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Die Lennox-Falle - Roman

Die Lennox-Falle - Roman

Titel: Die Lennox-Falle - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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haben?«
    »Welche Falle?« fragte Witkowski erstaunt.
    »Die Falle! Kurier Sechzehn am oberen Eingang zur Drahtseilbahn.«
    »Nie gehört.« Beide Männer sahen Karin de Vries an. »Sie?«
    »Ich habe das für Freddie oft getan«, sagte Karin mit einem etwas verlegenen Lächeln. »Er hat immer gesagt: ›Erfinde einfach irgendwas, je närrischer, desto besser, weil wir alle Narren sind.‹«
    »Augenblick mal, Sie beide«, sagte Witkowski und schüttelte den Kopf und sah dann Drew an. »Sind Sie ganz sicher, daß Ihnen niemand hierher gefolgt ist?«
    »Ja, das bin ich, weil ich nicht so dumm war, dreimal das Fahrzeug zu wechseln; statt dessen haben wir die Metro genommen
und haben die Züge gewechselt, nicht dreimal, sondern fünfmal. Kapiert?«
    »Oh, ich mag es, wenn Sie wütend werden. Meine heißgeliebte polnische Mutter hat immer gesagt, daß im Zorn die Wahrheit liegt. Sie fand, das sei das einzige, worauf man sich verlassen kann.«
    »Na prima. Darf ich also jetzt ein Taxi rufen, damit wir beide nach Hause fahren können?«
    »Nein, genau das dürfen Sie nicht, Junge. Da niemand weiß, wo Sie sind, werden Sie hierbleiben. Alle beide. Ich habe ein Gästeschlafzimmer, und da drüben steht eine sehr ordentliche Couch … ich vermute, die Couch werden Sie nehmen, junger Freund, und ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie nicht meinen ganzen Whisky trinken würden.«
     
    Als das Kommando Sacré-Coeur ins Hauptquartier zurückkehrte, herrschte dort stumme Verwirrung, die den Zorn der Killer nur noch steigerte.
    »Keiner war da!« schimpfte der ältere Null Fünf und ließ sich in einen Sessel am Konferenztisch fallen. »Keiner, der auch nur entfernt wie ein Kontakt aussah! Man hat uns reingelegt.«
    »Wo ist denn unser brillanter Führer, der große Null Eins?« fragte ein anderer die drei Blitzkrieger, die nicht am Montmartre gewesen waren. »Mag ja sein, daß er hier das Sagen hat, wenn ihm nicht gerade jemand die Windeln wechseln muß. Aber er wird trotzdem einiges zu erklären haben. Wenn man uns hereingelegt hat, dann hat man uns auch entdeckt!«
    »Er ist nicht hier«, erwiderte ein anderer Neonazi, der mit auf den Tisch gestützten Ellbogen müde dasaß, mit gelangweilter Stimme.
    »Was soll denn das wieder heißen?« rief Null Fünf und richtete sich auf. »Der Zehn-Uhr-Anruf aus Bonn. Er hat doch gesagt, er müsse hier sein, um den Anruf entgegenzunehmen.«
    »Das war er aber nicht, und es ist auch kein Anruf gekommen«, sagte ein anderer.
    »Könnte es sein, daß er auf seiner Privatleitung gekommen ist?«

    »Nein, das könnte nicht sein, und das war auch nicht der Fall«, antwortete der Mann, der die Bezeichnung Null Zwo, Paris, trug. »Als er nämlich nicht auftauchte, habe ich mich von halb zehn bis Viertel vor elf in sein muffiges Büro gesetzt. Nichts.«
    »Das ist doch nicht zu fassen«, sagte Null Fünf. »Wo steckt Eins, und warum ist er nicht hier? Ich nehme an, ihr habt nichts von ihm gehört.«
    »Das nimmst du richtig an, aber wir wissen auch alle, daß ihr beiden nicht miteinander klarkommt.«
    »Kein Widerspruch, aber das ist jetzt unwichtig«, sagte Fünf, stand auf und stützte sich mit beiden Händen auf den Tisch. »Aber das Verhalten, das er jetzt an den Tag legt, ist einfach nicht mehr hinzunehmen, und das werde ich Bonn auch wissen lassen. Unser Team wird auf eine falsche Mission geschickt und -«
    »Wir haben alle das Band von der Botschaft gehört«, unterbrach ihn Null Zwei. »Wir waren uns über die Priorität einig.«
    »Das waren wir in der Tat, und ich zuallererst. Aber statt diesen wichtigen Einsatz zu führen, hat sich unsere erste Null für die Nebensache, den Bois de Boulogne, entschieden, unter dem Vorwand, er könne sonst nicht rechtzeitig für den Anruf aus Bonn hier sein. Aber da war kein Anruf, und er ist nicht hier. Das erfordert eindeutig eine Erklärung.«
    »Vielleicht gibt es gar keine«, sagte ein Blitzkrieger am unteren Ende des Tisches, der bisher stumm geblieben war. »Aber da war ein anderer Anruf, unser Informant aus der amerikanischen Botschaft.«
    »Dem ist doch streng verboten worden, direkt mit uns in Verbindung zu treten, ganz besonders am Telefon«, erregte sich Fünf.
    »Er war der Ansicht, die Information sei wichtig genug, um eine Ausnahme zu rechtfertigen.«
    »Und was war es?« wollte Drei wissen.
    »Es geht um diesen Colonel Witkowski.«
    »Der Koordinator«, fügte Zwei leise hinzu. »Er verfügt über beeindruckende Verbindungen in Washington.

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