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Die Lennox-Falle - Roman

Die Lennox-Falle - Roman

Titel: Die Lennox-Falle - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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letzten Wochen in fünf verschiedenen Fällen der Ansicht, daß es besser wäre, sie sehen zu lassen. Außerdem sind diese Leute meist recht zugeknöpft und mögen Fremde nicht, die Fragen stellen; sie nehmen das sogar ziemlich übel. Ich bin nicht weitergekommen.«

    »Ah, aber Sie sind kein Schauspieler, Monsieur, und Ihr Französisch ist, offen gesagt, auch ein wenig verbesserungsbedürftig. Sie sind ohne Zweifel in normaler Kleidung durch jene Straßen gegangen und haben nicht viel anders ausgesehen als jetzt, n’est-ce pas? «
    »Nun … ja.«
    »Ich muß noch einmal um Vergebung bitten, aber ein glattrasierter Mann in ordentlicher Kleidung, der in stockendem Französisch Fragen stellt, würde unter Jodelles Kumpanen in jener Welt wohl kaum Zutrauen erwecken.«
    »Jean-Pierre, hör auf!« rief seine Frau. »Was du da vorschlägst, kommt nicht in Frage! Mal ganz abgesehen von meinen Gefühlen und deiner Sicherheit, dein Vertrag verbietet dir doch irgendwelche körperlichen Risiken einzugehen. Mein Gott, du darfst weder Skilaufen noch Polospielen oder auch nur mit deinem Flugzeug fliegen.«
    »Aber ich werde nicht Skilaufen oder Reiten oder mein Flugzeug fliegen. Ich werde mir lediglich verschiedene Arrondissements in der Stadt ansehen, um dort Milieustudien zu betreiben. Das ist viel weniger, als eine Reise nach Saudi-Arabien wegen einer Nebenrolle.«
    » Merde! « rief Bressard. »Das ist doch lächerlich!«
    »Ich bin nicht hergekommen, um so etwas von Ihnen zu verlangen, Sir«, sagte Lennox. »Ich kam, in der Hoffnung, daß Sie vielleicht etwas wissen, was mir weiterhelfen könnte. Das ist nicht der Fall, und das akzeptiere ich. Meine Regierung kann Leute engagieren, um das zu tun, was Sie hier vorschlagen.«
    »Dazu möchte ich ohne falsche Bescheidenheit sagen, daß Sie dann nicht den Besten bekommen würden. Sie wollen doch den Besten, oder nicht, Mr. Lennox? Oder haben Sie Ihren Bruder so schnell vergessen? Ihre Sorge sagt mir, daß das nicht der Fall ist. Er muß ein guter Mensch sein, ein älterer Bruder, wie man ihn sich wünscht, der Ihnen ohne Zweifel geholfen hat und Ihnen manchmal ein Vorbild war. Sie haben natürlich das Gefühl, ihm etwas schuldig zu sein.«
    »Ja, ich mache mir Sorgen, aber das ist rein persönlich«, sagte der Amerikaner mit scharfer Stimme. »Ich bin Profi.«

    »Das bin ich auch, Monsieur. Und ich schulde diesem Mann, den wir Jodelle nennen, genausoviel wie Sie Ihrem Bruder schulden. Vielleicht sogar mehr. Er hat seine Frau und sein erstes Kind im Kampf für uns alle verloren und dann in einer Art und Weise, die wir uns gar nicht vorstellen können, in der Hölle gelebt, nur damit ich eine Zukunft habe. Oh ja, ich stehe in seiner Schuld - professionell und persönlich. Und ebenso stehe ich in der Schuld der Frau, der jungen Schauspielerin, die meine leibliche Mutter war, und des Kindes, dessen Vornamen ich trage, des älteren Bruders, der mir vielleicht hätte Vorbild sein können. Es ist eine große Schuld, Drew Lennox, und Sie werden mich nicht daran hindern, sie abzutragen. Niemand von euch wird das … bitte seien Sie so freundlich und kommen Sie morgen mittag hierher. Dann werde ich bereit sein und alle Vorkehrungen getroffen haben.«
     
    Lennox und Henri Bressard verließen das beeindruckende Haus der Villiers am Parc Monceau und gingen zum Wagen. »Muß ich Ihnen sagen, daß mir das gar nicht gefällt?« sagte der Franzose.
    »Mir auch nicht«, stimmte Drew ihm zu. »Mag ja sein, daß er ein großartiger Schauspieler ist, aber damit läßt er sich auf etwas ein, was seine Vorstellungskräfte übersteigt.«
    »Kräfte? Welche Kräfte? Mir gefällt einfach nicht, daß er sich der Pariser Unterwelt aussetzt. Wenn man ihn erkennt, könnte man ihn wegen seines Geldes überfallen oder ihn vielleicht sogar entführen, um Lösegeld zu erpressen. Aber Sie meinen, glaube ich, etwas anderes. Habe ich recht?«
    »Da bin ich nicht sicher, nennen Sie es einfach Instinkt. Mit Jodelle ist etwas passiert - hier geht es nicht nur darum, daß ein geistesgestörter Mann sich vor den Augen seines Sohns umgebracht hat, zu dem er sich erst zu spät direkt bekannt hat. Die Tat selbst war eine Tat letzter Verzweiflung; er wußte, daß er besiegt war. Unwiderruflich besiegt.«
    »Ja, ich habe gehört, was Jean-Pierre gesagt hat«, sagte Bressard und ging hinten um den Wagen herum auf die Fahrerseite, während Lennox die Tür am Bordstein öffnete. »Der alte Mann
schrie, er habe versagt; er

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