Die Lennox-Falle - Roman
habe es versucht, aber es nicht geschafft.«
»Aber was hatte er versucht? Was hat er nicht geschafft? Was war das?«
»Vielleicht die Erkenntnis nicht mehr weiterzukommen«, erwiderte Henri, während er den Wagen anließ und losfuhr. »Das Wissen, daß der Feind zu guter Letzt seinem Zugriff entzogen war.«
»Um das zu wissen, muß er jenen Feind gefunden und dann begriffen haben, daß er hilflos war und keine Chance hatte. Er wußte, daß man ihn für einen Verrückten hielt. Also ging er auf eigene Faust los, seinen Feind zu finden, und sobald er ihn gefunden, geschah etwas. Sie haben etwas unternommen, um ihn zu stoppen.«
»Wenn das der Fall war, warum haben sie ihn dann nicht getötet, anstatt ihn bloß zu stoppen?«
»Das konnten sie nicht. Das hätte zuviele Fragen aufgeworfen. Wenn er ermordet worden wäre, hätte das seine verrückten Behauptungen möglicherweise glaubwürdiger erscheinen lassen. Leute wie ich könnten anfangen zu graben und zu bohren, und das kann sich sein Feind nicht leisten.«
»Ich kann nicht erkennen, welchen Bezug das alles auf Jean-Pierre haben soll.«
»Jodelles Feinde, die Gruppe hier in Frankreich, von der ich überzeugt bin, daß sie mit der Nazibewegung in Deutschland in Beziehung steht, hat sich tief unter der Erde eingenistet. Aber sie haben Augen und Ohren über der Erde. Wenn der alte Mann den Kontakt hergestellt hat, werden sie zumindest seinem Selbstmord nachgehen. Sie werden nach jemandem ausschauen, der Fragen über ihn stellt. Wenn an dem, was Jodelle behauptet hat, auch nur ein Funken Wahrheit ist, können sie es sich gar nicht leisten, das nicht zu tun … und das bringt mich wieder auf die verschwundenen OSI-Akten in Washington. Es muß einen Grund für diesen Diebstahl geben.«
»Jetzt verstehe ich, was Sie meinen«, sagte Bressard, »und jetzt bin ich um so mehr dagegen, daß Villier sich hier einschaltet. Ich werde mir alle Mühe geben, ihn davon abzubringen; Giselle wird mir dabei helfen. Sie ist ebenso stark wie er, und er betet sie an.«
»Vielleicht haben Sie eben nicht richtig zugehört. Er hat gesagt, keiner von uns könne ihn daran hindern. Das war sein Ernst.«
»Ich bin ganz Ihrer Meinung, aber Sie haben jetzt einen anderen Faktor ins Spiel gebracht. Wir werden das überschlafen, falls einer von uns Schlaf finden kann … Haben Sie immer noch Ihr Appartement in der Rue du Bac?«
»Ja, aber ich möchte vorher zur Botschaft. Ich muß jemand in Washington über eine sichere Leitung anrufen. Von dort kann mich dann ein Fahrer nach Hause bringen.«
»Wie Sie wünschen.«
Lennox fuhr mit dem Fahrstuhl in das Kellergeschoß der Botschaft und ging durch einen weißen von Neonröhren beleuchteten Korridor in die Fernmeldezentrale. Er schob seine Zugangsberechtigungskarte in den Sicherheitsschlitz; ein kurzes, durchdringendes Summen ertönte, dann öffnete sich die schwere Tür, und er trat ein. Der große klimatisierte und mit Staubfiltern versehene Raum war ebenso wie der Korridor weiß getüncht; drei Wände wurden von einer Vielzahl elektronischer Gerätschaften gesäumt, und alle zwei Meter stand ein Drehstuhl vor einer Konsole. Infolge der späten Stunde war nur einer der Sessel besetzt; zwischen zwei und sechs Uhr morgens herrschte hier kaum Betrieb.
»Ich sehe, du hast die Totengräberschicht gezogen, Bobby«, sagte Drew zu dem einzigen anderen Anwesenden. »Wie läuft’s denn so?«
»Mir macht’s Spaß«, erwiderte Robert Durbane, ein dreiundfünfzigjähriger Fernmeldespezialist und für die Kommunikationszentrale der Botschaft verantwortlich. »Meine Leute glauben immer, ich tu ihnen einen Gefallen, wenn ich mich selbst für die Schicht eintrage; sie täuschen sich, aber sag ihnen das ja nicht. Siehst du, was ich mir mitgebracht habe?« Durbane zeigte ihm die zusammengefaltete Londoner Times mit dem berüchtigten Kreuzworträtsel.
»Ich würde sagen, du bist ein Masochist«, sagte Lennox und ging auf den Stuhl rechts von Durbane zu. »Mir sind die zu schwer, ich versuche es inzwischen gar nicht mehr.«
»Du und all die anderen jungen Leute. Was kann ich für dich tun?«
»Ich möchte Sorenson anrufen.«
»Hat er dich vor einer Stunde nicht erreicht?«
»Ich war nicht zu Hause.«
»Du wirst eine Nachricht von ihm vorfinden … aber seltsam, das klang bei ihm so, als ob ihr miteinander geredet hättet.«
»Das haben wir auch, aber das liegt mehr als drei Stunden zurück.«
»Nimm das rote Telefon dort in dem Käfig.« Durbane
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