Die Lennox-Falle - Roman
um die Namen: Albert Richter, Friedrich von Schell und Ansel Schmidt. Einer davon war höchstwahrscheinlich der Führer, den er suchte, aber jeder hatte seine Gründe und verfügte über die Mittel, um sich einen Anhängerkreis aufzubauen. Aber sie würden ihm wenigstens für den Augenblick die Munition liefern, die er benötigte. Er sah, daß das blaue Lämpchen über Leitung drei noch leuchtete; der Zerhacker war noch eingeschaltet. Er griff nach dem Hörer und wählte eine Nummer in Genf.
» L’Université de Genève «, sagte die Vermittlung sechshundert Kilometer von ihm entfernt.
»Professor André Benoit, bitte.«
» Allô ?« meldete sich die Stimme des bekanntesten Politologen der Universität.
»Ich bin’s, Ihr Vertrauter aus Paris. Können wir reden?«
»Augenblick.« Das Telefon blieb etwa acht Sekunden stumm. »So, jetzt geht es«, sagte Professor Benoit, der wieder an den Apparat zurückgekehrt war. »Sie rufen ohne Zweifel wegen der Probleme an, die wir in Paris hatten. Ich kann Ihnen jetzt sagen, daß ich nichts weiß. Niemand weiß etwas! Können Sie uns schlauer machen?«
»Ich weiß nicht, wovon Sie reden.«
»Wo sind Sie denn gewesen?«
»In Monte Carlo mit dem Schauspieler und seiner Frau zusammen. Ich bin erst heute morgen zurückgekehrt.«
»Dann haben Sie es also nicht gehört?« fragte der Mann in Genf erstaunt.
»Das mit den Attentaten auf diesen Amerikaner, diesen Lennox, und seine anschließende Ermordung in der Gaststätte, die ohne Zweifel von Ihrer psychopathischen K-Einheit hier in Paris arrangiert worden war? Das war unglaublich dumm.«
»Nein! Null Eins, Paris, ist verschwunden, und heute morgen hat die Polizei ein Attentat auf ein Haus in der Rue Diane gemeldet -«
»Witkowskis Wohnung?« fiel ihm Moreau ins Wort. »Davon weiß ich noch gar nichts.«
»Sie wissen noch etwas nicht, was ich schon seit einer Weile weiß. Die ganze K-Einheit ist ebenfalls verschwunden.«
»Ich wußte nie, wo sie stationiert sind -«
»Das hat keiner von uns gewußt, aber sie sind weg!«
»Ich weiß nicht, was ich sagen soll.«
»Sagen Sie gar nichts, finden Sie heraus, was passiert ist!« forderte der Mann in Genf.
»Ich fürchte, ich habe weitere schlechte Nachrichten für Sie und Bonn«, sagte der Chef des Deuxième mit stockender Stimme.
»Was denn noch?«
»Meine Agenten in Deutschland haben mir Namen geliefert, die Namen von Männern, die sich jeden Dienstagabend in verschiedenen Häusern am Rhein treffen.«
»Du liebe Güte! Was für Namen denn?«
Claude Moreau nannte sie ihm, buchstabierte teilweise. »Sagen Sie ihnen, sie sollen sehr vorsichtig sein«, riet er dann. »Sie werden alle vom Geheimdienst überwacht.«
»Abgesehen von dem Ruf, den der eine oder andere sich erworben hat, kenne ich keinen von ihnen!« rief der Professor in Genf aus. »Ich hatte keine Ahnung -«
»Das hat auch niemand von Ihnen erwartet, Herr Professor. Sie befolgen Ihre Anweisungen, genauso wie ich.«
»Ja, aber … aber …«
»Akademiker sind in praktischen Dingen nie sehr kompetent. Sorgen Sie einfach dafür, daß unsere Freunde in Bonn die Information erhalten.«
»Ja … ja, selbstverständlich, Paris. Oh mein Gott!«
Moreau legte den Hörer auf und lehnte sich in seinem Sessel zurück. Die Dinge begannen so zu laufen, wie er das wollte.
Zwar stand noch nicht alles zum Besten, aber er konnte sich nicht beklagen. Falls er das Spiel verlor, würden er und seine Frau immer noch irgendwo außerhalb Frankreichs mit allem Komfort ihren Lebensabend verbringen können. Andererseits konnte es auch sein, daß er hingerichtet wurde, von einem Erschießungskommando. C’est la vie.
Das Licht der Abendsonne fiel schräg durch die Fenster von Karin de Vries’ Appartement an der Rue Madeleine. »Ich war heute nachmittag in meiner Wohnung«, sagte Drew, der auf einem Sessel Karin gegenübersaß, die auf der Couch Platz genommen hatte. »Ich hatte natürlich links und rechts einen Marineinfanteristen - von Witkowski zur strengsten Geheimhaltung verpflichtet, mit der Drohung sie ins Ausbildungslager zurückzuschicken, falls sie auch nur ein Sterbenswörtchen herausließen. Die beiden hatten die ganze Zeit die Hand an ihren Colts, aber es war trotzdem ein herrliches Gefühl, auf die Straße gehen zu können. Verstehen Sie das?«
»Ja, schon, aber ich mache mir Sorgen darüber, wem man eigentlich noch vertrauen kann. Was ist, wenn es noch andere gibt, von denen wir nichts wissen?«
»Zum Teufel,
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