Die Lennox-Falle - Roman
die er an seinen Gürtel schnallte. Er warf Drew eine Automatik zu, die dieser auffing und dann ein Magazin, das Lennox verfehlte und das zu Boden fiel.
»Warum haben Sie nicht beides gleichzeitig geworfen?« fragte Drew irritiert und beugte sich herunter, um das Magazin aufzuheben.
»Ich wollte Ihre Reaktion testen. Nicht schlecht. Auch nicht gut, aber jedenfalls nicht schlecht.«
»Haben Sie die Flasche auch markiert?«
»Das brauchte ich nicht. Nach dem Inhalt Ihres Glases zu schließen, haben Sie in der letzten Stunde vielleicht vierzig Kubikzentimeter getrunken. Sie sind so kräftig wie ich; Sie sollten damit klarkommen.«
»Vielen Dank, Mutter. Und was zum Teufel tun wir jetzt?«
»Das meiste ist schon geschehen. Ich muß bloß noch die Außensicherung einschalten.« Witkowski ging an den Ausguß in der Küche, schraubte den verchromten Hahn in der Mitte ab, griff in die Öffnung und zog zwei Drähte heraus, die beide Plastikkappen trugen. Er zog die Kappen ab und drückte die Drähte aneinander; ein fünfmaliges lautes Piepen war zu hören. »So, das wär’s«, sagte der Colonel, schraubte den Hahn wieder ein und ging ins Wohnzimmer zurück.
»Was wär’s, großer Zauberer?« »Fangen wir mit den Feuertreppen an; in diesen alten Gebäuden gibt es zwei - eine vor meinem Schlafzimmer, die andere dort drüben in der Nische, die ich ein wenig hochtrabend als meine Bibliothek bezeichne. Wir sind im zweiten Stock, das Haus hat sechs. Indem ich die Außensicherung einschalte, werden die Feuertreppen zwischen dem ersten und dem dritten Stock unter Strom gesetzt, wobei die Spannung ausreicht, um jemanden bewußtlos zu machen, aber ohne seinen Tod herbeizuführen.«
»Und was ist, wenn die bösen Buben einfach die Treppe heraufkommen, oder den Aufzug nehmen?«
»Man muß natürlich Rücksicht auf seine Nachbarn nehmen. In diesem Stockwerk gibt es noch drei weitere Wohnungen. Die meine liegt links vorne, und die Tür ist sechs Meter vom nächsten Nachbarn zur Rechten entfernt. Sie haben es wahrscheinlich nicht bemerkt, aber im Flur liegt ein dicker, recht hübscher Orientläufer, der zu meiner Tür führt.«
»Und sobald Sie Ihre Außensicherung einschalten«, sagte Lennox, »passiert etwas, wenn die bösen Buben auf den Läufer treten, stimmt’s?«
»Sie haben’s genau erfaßt. Dann flammen vier Hundert-Watt-Scheinwerfer auf und eine Sirene tönt, die man auch noch auf der Place de la Concorde hören kann.«
»Auf die Weise werden Sie aber keinen fangen. Die ziehen sofort Leine und verschwinden.«
»Nicht auf der Feuerleiter. Und wenn sie die Treppe nehmen, rennen sie uns direkt in die Arme.«
»Wie das?«
»Im Stockwerk unter uns wohnt ein kleiner Gauner, ein Ungar, der mit, sagen wir mal, auf fragwürdige Weise erworbenem Schmuck handelt. Er richtet keinen großen Schaden an, und ich habe mich mit ihm angefreundet. Ich brauche nur anzurufen oder an seine Tür zu klopfen, dann können wir in seine Wohnung. Wenn jemand die Treppe heruntergerannt kommt, kriegt er Kugeln in die Beine - ich hoffe, Sie sind ein guter Schütze, ich möchte nicht, daß jemand ums Leben kommt.«
»Colonel!« tönte Karin de Vries’ Stimme erregt aus dem Schlafzimmer. »Gerade hat ein Lieferwagen vor dem Auto angehalten; jetzt steigen Männer aus … vier, fünf, sechs - sechs dunkel gekleidete Männer.«
»Die müssen wirklich scharf auf Sie sein, junger Freund«, sagte Witkowski, als er mit Drew ins Schlafzimmer lief, wo sie sich neben Karin ans Fenster stellten. »Zwei davon tragen Rucksäcke«, sagte Lennox.
»Einer redet jetzt mit dem Mann in dem Auto«, fügte de Vries hinzu. »Er fordert ihn offensichtlich auf, wegzufahren. Jetzt setzt er sich in Bewegung.«
»Die anderen schwärmen aus, untersuchen das Gebäude«, fuhr der Colonel fort und tippte Karin am Arm an, damit sie sich zu ihm herumdrehte. »Mein junger Freund und ich werden jetzt weggehen.« Die Augen der Frau weiteten sich erschreckt. »Keine Sorge, wir sind im Stockwerk darunter. Schließen Sie die Schlafzimmertür und riegeln sie sich ein; in der Tür ist eine Stahlplatte, für die man einen Bulldozer oder einen Rammbock mit zehn Mann braucht, um sie aufzubekommen.«
»Um Himmels willen, rufen Sie die Polizei oder wenigstens das Sicherheitspersonal der Botschaft!« forderte Drew ihn ruhig, aber mit fester Stimme auf.
»Wenn ich mich nicht sehr irre, werden meine lieben Nachbarn die Polizei verständigen, aber nicht bevor Sie und ich nicht
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