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Die Lennox-Falle - Roman

Die Lennox-Falle - Roman

Titel: Die Lennox-Falle - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Dunkelheit ihn verschluckt. Claude Moreau suchte sich an der Rive Gauche ein Taxi. Er mußte jetzt gründlich nachdenken. Die Verwirrung nahm zu.
     
    Um 7.42 Uhr Ortszeit betrat Wesley Sorenson sein Büro im Gebäude von Consular Operations, in dem nur seine Sekretärin anwesend
war. »Alle Nachtberichte sind auf Ihrem Schreibtisch, Sir«, teilte sie ihm mit.
    »Vielen Dank, Ginny. Und wie schon gesagt, ich hoffe, Sie schreiben Ihre Überstunden auf. Von den anderen ist keiner vor halb neun hier.«
    »Sie haben auch immer Verständnis, wenn die Kinder krank sind. Warum es also übertreiben, Mr. Director? Außerdem ist es so einfacher für mich; ich kann alles vorbereiten, ehe die Truppen einfallen.«
    Die sind eingefallen, und zwar in mehr als einer Hinsicht, dachte Sorenson. Er war um vier Uhr morgens am Andrews Luftwaffenstützpunkt gewesen und hatte persönlich die zwei Neonazis aus der Pariser Maschine in Empfang genommen und sie in einem Fahrzeug der Marineinfanterie zu einem sicheren Haus in Virginia gebracht. Er würde sich kurz nach Mittag dorthin bringen lassen und die Gefangenen persönlich verhören; das war etwas, worauf er sich sehr gut verstand.
    »Irgendwas Dringendes?« fragte er seine Sekretärin.
    »Alles ist dringend.«
    »Dann hat sich ja nichts verändert.«
    Sorenson ging in sein Büro, trat an seinen Schreibtisch und setzte sich. Die Aktendeckel trugen die Aufschriften: VOLKS-REPUBLIK CHINA, TAIWAN, PHILIPPINEN, NAHER OSTEN, GRIECHENLAND, BALKAN … und schließlich DEUTSCHLAND und FRANKREICH.
    Er schob die anderen beiseite und klappte den Aktendeckel aus Paris auf. Was er dort vorfand, war in höchstem Maße explosiv. Ein Aktenvermerk, der sich auf die Polizeiberichte stützte, schilderte den Angriff auf Colonel Witkowskis Wohnung, ohne daß dabei erwähnt wurde, daß der Colonel zwei Gefangene mit einer Militärmaschine nach Washington geschickt hatte. Dann wurde das ausgebrannte Hauptquartier einer Neonazieinheit im Avignon-Lagerhauskomplex geschildert. Die inzwischen verschwundenen ehemaligen Insassen der Büros wurden als Killer dargestellt. Die letzte Nachricht aus Paris war eine verschlüsselte Mitteilung von Witkowski, die bei Consular Operations dechiffriert worden war; und das war die Explosion. Gerhard Kröger in Paris. Er jagt Harry Lennox. Zielperson ist informiert.

    Gerhard Kröger, Arzt, Rätsel, Schlüssel zu vielen Dingen. Außerhalb der amerikanischen Geheimdienste wußte niemand etwas über ihn. Eigentlich war das nicht richtig, dachte Sorenson. Man sollte auch die Franzosen und die Briten informieren. Aber die CIA - und Knox Talbot war da ganz seiner Meinung - konnte ihnen nicht vertrauen.
    Dann klingelte um acht Uhr morgens sein Telefon. »Ich habe Paris in der Leitung«, sagte seine Sekretärin. »Ein Mr. Moreau aus dem Deuxième Bureau.«
    Ein kleiner Seufzer entrang sich Sorenson, und er wurde blaß. Moreau war ausgeschlossen worden; er war suspekt. Der Cons-Op-Direktor atmete tief durch und griff nach dem Hörer. Als er dann sprach, hatte er seine Stimme völlig unter Kontrolle.
    »Hallo, Claude, schön, mal wieder von Ihnen zu hören, alter Freund.«
    »Allem Anschein nach ist es für mich unschicklich, von Ihnen zu hören, Wesley, wenn ich kein Blatt vor den Mund nehmen darf.«
    »Ich weiß nicht, was Sie meinen.«
    »Ach, kommen Sie. In den letzten sechsunddreißig Stunden haben sich eine Menge Dinge ereignet, die uns beide betreffen. Aber zu meinem Büro ist kein Wort davon gelangt. Was soll das denn für eine Zusammenarbeit sein?«
    »Ich … ich weiß nicht, Claude.«
    »Natürlich wissen Sie das. Man hat mich systematisch aus der Operation ausgeblendet. Warum?«
    »Die Frage kann ich nicht beantworten. Ich kontrolliere die Operation nicht. Ich hatte keine Ahnung -«
    »Bitte, Wesley. Sie waren draußen im Feld ein geübter Lügner, aber Leute, die gemeinsam mit Ihnen gelogen haben, können Sie nicht täuschen. Wir beide wissen doch, wie die Dinge laufen, oder? Irgend jemand hat etwas von irgend jemand anderem gehört, und die kranke Auster wächst und produziert am Ende eine falsche Perle. Aber dafür ist später Zeit. Falls Sie noch richtig funktionieren, könnte es sein, daß ich etwas für Sie habe.«
    »Und das wäre?«
    »Wer ist Gerhard Kröger?«
    »Was?«

    »Sie haben richtig verstanden, und Sie können mir auch nicht vormachen, daß Sie diesen Namen nicht schon früher gehört haben. Er ist Arzt.«
    Kröger war für das Deuxième off limits. Moreau

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