum Teufel, willst du damit sagen?« erregte sich einer der Männer am Tisch und richtete sich auf und funkelte Null Zwei an.
    »Versteht mich nicht falsch, ich billige unsere Verrücktheit. Ich bin Sohn eines Diplomaten und in fünf verschiedenen Ländern aufgewachsen. Ich habe das, was man euch nur erzählt hat, aus erster Hand mit angesehen. Wir haben recht, völlig recht. Überall drängen die Schwachen, die geistig und rassisch Minderwertigen in die Regierungen; nur einem Blinden könnte es verborgen bleiben. Man braucht kein Sozialhistoriker zu sein, um zu begreifen, daß das geistige Niveau überall heruntergedrückt wird, keineswegs in die Höhe gezogen. Und deshalb haben wir recht … aber ich habe Null Fünf etwas gefragt: Warum hat man Null Eins gewählt, mein Freund?«
    »Das weiß ich wirklich nicht.«
    »Ich will versuchen, es dir zu erklären. Jede Bewegung muß ihre Fanatiker haben, Überzeugungstäter jenseits des Wahnsinns, der sie antreibt, sich gegen unüberwindbare Barrikaden zu werfen und sich damit im ganzen Land Gehör zu verschaffen. Dann verschwinden sie wieder im Hintergrund und die wirklich überlegenen Leute ersetzen sie - oder sollten sie zumindest ersetzen. Der schlimmste Fehler, den das Dritte Reich gemacht hat, war, diese Überzeugungstäter, die Schlägertypen, an der Macht zu lassen, so daß diese die Kontrolle über die Partei und die Nation ausübten.«
    »Du bist mir zu gebildet«, sagte Null Sechs, »aber gehört habe ich das schon, was du da sagst.«

    »Natürlich hast du es gehört«, sagte Null Zwei lächelnd. »Man hat es uns ja in allen Variationen eingebleut.«
    »Wir vergeuden unsere Zeit!« stellte Null Fünf fest. Er stand hoch aufgerichtet da, und seine

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